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       # taz.de -- Verkehrsberuhigung in Berlin-Lichtenberg: Poller im Kaskelkiez bleibt
       
       > Eine Einheitsfront aus CDU, AfD und BSW will einen Poller im
       > Lichtenberger Kaskelkiez abräumen lassen. Ein Antrag in der BVV ist nun
       > abgelehnt worden.
       
   IMG Bild: Häufig treten Berliner Poller im Rudel auf (wie hier in Neukölln). In Lichtenberg gibt es Ärger um einen einzigen
       
       Berlin taz | Der umstrittene Poller in der Stadthausstraße im Kaskelkiez
       bleibt weiter stehen. Das hat der Verkehrsausschuss der
       Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg am Mittwoch beschlossen. Ein
       [1][Antrag der CDU, den Poller unverzüglich abzuräumen,] erhielt trotz
       Unterstützung durch AfD und BSW keine Mehrheit. Stattdessen kam es zu einem
       Patt-Ergebnis, in dem Fall gelten Anträge als abgelehnt.
       
       Der sogenannte Modalfilter im Kaskelkiez ist zum wiederholten Mal
       Gegenstand von Abstimmungen in der BVV geworden. Im Dezember 2023 war er
       nach einem Beschluss von Linken, Grünen und SPD aufgestellt worden, als
       erster Schritt zu einer Verkehrsberuhigung des Gründerzeitviertels unweit
       des S-Bahnhofs Ostkreuz.
       
       Seither tobt ein zäher Kleinkrieg um die Existenzberechtigung dieses einen
       Pollers. Und das nicht nur in der [2][Lichtenberger] BVV. Auch mehrere
       Vereine und Bürger*inneninitiativen kämpfen jeweils für oder gegen
       die Sperre in der Stadthausstraße. Für den Verein Verkehrsberuhigung mit
       Augenmaß etwa ist der Poller eine problematische Mobilitätseinschränkung
       für Anwohnende, Pflegebedürftige und Rettungskräfte.
       
       Mit einem Bürgerentscheid will der Verein ein Zeichen gegen den
       „derzeitigen politischen Verpollerungs-Zeitgeist“ setzen. Es werden weiter
       Unterschriften gesammelt. Als alternative Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
       – wenn es denn unbedingt sein muss – schlägt der Verein Bodenschwellen,
       Tempomesser und Verkehrsschilder vor.
       
       ## Blockadehaltung des Senats
       
       „Die Stimmung im Kiez ist seit Errichtung des Pollers so schlecht wie zuvor
       nicht“, teilt Judith Kochendörfer vom Verein auf taz-Nachfrage schriftlich
       mit. Mag ja sein, sagt Ragnhild Sørensen für die
       Verkehrswende-Aktivist*innen des [3][Vereins Changing Cities]. Aber die
       schlechte Stimmung komme eher daher, dass der Poller ohne die vom Bezirk
       eigentlich mal versprochenen weiteren Verkehrsberuhigungs-Maßnahmen schwer
       zu verstehen sei.
       
       Changing Cities steht hinter der Kampagne [4][„Kiezblocks“], die sich in
       etlichen Bezirken dafür starkmacht, den Autoverkehr in Wohngebieten zu
       reduzieren, indem der Durchgangsverkehr nur über Hauptstraßen geleitet
       wird. Dazu gehören dann Poller – aber eben nicht nur.
       Einbahnstraßenregelungen, Straßenverengungen durch Stadtmöbel,
       Bodenschwellen: „Kiezblocks“ soll es eigentlich nur im Paket geben.
       
       Dass der Kiezblock im Kaskelkiez bislang im Wesentlichen über den einzigen
       Poller nicht hinauskommt, liege auch und vor allem an der schwarz-roten
       Landesregierung. „Die Blockadehaltung des Senats macht viel kaputt“, sagt
       Ragnhild Sørensen der taz. Der Poller sei die eine kostengünstige, aber
       halbherzige und lieblose Lösung. Für ein ganzheitliches Konzept fehlen dem
       Bezirk aber bisher die Mittel vom Senat.
       
       Lichtenbergs Verkehrsstadträtin Filiz Keküllüoğlu (Grüne) bestätigt das.
       Vom Bezirk beantragte Zusatzmaßnahmen sind Keküllüoğlu zufolge von der
       Senatsverkehrsverwaltung zum Teil einfach abgelehnt worden. Der Poller auf
       der Stadthausstraße steht übrigens erst seit Oktober 2024 durchgängig an
       seinem Platz, davor wurde er mehrmals gestohlen.
       
       14 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR Marie Gönnenwein
       
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