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       # taz.de -- „Texte aus dem Krieg“: Untergang des Menschen und Feldmausrettung in der Ukraine
       
       > Einfühlsame Beobachtung gegen mörderische Gleichgültigkeit – Katja
       > Petrowskaja leistet in ihren Fotokolumnen auf ihre Art Widerstand.
       
   IMG Bild: Schafe im Trusso-Tal, Georgien, aufgenommen von Katja Petrowskaja. Jeder Text in ihrem aktuellen Buch geht von einem Bild aus
       
       Ein schwarzes Schaf springt über einen Bach. [1][Die Schriftstellerin Katja
       Petrowskaja] hat das Foto im Großen Kaukasus aufgenommen. Im Trussotal,
       nahe dem mythischen Berg Kasbek, ein Fünftausender an [2][Georgiens] Grenze
       zur Russischen Föderation. Von diesem Bild ausgehend hält sie fest: „Es
       gibt Tage, an denen man so viel Schönes sieht, dass man die Erinnerung wie
       einen Vorrat benutzt.“
       
       Doch Petrowskaja ahnt, sie wird künftig einen großen Vorrat davon brauchen.
       Den Text verfasste die preisgekrönte Autorin („Vielleicht Esther“) wenige
       Tage vor dem 24. 2. 2022, dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Das
       schwarze Schaf in Georgien macht Sinn, das Land hatte Ähnliches mit
       Russland bereits 2008 erlebt.
       
       Was im Februar 2022 begann und bis heute fortdauert, verschlägt in seiner
       Monstrosität oft die Sprache. Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren,
       jüdisch-ukrainischer Herkunft und in Berlin lebend, begehrt schreibend
       dagegen auf. Wie viele Künstler:innen, Intellektuelle und
       Schriftsteller:innen der Ukraine. Sie tut dies reflektiert,
       melancholisch und mit einer Unbedingtheit, die bewundernswert ist.
       
       ## Band mit Fotokolumnen 2022 bis 2024
       
       Kulturell will sie sich auf keinen Fall von der Rohheit des [3][russischen
       Angriffskrieg] überwältigen lassen. Aber auch nichts beschönigen. Ihre nun
       in einem Band zusammengefassten Fotokolumnen, von Februar 2022 bis Oktober
       2024 überwiegend in der FAS erschienen, sind große Literatur.
       
       Es sind liebevolle, sprachlich um Präzision und Wahrhaftigkeit ringende
       Miniaturen, in denen die großen Tragödien der Antike heute aufblitzen.
       Alles hat Sinn, die von ihr ausgewählten Bilder erfassen Momente,
       Ereignisse, Personen, Landschaften, Kultur, ohne die es kein Gedächtnis,
       keine Erinnerung gibt. Sie sind nicht voyeuristisch, die Autorin
       beschreibt, was abbildbar ist und was nicht. Der Tod, die Amputation, das
       „natürliche“ Sterben des Vaters. Sie verbindet Privates und Politisches,
       wie es im Leben ist.
       
       Der Band enthält allegorische Erzählungen wie die von der Feldmaus und dem
       Hund, die nach der Bombardierung des Staudamms aus den Fluten gerettet
       werden. Die ganze geschundene Nation freute sich. Oder von King Arthur aus
       Kiew, „einem Engel der Queerbewegung“, gefallen 2024. „Ich wollte viele
       Freunde treffen“, schreibt die mit der Kiewer Kulturszene tief verbundene
       Autorin, „und ging zu Arthurs Trauerfeier, so ist es jetzt, wenn man alle
       sehen möchte.“
       
       27 Mar 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Fanizadeh
       
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