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       # taz.de -- Experte für atomare Abrüstung: Der Physiker Frank von Hippel erhält den Friedenspreis
       
       > Der Göttinger Friedenspreis würdigt Hippels Studien und Initiativen. Sie
       > trugen zur Verifizierbarkeit der Abrüstung von Atomwaffen bei.
       
   IMG Bild: Für sein Wirken zur Rüstungskontrolle geehrt: der Physiker Frank von Hippel
       
       Hamburg taz | Es gibt Familien, die sich über Generationen durch eine
       außergewöhnliche Haltung auszeichnen. Frank von Hippel widmet sich seit
       Jahrzehnten dem Frieden. Schon sein Großvater James Franck versuchte, den
       US-Präsidenten Harry S. Truman vom Einsatz der Atombombe im Krieg gegen
       Japan abzubringen. Von Hippel selbst wiederum beriet in den 1990er-Jahren
       Bill Clinton in Fragen nuklearer Sicherheit.
       
       Jetzt wird dem US-amerikanischen Physiker und Abrüstungsexperten der
       Göttinger Friedenspreis verliehen. Am Samstag soll von Hippel für seine
       zahlreichen Physik-basierten Studien, Initiativen und aktuellen
       Stellungnahmen geehrt werden.
       
       Letztere hätten „entscheidend zur Kontrolle und Elimination von spaltbarem
       Material, zur Sicherheit von Anlagen im nuklearen Brennstoffkreislauf und
       zur Verifizierbarkeit der Abrüstung von Atomwaffen“ beigetragen, heißt es
       seitens der Stiftung Dr. Roland Röhl, die den Preis verleiht.
       
       Frank von Hippel wurde 1937 in Cambridge geboren, nachdem seine Eltern 1933
       aus Deutschland emigriert waren. Sein Vater, Arthur von Hippel, war
       ebenfalls Physiker. Sein Großvater James Franck bekam den
       Physik-Nobelpreis. Aus Protest gegen die Entlassung aller Juden aus dem
       Professorenamt legte er seine Professur an der Universität Göttingen
       nieder.
       
       Von Hippel studierte und forschte an zahlreichen, angesehenen Universitäten
       des UK und der USA, unter anderem in Oxford, Stanford und Princeton. Sein
       Interesse an Politik führte ihn in die Politikberatung. Als Gründe dafür
       nannte er in einem Interview 2023 mit dem Wilson-Center seine
       Unzufriedenheit über die US-Regierung während des Vietnamkrieges.
       
       „Zusätzlich zu dieser Unzufriedenheit hatte ich ein sehr langfristiges
       Interesse an Nuklearfragen, das ich eigentlich von meinem Großvater geerbt
       hatte, der am Manhattan-Projekt beteiligt war“, sagte er.
       
       In den 1960er- und 1970er-Jahren begann er, sich kritisch mit der
       Verbreitung von Atomwaffen auseinanderzusetzen. Er beriet die
       US-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton zu Fragen der
       Nichtverbreitung. Während des Kalten Krieges setzte er sich für den Stopp
       der Plutonium-Produktion für Atomwaffen ein und engagierte sich für ein
       internationales Verbot von Atomwaffentests, das zum Atomteststoppvertrag
       führte und jegliche Form der Kernwaffentests verbietet.
       
       Er forschte an Konzepten zur Reduzierung des atomaren Bedrohungspotenzials
       und förderte das Vertrauen zwischen den USA und der Sowjetunion, indem er
       mit sowjetischen Wissenschaftlern kooperierte. Auf die politische
       Entscheidungsfindung in den USA hatte von Hippels Arbeit großen Einfluss.
       
       Der Göttinger Friedenspreis würdigt jetzt von Hippels „herausragende
       Verdienste zur naturwissenschaftlichen [1][Friedensforschung] und seine
       bedeutenden friedenspraktischen Aktivitäten auf dem Gebiet der nuklearen
       Rüstungskontrolle und Abrüstung“.
       
       Frank von Hippel hat auch heute noch eine klare Meinung zu Atomwaffen: „Ich
       halte weniger von der [2][nuklearen Abschreckung] als stabilisierendem
       Faktor in der Welt, obwohl sie es ist. Ich mache mir eher Sorgen über die
       katastrophalen Folgen, wenn ein [3][Atomkrieg] durch einen Unfall oder
       Wahnsinn ausbricht.“
       
       14 Mar 2025
       
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