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       # taz.de -- Werder-Frauen gewinnen beim HSV: 57.000 wollen Frauenfußball sehen
       
       > Vor Rekordkulisse gewannen Werder Bremens Frauen das Pokal-Halbfinale
       > beim HSV mit 3:1. Die Hamburgerinnen empfahlen sich für die erste Liga.
       
   IMG Bild: Das gab's noch nie: ausverkauftes Volksparkstadion bei einem Frauenfußballspiel
       
       Hamburg taz | Als Werder Bremens Torfrau Livia Peng das Feld zum Aufwärmen
       betrat, wurde klar, warum dieses Spiel neben dem gestiegenen Interesse am
       Frauenfußball eine so große Anziehungskraft besaß: Hier sollte es vor
       57.000 Zuschauer:innen, der größten Kulisse, die ein
       [1][Frauenfußball-Spiel auf Vereinsebene] in Deutschland bislang hatte,
       endlich wieder zu einem Nord-Derby zwischen dem HSV und Werder kommen.
       
       Aus der schon gefüllten Nordgerade tönte Peng ein gellendes Pfeifkonzert
       entgegen, gefolgt von inbrünstigen „Scheiß Werder Bremen“-Rufen. Die
       Schweizer Nationaltorhüterin eilte ungerührt zu den 15.000 Werder-Fans im
       Südwesten, die sie beklatschten und mit einem herzlichen „Scheiß-HSV“
       antworteten.
       
       Das hatte im April 2009 auch Werder-Torwart Tim Wiese mit dem Megaphon in
       diese Kurve gebrüllt, als Werder das DFB-Pokal-Halbfinale im Volkspark nach
       Elfmeterschießen für sich entschied. Damals standen die HSV-Frauen auf
       Platz sechs der Bundesliga, Star des Teams war Nationalspielerin Kim Kulig,
       die als größtes Talent Deutschlands galt. Werder Bremen lieferte sich
       währenddessen mit dem BV Cloppenburg in der Regionalliga Nord einen
       Zweikampf um die Tabellenspitze.
       
       Gut drei Jahre später kommentierte die inzwischen nach Frankfurt
       gewechselte Kulig: „Nach der WM im eigenen Land dachte man, der
       Frauenfußball sei angekommen in Deutschland – und jetzt so etwas.“ Im
       Sommer 2012 hatte HSV-Vorstand Carl Jarchow das [2][Aus für die
       Bundesligamannschaft verkündet]. „Aus wirtschaftlichen Gründen“, wie es
       hieß, wurde sie abgemeldet. Hunderttausend Euro sollen gefehlt haben, um
       mit einem konkurrenzfähigen Etat in die neue Saison zu gehen.
       
       ## Vor 13 Jahren schob der HSV die Frauen aufs Abstellgleis
       
       Während andere Bundesligisten begannen, in den Frauenfußball zu
       investieren, geriet er beim HSV aufs Abstellgleis. Die brüskierte
       Frauenabteilung war allerdings so resistent, dass sich die 1.
       Frauenmannschaft bis 2023 wieder in die 2. Bundesliga hochkämpfte – und
       dort aktuell [3][als Tabellendritter gute Aufstiegschancen besitzt].
       
       Auch bei Werder gab es eine Zeit, in der der Frauenfußball verpönt war.
       „Solange ich bei Werder was zu sagen habe, gibt es keinen Frauenfußball“,
       sagte der ehemalige Präsident Klaus-Dieter Fischer 1974, änderte aber
       später seine Meinung. Seit der Neugründung der Abteilung im Jahr 2006 wird
       sie kontinuierlich unterstützt. Finanziell mit Augenmaß zwar, aber so
       nachhaltig, dass sich die ehemalige Fahrstuhlmannschaft ins gesicherte
       [4][Mittelfeld der 1. Bundesliga hochgespielt] hat. Nur so ist sie
       attraktiv genug für junge Talente wie Larissa Mühlhaus, die im letzten
       Sommer als Zweitliga-Torschützenkönigin vom HSV an die Weser wechselte.
       Pfiffe gab es für die 22-Jährige bei der Rückkehr ins Volksparkstadion
       dennoch nicht.
       
       Obwohl beide Teams im Liga-Alltag meist vor 600 beziehungsweise 1.500
       Zuschauer:innen spielen, kannten sie die Stadionatmosphäre mit
       Zuschauern im fünfstelligen Bereich bereits: der HSV von beiden vorigen
       Pokalrunden, Werder von zwei Bundesliga-Spielen im Weserstadion. Weniger
       beeindruckt von der Riesenkulisse, die von Beginn an hitzige
       Pokalatmosphäre erzeugte, war der Zweitligist, der mehrfach kurz vor der
       Führung stand und in der ersten halben Stunde fast jeden Zweikampf gewann.
       
       Nachdem Werder-Spielerin Saskia Matheis in der 53 Minute nach einem Foul an
       der Strafraumgrenze die Gelb-Rote Karte bekam, wurde das Spiel auch auf dem
       Feld giftiger. Zahlreiche Fouls auf beiden Seiten und weiter fehlerhafte
       Bremerinnen führten zu einem zerfahrenen Spiel mit wenigen Torchancen.
       
       ## Ausgleich in der 90. Minute
       
       Den vermeintlich entscheidenden Fehler beging dann eine Hamburgerin:
       Torfrau Inga Schuldt zögerte bei einer Rückgabe zu lange, Werder-Stürmerin
       Sophie Weidauer sprintete in den Ball und erzielte das 1:0. In der 90.
       Minute sorgte dann ein Kopfballtor von Sarah-Vanessa Stöckmann nach einem
       abgewehrten Freistoß der von Lisa Baum, der besten Hamburgerin, doch noch
       für die Verlängerung.
       
       In der erreichte die Stimmung dann endgültig das Level der
       Champions-League-Jahre in diesem Stadion. Den offenen, frenetisch
       befeuerten Schlagabtausch auf dem Feld entschied dann erneut Weidauer in
       der 118. Minute. Gewonnen hat nicht die bessere, sondern die glücklichere
       Mannschaft, auch wenn Verena Wieder noch das 3:1 erzielte.
       
       Werder tritt nun am 1. Mai im Pokalfinale gegen [5][Bayern München] an. Der
       HSV wäre in dieser Form eine Bereicherung für die Bundesliga.
       
       23 Mar 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Lorenzen
       
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