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       # taz.de -- Faeser sagt Besuch in Syrien ab: Aber für Abschiebungen ist das Land sicher genug
       
       > Innenministerin Nancy Faeser bricht wegen Anschlagsgefahr eine
       > Syrienreise ab. Am Plan, bald wieder Syrer*innen zurückzuschicken,
       > hält sie fest.
       
   IMG Bild: Syrien zu unsicher: Nancy Faeser und ihr Kollege aus Österreich Gerhard Karner müssen in Amman die Reise abbrechen
       
       Berlin taz | Ausgerechnet, um über Abschiebungen zu sprechen, sollte
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Donnerstagmorgen in die
       syrische Hauptstadt Damaskus fliegen. Seitdem dort das Assad-Regime von
       Rebellen gestürzt wurde, wollen viele deutsche Politiker*innen
       syrische [1][Geflüchtete wieder zurückschicken.]
       
       Doch Faeser demonstrierte ungewollt, warum das für Betroffene eine Reise in
       den Tod bedeuten könnte. Ihr Flug musste abgesagt werden, offenbar drohte
       ein Terroranschlag. Laut Bundesinnenministerium (BMI) habe es „konkrete
       Warnhinweise der deutschen Sicherheitsbehörden“ gegeben. Die Entscheidung
       zum Abbruch habe Faeser im jordanischen Aman getroffen, wo sie
       Regierungsvertreter traf.
       
       Kurz zuvor hatte das BMI der „Tagesschau“ noch mitgeteilt: „Insbesondere
       arbeiten Deutschland und Österreich intensiv daran, dass schwere Straftäter
       und Gefährder mit syrischer Staatsangehörigkeit schnellstmöglich wieder
       nach Syrien zurückgeführt werden können.“
       
       Auf Nachfrage der taz, ob dieses Vorhaben nicht aufgegeben werden müsse,
       wenn in Syrien offensichtlich Terror droht, wiederholt das BMI am
       Donnerstag: „Straftäter und Islamisten wollen wir schnellstmöglich
       abschieben.“ Die rechtlichen Möglichkeiten dafür habe man und werde sie
       auch nutzen – allerdings unter der vagen Bedingung, dass „die Lage in
       Syrien dies zulässt“.
       
       ## Unter Merz dürfte es noch schlimmer werden
       
       Auch andere Pläne Faesers seien „weiterhin gültig“, wobei das BMI beteuert,
       man habe „die Sicherheitsfragen im Blick“. So soll das Bundesamt für
       Migration und Flüchtlinge (Bamf) bei syrischen Geflüchteten den
       Schutzstatus prüfen, die schon hier sind. Bleiben dürfen soll nur „wer gut
       integriert ist, arbeitet, Deutsch gelernt hat und hier eine neue Heimat
       gefunden hat“.
       
       Auch die freiwillige Rückkehr von Syrer*innen will das BMI weiter
       fördern, während offene Asylverfahren für syrische Geflüchtete weiterhin
       ausgesetzt bleiben. Unter einem möglichen Bundeskanzler Friedrich Merz
       (CDU) dürfte der Kurs noch schärfer werden: SPD und Union haben sich
       bereits darauf geeinigt, bald generell Syrer*innen abzuschieben, auch
       ohne Vorstrafe.
       
       Die Pro-Asyl-Rechtsexpertin Wiebke Judith sagte der taz: „Syrien ist im
       Umbruch und die Sicherheitslage an vielen Orten volatil – nicht nur für
       Faeser, für alle Menschen.“ Die deutsche Diskussion über Abschiebung und
       Rückkehr sei „beschämend“ und sende „die fatale Botschaft an die syrische
       Community, dass sie auch nach vielen Jahren immer noch nicht dazugehören“.
       
       Zuletzt hatte es weitere Anzeichen gegeben, dass die Sicherheitslage in
       Syrien auch unter [2][Übergangspräsident Ahmed Al-Scharaa] prekär bleibt.
       Al-Scharaa ist Chef der HTS-Miliz, einer vormaligen dschihadistischen
       Terrorgruppe, die sich aber inzwischen als geläutert gibt. Ihre Kämpfer
       hatten den Langzeitdiktator Baschar al-Assad Ende letzten Jahres
       überraschend gestürzt.
       
       Die Rebellen kündigten danach zwar an, die Rechte von Minderheiten zu
       achten. Mitte März kam es aber offenbar [3][zu Massakern von
       regierungsnahen Milizen] an Hunderten alawitischen Zivilist*innen. Die
       syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von ethnischen
       Säuberungen und Massenmord aus Rache. Der gestürzte al-Assad ist Alawit,
       aus der religiösen Minderheit rekrutierten sich auch viele Funktionäre
       seines brutalen Regimes.
       
       27 Mar 2025
       
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