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       # taz.de -- Jeffrey Goldberg: Der Chefredakteur des „Atlantic“ ist Trumps Intimfeind
       
       > Ein Journalist, eine Chat-Gruppe, ein absolutes Desaster für die
       > US-Regierung. Wer ist der Mann, der sich mit einem Leak zu Trumps
       > Intimfeind machte?
       
   IMG Bild: Jeffrey Goldberg: Donald Trump nannte ihn einen Widerling auf höchstem Niveau. Ist das ein Kompliment?
       
       US-Präsident Donald Trump nennt ihn einen „Widerling auf höchstem Niveau“.
       Verteidigungsminister Pete Hegseth bezeichnet ihn als „betrügerischen“ und
       „verrufenen“ Journalisten. Die Rede ist von Jeffrey Goldberg, Chefredakteur
       des renommierten US-Magazins The Atlantic, der vor allem über Außenpolitik
       schreibt.
       
       Was ist passiert? Als Politikjournalist in Washington war Goldberg zunächst
       nur wenig überrascht, als ihn auf dem Messengerdienst Signal eine
       Kontaktanfrage von einem Account mit dem Namen Michael Waltz erreichte.
       Waltz ist Trumps Nationaler Sicherheitsberater. Ob es ein echter oder
       Fake-Account war, wusste Goldberg zu dem Zeitpunkt nicht. Er nahm aber erst
       einmal die Einladung an.
       
       ## Goldberg nahm das nicht ernst
       
       Was danach folgte, ist bekannt: [1][Goldberg wurde in eine Chatgruppe
       hinzugefügt, in der Geheimpläne der US-Regierung zu Angriffen auf die
       Huthi-Rebellen im Jemen geteilt wurden] und sich knapp 20 Teilnehmer über
       die geplanten Angriffe austauschten. Goldberg nahm das Ganze nicht recht
       ernst – bis einige Stunden später die Attacken tatsächlich ausgeführt
       wurden.
       
       Von Goldberg mit den Plänen konfrontiert, bestätigte die US-Regierung deren
       Echtheit. Goldberg schrieb einen Artikel über das Chatgruppendesaster und
       wurde zum Regierungsfeind Nummer eins.
       
       Jeffrey Goldberg hatte seine Karriere als Polizeireporter für die
       [2][Washington Post] begonnen. Später war er Autor für das New York Times
       Magazine, dann Korrespondent für den Nahen Osten und dann für Washington
       beim Magazin New Yorker. 2007 kam er als nationaler Korrespondent zu The
       Atlantic und wurde 2016 dessen 15. Chefredakteur, wie Goldberg in seinem
       Autorenprofil schreibt.
       
       ## Trump sei „unqualifiziertester Kandidat“
       
       The Atlantic hat eine liberale Leserschaft und über die Jahre Trump immer
       wieder harsch kritisiert. Trump selbst hatte Goldberg wegen dessen Artikeln
       über ihn auf dem Kieker: Wie der Journalist in seinem Artikel über die
       Signal-Geschichte schreibt, war Trump geradezu „fixiert“ auf ihn. Ihre
       Geschichte reicht mehrere Jahre zurück.
       
       [3][Laut ABC News] nannte der Atlantic Trump im Wahlkampf von 2016 „den
       offenkundig unqualifiziertesten Kandidaten der großen Parteien in der
       227-jährigen Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft“. Er sei „ein
       Feind des faktenbasierten Diskurses“, er kenne die Verfassung nicht und sei
       ihr gegenüber gleichgültig. The Atlantic behauptete sogar: „Er scheint
       nicht lesen zu können.“
       
       Einige Wochen nach der Wahl wurde Goldberg vom öffentlichen Sender NPR
       interviewt. Im Gespräch sagte er über Trump: „Er nutzt wissentlich
       rassistische Schimpfwörter. Da ist für mich eine Grenze überschritten. Wenn
       man das tut und weiß, was man tut, dann ist man ein Rassist.“ Trump griff
       Goldberg und das Magazin seitdem immer wieder verbal an und nannte The
       Atlantic eine „gescheiterte Publikation“.
       
       ## Wie ein autoritäres Regime
       
       Im Jahr 2023, Monate nachdem Trump seine Wiederwahl angekündigt hatte,
       widmete das Magazin eine ganze Ausgabe der Frage, wie eine zweite Amtszeit
       von Trump aussehen würde. Das Fazit: „Es würde sich kaum von autoritären
       Regimen unterscheiden.“
       
       Immer wieder erklärten Trump oder seine Sprecher, Goldberg denke sich seine
       Geschichten aus. So auch im Signal-Skandal: Trump-Sprecherin Karoline
       Leavitt sagte laut ABC News am Mittwoch vor Reportern: „Es gibt niemanden
       in den Medien, der es mehr liebt, Falschmeldungen zu produzieren und zu
       verbreiten als Jeffrey Goldberg.“ Daraufhin [4][veröffentlichte The
       Atlantic den kompletten Chatverlauf]. Von Falschmeldungen kann keine Rede
       sein.
       
       28 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /US-Journalist-in-Militaerplaene-eingeweiht/!6078202
   DIR [2] /Jeff-Bezos-und-die-Pressefreiheit/!6044592
   DIR [3] https://abcnews.go.com/Politics/trump-atlantics-jeffrey-goldberg-back-forth-years/story?id=120177452
   DIR [4] https://www.theatlantic.com/politics/archive/2025/03/trump-administration-accidentally-texted-me-its-war-plans/682151/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johanna Treblin
       
       ## TAGS
       
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