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       # taz.de -- Frühjahrsprognose von Konjunkturforscher: Das Ende der Wirtschaftsflaute ist in Sicht
       
       > Das Investitionspaket des Staates schiebt die kriselnde Wirtschaft bald
       > an, erwartet Ökonom Sebastian Dullien. Ein Selbstläufer sei das aber
       > nicht.
       
   IMG Bild: Container im Hamburger Hafen: Der deutsche Export schwächelt
       
       Berlin taz | Das auf den Weg gebrachte [1][große staatliche Finanzpaket]
       wird schnell zu einer deutlichen Belebung der Wirtschaft führen. Das
       erwartet das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der
       gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung [2][in seiner Frühjahrsprognose].
       Statistisch werde sich das aber erst 2026 niederschlagen.
       
       Die Ökonom:innen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
       aufgrund der Investitionen – nach einem leichten Minus in diesem Jahr –
       2026 um 1,7 Prozent wächst. Die Folgen der Zollpolitik des US-Präsidenten
       Donald Trump sind in dieser Prognose berücksichtigt. Die Berechnung
       unterstellt, dass die angedrohten Zölle aufgrund von Nachverhandlungen auf
       der Hälfte der von Trump angekündigten Höhe liegen werden.
       
       Bundestag und Bundesrat haben in der vergangenen Woche den Weg für eine
       hohe Kreditaufnahme und damit für hohe Investitionen freigemacht. Neben dem
       faktischen Aussetzen der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben will der
       Staat in den kommenden zwölf Jahren 500 Milliarden Euro in die Sanierung
       und Modernisierung der Infrastruktur stecken. Das Geld soll unter anderem
       in die Reparatur von Straßen und Schienen oder den Ausbau von Stromnetzen
       und Häfen fließen. Wie genau die Mittel verteilt werden, wird der neue
       Bundestag entscheiden.
       
       Das Finanzpaket bedeute eine „grundlegende Wende für die deutsche
       Wirtschaft“, sagte IMK-Direktor Sebastian Dullien bei der Vorstellung der
       Konjunkturprognose am Donnerstag. [3][Die deutsche Wirtschaft hat zwei
       Jahre Rezession hinter sich], auch aufgrund der restriktiven
       Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand. Für dieses Jahr rechnen die
       Konjunkturforscher:innen mit 12 Milliarden Euro, die der Staat
       aufgrund des Finanzpakets zusätzlich für die Modernisierung der
       Infrastruktur, für den Klimaschutz und vor allem für das Militär ausgibt.
       
       ## Besserung ab dem 2. Quartal
       
       Trotzdem wird die Wirtschaft nach ihren Berechnungen mit einem Minus von
       0,1 Prozent des BIP nochmals leicht schrumpfen. Grund dafür ist die
       schwache Konjunktur in diesem Winter. Die deutschen Exporte sind gegen Ende
       2024 und zu Beginn dieses Jahres stark zurückgegangen.
       
       Ab dem zweiten Quartal 2025 – also innerhalb der nächsten drei Monate –
       wird sich die Lage ändern, prognostiziert das IMK. Für das Jahr 2026 gehen
       die Ökonom:innen von zusätzlichen öffentlichen Investitionen in Höhe von
       29 Milliarden Euro aus, dann vor allem für die Infrastruktur. Das führt zu
       einer steigenden Nachfrage und, durch die besseren wirtschaftlichen
       Aussichten, zu mehr privaten Investitionen, so die Erwartung.
       
       Ein Selbstläufer sei das aber nicht, warnte IMK-Direktor Dullien. „Es ist
       zentral, dass die Politik Vertrauen schafft und sichert, dass das viele
       Geld effektiv in die wirklich vordringlichen Projekte investiert wird“,
       sagte er. Diese Projekte müssten auch zügig umgesetzt werden können. „Hier
       ist die Regierung gefragt, wo immer möglich, Planungsverfahren zu
       straffen“, forderte er. Dazu gehöre, die involvierten Behörden zu
       digitalisieren und personell angemessen auszustatten.
       
       Damit die Impulse nicht konterkariert werden, müssen nach Auffassung des
       Konjunkturforschers bei der Auftragsvergabe auch gute Arbeitsbedingungen
       berücksichtigt werden, etwa eine Tarifbindung. „Und wilde Kürzungsdebatten
       bei der sozialen Sicherung, wie wir sie im Wahlkampf gesehen haben, würden
       genau in die falsche Richtung führen“, betonte er.
       
       Dass die öffentlichen Investitionen zu einer drastischen Steigerung der
       Preise führen, erwarten die Ökonom:innen nicht. Sie gehen für 2025 und
       2026 von einer Inflation von 2 Prozent aus, was dem politischen Ziel der
       Europäischen Zentralbank entspricht.
       
       27 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schiene-Strasse-Schule/!6074315
   DIR [2] https://www.imk-boeckler.de/de/aktuelle-prognosen-16270.htm
   DIR [3] /Stellenabbau-bei-VW-und-Thyssenkrupp/!6051214
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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