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       # taz.de -- Preispolitik der Berliner Bäder-Betriebe: Sauteuer und arschkalt
       
       > Ein neues Preissystem sorgt für deutlich höhere Eintrittspreise fürs
       > Schwimmen. Weil gespart werden muss, bleiben die meisten Sommerbäder
       > ungeheizt.
       
   IMG Bild: Gegen Kälte hilft nur schneller schwimmen
       
       Berlin taz | Ungeheizte Becken, verkürzte Freibadsaison und deutlich höhere
       Eintrittspreise – die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) verpassen sich ein
       „vollständiges Update“, wie sie ganz im Stil euphemistischen
       Unternehmenssprechs am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Stadtbad
       Tiergarten mitteilten. Ihr Wording, so viel sei zugestanden, bezieht sich
       dabei zwar nur auf das neue Tarifsystem, das der Vorstandsvorsitzende
       Johannes Kleinsorg und der Betriebsleiter Ricardo Haas präsentierten. Aber
       zumindest hier werden die neuen Härten wohlklingend verkauft: Die Rede ist
       von einer „fairen und nutzungsbasierten Preisgestaltung“.
       
       Das bisherige Tarifsystem wird ab 5. Mai gänzlich neu aufgestellt –
       unterteilt nach Frei- und [1][Hallenbädern]. Statt einheitlicher Preise
       soll nun zwischen unterschiedlichen Kategorien von Bädern variiert werden,
       je nach Ausstattung. Prinzenbad und Sommerbad Neukölln kosten dann mehr als
       die Sommerbäder Mariendorf oder Olympiastadion, die Schwimm- und
       Sprunghalle an der Landsberger Allee mehr als die Halle auf der
       Fischerinsel.
       
       Bei den Sommerbädern wird der Preis nach Buchungszeitraum variieren – eine
       Woche vorher sind die Tickets günstiger als am selben Tag –, bei den
       Hallenbädern nicht mehr nach der Tageszeit, sondern nach der Länge des
       Besuchs: Unterschieden wird hier nach 90, 150 Minuten oder einem
       Ganztagstarif.
       
       Bis auf wenige Ausnahmen bedeutet die neue Systematik: Es wird teurer, und
       das nicht zu knapp. Deutlich wird das schon bei der Sommermehrfachkarte,
       die zu 20 Eintritten berechtigt und deren Preis von 60 auf 80 Euro
       angehoben wird. Auch der Tagespreis für die Freibäder erhöht sich von
       bislang einheitlich 5,50 Euro auf 6 bis 7 Euro.
       
       Wer vorher online bucht, kann noch mit Rabatten von 5 bis 20 Prozent
       rechnen, muss sich allerdings für einen von fünf über den Tag verteilten
       Einlass-Slots entscheiden, in denen dann der Eintritt garantiert wird. In
       den Hallen kosten 90 Minuten Schwimmen künftig zwischen 4 und 6 Euro,
       Tagestickets zwischen 6 und 11,50 Euro. Bislang zahlten Gäste je nach
       Tageszeit zwischen 3,50 und 5 Euro.
       
       ## Gestiegen Kosten
       
       Bäderchef Kleinsorg sagt: „Wir steigern die Wirtschaftlichkeit der Bäder.“
       Wie viel mehr Einnahmen am Ende zusammenkommen sollen, könne aber nicht
       vorausgesagt werden. Die Notwendigkeit dafür begründet er der taz gegenüber
       mit in den vergangenen Jahren gestiegenen Kosten vor allem im Energie- und
       Personalbereich, während die Preise seit 2014 stabil gehalten wurden. Die
       höheren Kosten würden durch die nun angehobenen Preise nur
       „teilkompensiert“.
       
       Auch sei man, so Kleinsorg, in der „Sozialorientierung ganz vorn dabei“,
       habe im Vergleich zu Bädern in anderen Städten „besonders viele
       Ermäßigungstatbestände“. Schüler:innen, Azubis, Student:innen und
       Empfänger:innen von Bürgergeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung zahlen
       jeweils etwa 40 Prozent weniger.
       
       ## Kai Wegner lässt frösteln
       
       Kalt getroffen haben die Bäder die Sparvorlagen des Senats, der die
       bisherigen Zuwendungen von 75 Millionen Euro leicht reduziert, aber den
       Zuschuss für Energiekosten in Höhe von 3 Millionen Euro gänzlich gestrichen
       hat. Die kalte Dusche geben die BBB voll an ihre Gäste weiter.
       
       Statt das Wasser in den Freibädern auf angenehme 22 Grad Celsius zu heizen,
       wird das Wasser nun mit der Leitungstemperatur von 12 Grad in die Becken
       gelassen und soll sich dann von selbst erwärmen. Das bedeutet konkret: Die
       ungeheizten Sommerbäder werden in den ersten Wochen kaum benutzbar sein.
       Selbst im vergangenen Oktober hatte das noch geöffnete Prinzenbad
       Wassertemperaturen von mehr als 15 Grad – [2][und war ohne Neoprenanzug
       kaum länger als ein paar Minuten auszuhalten].
       
       Ausnahmen gibt es bei sechs Bädern, darunter das Prinzenbad, das Sommerbad
       Pankow und das Kombibad Seestraße, die mit Solarabsorberanlagen
       ausgestattet sind. Diese werden so weiterhin beheizt und können wohl ab Mai
       ernsthaft genutzt werden. Nur das Prinzenbad soll schon am 30. April
       geöffnet sein.
       
       Als Folge der Sparmaßnahmen soll der Freibadbetrieb in diesem Jahr bereits
       am 7. September enden. In den vergangenen Jahren waren viele Bäder länger
       geöffnet – häufig aufgrund der dann immer noch sommerlichen Temperaturen.
       Viele Gäste waren garantiert. 2024 zählten die Sommerbäder 1,9 Millionen
       Besucher:innen, 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
       
       Zumindest eine Verbesserung soll es in dieser Saison aber geben: Die Kassen
       werden wieder grundsätzlich besetzt sein und – sofern das Bad nicht voll
       ausgelastet ist – Tickets verkaufen. Zur Erinnerung: Im vergangenen Sommer
       war der Zutritt oft nur mit Onlinetickets möglich. Dagegen hatte sich die
       Initiative [3][„Freibad einfach für alle“] unter anderem mit einer Petition
       gewehrt, denn diese Praxis schließe all jene vom Freibadbesuch aus, die
       nicht online unterwegs sind.
       
       Die Bäder-Betriebe hatten die Maßnahme damit begründet, lange Schlangen vor
       den Bädern vermeiden zu wollen, auch um [4][die Sicherheit zu erhöhen]. Nun
       soll es durch die Zeitfenster bei Onlinetickets zu einer Entzerrung kommen
       und damit derselbe Effekt erreicht werden. Womöglich aber liegt der
       Sicherheitsgewinn künftig darin, dass sich weniger zahlungskräftige
       Klientel den Besuch immer seltener leisten kann.
       
       26 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://blogs.taz.de/prinzenbad/2024/09/25/wenig-wintersaison-fuer-viel-geld/
   DIR [2] /Prinzenbad-im-Oktober/!6038432
   DIR [3] /Zugangsregeln-in-Berliner-Freibaedern/!6026832
   DIR [4] /Freibadsaison-in-Berlin/!6020751
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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