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       # taz.de -- Ende des Krieges um Khartum: Der Sieg von Sudans Militär bringt dem Land keinen Frieden
       
       > Die RSF-Miliz ist aus Khartum vertrieben und das Militär zurück an der
       > Macht. Das bedeutet jedoch weder Frieden noch Freiheit für die Sudanesen.
       
   IMG Bild: Fast zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs im Sudan hat das Militär nach Regierungsangaben die Hauptstadt Khartum zurückerobert
       
       Sudans Armee hat die volle Kontrolle über Khartum wiederhergestellt, knapp
       zwei Jahre nach Kriegsbeginn sind die Kämpfe um die Hauptstadt vorbei.
       [1][„Khartum ist frei!“], rief der siegreiche Staats- und Armeechef
       Abdelfattah al-Burhan, als er am Mittwochabend in seinen Präsidentenpalast
       zurückkehrte. Am Donnerstag bestätigte die Armee, die letzten Reste der
       feindlichen paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) seien aus
       Khartum vertrieben.
       
       Das ist vor allem für die Menschen von Khartum eine gute Nachricht –
       mehrere Millionen mussten im April 2023 Hals über Kopf die Flucht vor den
       Gefechten mit schweren Waffen mitten in ihren Wohnvierteln ergreifen.
       Andere blieben und überlebten irgendwie den täglichen Bombenterror, den
       Beschuss und die [2][allgemeine Unsicherheit, in der nichts mehr
       funktionierte].
       
       Erst allmählich wird das Ausmaß des Grauens klar, das dieser Krieg in
       Khartum hinterlässt. Es sind nicht nur die Zerstörungen, der Staats- und
       Wirtschaftskollaps. Es ist auch der Zusammenbruch jeglicher Ordnung, die
       Willkür marodierender Bewaffneter, das Verschwinden von Menschen an
       Straßensperren, das Netzwerk geheimer Folterkeller und Haftanstalten, für
       das vor allem – aber nicht nur – die RSF-Miliz verantwortlich gewesen zu
       sein scheint.
       
       Jetzt ist die RSF verjagt, das Militär hat wieder die alleinige Macht.
       Viele Sudanesen jubeln – aber nicht, weil sie die Armee lieben. Die RSF
       verabscheuen sie einfach noch mehr. Sie sagen: Mit der Militärdiktatur sind
       wir aufgewachsen, die kennen wir, damit können wir irgendwie umgehen – mit
       dem Milizenterror aber war kein Leben mehr möglich. Und dass die Kämpfe
       enden, ist ein Wert an sich. Illusionen darf sich jetzt niemand machen.
       „Khartum ist frei“ gilt nur für die Armee, nicht für die Menschen.
       
       Sudans Militärführung wird jetzt in Khartum die Staatlichkeit
       wiederherstellen. In Form eines straffen Militärregimes wird sie weit
       draußen in den Wüstenprovinzen weiter einen unbarmherzigen Krieg gegen
       „Terrorgruppen“ führen, also die RSF und diverse Rebellen. Erst vor wenigen
       Tagen tötete die Armee bei einem [3][Luftangriff auf einen Markt in Darfur]
       zwischen 270 und 400 Menschen. Insbesondere in Darfur dürfte der Krieg noch
       lange nicht seinen Tiefpunkt erreicht haben.
       
       In Khartum wird es nun so aussehen, als sei Sudan als Staat wieder da. Aber
       Sudan als Staat ist historisch immer eine Mordmaschine gewesen, die mit
       brutaler Gewalt jeden Gegner niederkämpft und wo hinter der Fassade der
       Macht nacktes Elend herrscht. Die todesmutige Demokratiebewegung Sudans,
       die an diesen Zuständen einst etwas ändern wollte, war das erste Opfer des
       Krieges zwischen Sudans Warlords.
       
       Dass jetzt mit Staats- und Armeechef al-Burhan einer der Warlords obsiegt
       hat, eröffnet dem Land noch keinen Weg der Rückkehr zur Demokratie. Diese
       Arbeit beginnt nun wieder von vorn. Aber zumindest kann sie nun vielleicht
       beginnen.
       
       28 Mar 2025
       
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