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       # taz.de -- Grüne nach Hamburger Bürgerschaftswahl: Der eine tritt vor, die andere zurück
       
       > Die Grünen stehen vor Koalitionsverhandlungen mit der SPD. Doch nun
       > treten überraschend die Fraktionschefs zurück – in unterschiedliche
       > Richtungen.
       
   IMG Bild: Gehen nun verschiedene Wege: die scheidenden grünen Fraktionschefs Dominik Lorenzen und Jenny Jasberg
       
       Hamburg taz | Unmittelbar vor den beginnenden Koalitionsverhandlungen mit
       der SPD steht ein Wechsel an der Fraktionsspitze der Hamburger Grünen
       bevor. Die bisherigen Ko-Chefs Jenny Jasberg und Dominik Lorenzen machen
       nicht weiter, gaben sie am Montagabend bekannt.
       
       Bemerkenswert ist, wie verschieden die Wege sind, die die beiden nach der
       [1][für die Grünen deprimierenden Hamburg-Wahl] gehen: Während der zum
       Realo-Flügel gehörende Lorenzen nun die Koalitionsverhandlungen mit führt,
       um anschließend wohl in die Riege der SenatorInnen aufzusteigen, zieht sich
       die linke Jasberg in die zweite Reihe zurück und kritisiert dabei den
       Mitte-Kurs ihrer Landespartei.
       
       Auf Jasberg und Lorenzen sollen die bisherige innenpolitische Sprecherin
       der Fraktion, Sina Imhof, und der Fraktionssprecher für Flucht und
       Religion, Michael Gwosdz, folgen. Das ist das Ergebnis einer
       Fraktionssitzung am Montagabend. Dabei war mit einer Entscheidung, wer in
       der neuen Legislaturperiode die Fraktion führen soll, eigentlich erst für
       die Zeit nach den Koalitionsverhandlungen gerechnet worden.
       
       „Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, nicht erneut für das
       Amt der Vorsitzenden der Grünen Bürgerschaftsfraktion zu kandidieren“,
       erklärte jedoch, früher als erwartet, Jasberg. Sie begründet ihren Rückzug
       von der Spitze zum einen mit der hohen Arbeitsbelastung, zu der auch „viel
       Befindlichkeitsmanagement“ gehöre, worunter ihre körperliche und mentale
       Gesundheit leide.
       
       ## Grüne verloren ein Fünftel WählerInnen
       
       Zum andern kritisiert sie aber auch den in den vergangenen Jahren
       verfolgten Mitte-Kurs ihrer Landespartei, gegen den sich die dezidiert
       Linke Jasberg häufig vergeblich zu stemmen versucht hatte. „Der Versuch,
       vor allem die politische Mitte anzusprechen, war nicht erfolgreich“,
       konstatiert sie angesichts der Verluste bei der Hamburg-Wahl Anfang März.
       
       Da mussten die Grünen Verluste von rund einem Fünftel ihrer ehemaligen
       WählerInnen hinnehmen. „Besonders aus dem [2][linken Spektrum]
       erreichten mich viele Rückmeldungen, dass Vertrauen verloren ging, etwa
       durch den Umgang mit Geflüchteten oder innenpolitische Entscheidungen“,
       sagt Jasberg.
       
       Ihre Hinweise auf den von den Grünen mitgetragenen Umgang mit Geflüchteten
       sowie auf innenpolitische Entscheidungen der rot-grünen Koalition lassen
       sich nicht nur als Kritik an den im Senat sitzenden Grünen lesen, die etwa
       die Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete mitgetragen haben, sondern
       auch als Kritik an ihren NachfolgerInnen – sind Imhof und Gwosdz in der
       vergangenen Legislatur doch FachsprecherInnen ihrer Fraktion zu den beiden
       Themen gewesen.
       
       Beide sollen nach der am Montag noch nicht bindenden Abstimmung am Mittwoch
       offiziell in ihre neuen Positionen gewählt werden, wenn die [3][neugewählte
       Bürgerschaft] erstmals zur neuen Wahlperiode zusammenkommt. Ob sie ab dann
       allerdings die ganze Fraktion hinter sich haben, ist ungewiss.
       
       Obwohl sich neben Imhof und Gwosdz am Montagabend niemand aus der Fraktion
       als GegenkandidatIn bewarb, erhielten die beiden nach
       taz-Informationen lediglich 13 von 24 Stimmen. „Meinen NachfolgerInnen
       wünsche ich Kraft, Erfolg und eine gute Hand für die anstehenden Aufgaben“,
       sagte, passenderweise, der scheidende Fraktionschef Lorenzen.
       
       Neben Lorenzen sollen die Koalitionsverhandlungen mit der SPD auf
       Grünen-Seite von Katharina Fegebank (Zweite Bürgermeisterin), Anjes Tjarks
       (Verkehrssenator), Anna Gallina (Justizsenatorin) sowie den
       Landesparteichefs Maryam Blumenthal und Leon Alam geführt werden.
       
       Auch der freiwillig scheidende Umweltsenator Jens Kerstan verhandelt noch
       mit, ehe er sich aus der Politik zurückzieht. Auf ihn dürfte Lorenzen
       folgen. Fraglich scheint jedoch, ob er dann wie sein Vorgänger auch noch
       [4][für die Energiepolitik zuständig] ist – der SPD wird nachgesagt, das
       Thema gern der SPD-geführten Wirtschaftsbehörde zuzuschlagen.
       
       Beide Parteien hoffen, bis Ende April mit den Verhandlungen fertig zu
       sein.
       
       25 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Die-Gruenen-nach-der-Hamburg-Wahl/!6070232
   DIR [2] /Linkspartei-so-gut-wie-nie-in-Hamburg/!6072638
   DIR [3] /Buergerschaftswahl-Hamburg-in-Zahlen/!6064137
   DIR [4] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bukea/themen/energie
       
       ## AUTOREN
       
   DIR André Zuschlag
       
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