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       # taz.de -- Debatte über ein Jahr Cannabisgesetz: Einmal tief einatmen, bitte
       
       > Fast so schlimm wie die Paranoia nach misslungenem Gras-Genuss, sind die
       > Angstszenarien von konservativer Seite.
       
   IMG Bild: … und das Ausatmen nicht vergessen beim Kiffen
       
       Grundregel für einen bekömmlichen Cannabiskonsum: nicht paffen, sondern
       tief einatmen, kurz Luft anhalten, ausatmen – und dann erst mal wirken
       lassen. Denselben Tipp sollte man den koalitionsverhandelnden Parteien SPD
       und Union in der Diskussion um die Cannabislegalisierung geben. Schon einen
       Tag bevor sich [1][die Teillegalisierung am 1. April zum ersten Mal jährt],
       meldet sich CSU-Innenminister Joachim Herrmann zu Wort und hustet was von
       einem großen Fehler, den man rückgängig machen müsse: Die
       Entkriminalisierung von Anbau und Konsum habe nichts gegen organisierte
       Kriminalität geholfen, Verkehrsdelikte nähmen zu, die Jugend sei gefährdet.
       
       Noch mal alle zusammen: tief einatmen, Geduld haben. Denn Deutschland hat
       bis jetzt nur an der Legalisierung gepafft und wartet nun völlig
       unentspannt, dass sich die gewünschte Wirkung sofort einstellt. Aber
       erstens ist es dafür zu früh. Und außerdem haben diejenigen, die die Reform
       umsetzen sollten, längst nicht genug getan, um der ersehnten Wirkung auch
       wirklich eine Chance zu geben.
       
       Anbauclubs, die den Bedarf decken und damit den Schwarzmarkt trockenlegen,
       gibt es nur vereinzelt – sei es, weil die politisch Verantwortlichen, etwa
       in Berlin, [2][fast schon kiffertypisch lethargisch sind], sei es, wie in
       Bayern, dass sich die Landesregierung in gewohntem Mia-san-Mia-Radikalismus
       einfach gesperrt hat und keine Genehmigungen gibt.
       
       Aber beim Gras führen Hektik und Schnappatmung erst recht zu Paranoia, wie
       man bei Herrmann sieht. Die Angstvorstellung, dass Deutschlands Parks jetzt
       voller von Legalität verlockter Kiffer sind, mag sich mit mancher
       anekdotischen Erfahrung decken. Die Statistiken geben aber ein anderes
       Bild: Nur 3 Prozent gaben bei einer Yougov-Umfrage an, wegen der
       Legalisierung gekifft zu haben. Und was Verkehrszahlen etc. betrifft, lohnt
       sich ein Blick auf Kanada oder [3][US-Staaten wie Colorado, die schon mehr
       Erfahrung haben und keine relevante Erhöhung von Verkehrsunfällen
       feststellen.]
       
       Also, liebe Union, liebe SPD: einatmen, ausatmen, wirken lassen. Erst dann
       an den nächsten Zug denken.
       
       1 Apr 2025
       
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   DIR [3] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5508149/
       
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