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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Die Wirklichkeit ist zu absurd für Aprilscherze
       
       > Was tun, wenn die absurdeste Scherz-Story von der Realität überholt wird?
       > Sich den Protesten gegen Tesla anschließen wäre schonmal ein guter
       > Anfang.
       
   IMG Bild: Leider kein Aprilscherz: Ungewählter Oligarch im weißen Haus mit fragwürdigem Hutgeschmack
       
       April, April! Der Beginn des neuen Monats ist traditionell die Gelegenheit
       für Spaßvögel, ihre Mitmenschen mit absurden erfundenen Geschichten in die
       Irre zu führen. Auch in der taz ist an dem Datum schon die ein oder andere
       Ente erschienen.
       
       [1][Doch der Aprilscherz gerät zunehmend unter Druck.] In Zeiten, in denen
       in den sozialen Medien massenweise KI-generierte Falschmeldungen geteilt
       werden, sei die Medienkompetenz, um einen Aprilscherz zu erkennen, bei
       Vielen gar nicht mehr vorhanden, lautet ein Kritikpunkt. Doch das größte
       Problem ist, dass es zunehmend schwierig wird, sich Geschichten
       auszudenken, die absurder sind als die Wirklichkeit.
       
       So beginnt am Mittwoch der Prozess gegen einen Influencer, der an Silvester
       auf Instagram gepostet hat, wie er eine Rakete in ein offenes Fenster
       schießt. Als wäre das nicht dumm genug, hat der 23-Jährige kurz darauf in
       einem Interview angekündigt, der Strafe entgehen zu wollen, in dem er das
       Land verlässt. Drei Monate Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr waren die
       Folge.
       
       Bei anderen Nachrichten hofft man insgeheim, dass irgendjemand einfach
       vergessen hat ein „April, April“ hinterherzuschieben. Zum Beispiel, dass
       Elon Musk, reichster Mensch der Welt und Fabrikbesitzer in Grünheide,
       schamlos Hitlergrüße verteilt und in den USA gerade einen autoritären
       Staatsstreich vorantreibt.
       
       Leider ist daran nichts fake, umso besser, dass die
       [2][Graswurzel-Protestbewegung „Tesla Takedown“] auch in Berlin angekommen
       ist. Am Samstag veranstalten Aktivist:innen eine Kundgebung vor dem
       Tesla Showroom am Leipziger Platz. Bereits am vergangenen Samstag hatten
       dort mehrere Demonstrant:innen orangene Regenschirme aufgespannt und
       sich auf den Boden gelegt.
       
       Ob Stromer oder Verbrenner, am besten wäre das Leben ohne Autos – zumindest
       innerhalb des S-Bahn-Rings. [3][Das dachten sich zumindest die
       Initiator:innen des Volksbegehrens Berlin Autofrei.] Genügend Stimmen
       hatten sie schon 2021 gesammelt, doch dann erklärte der damalige Senat den
       vorgeschlagenen Gesetzesentwurf für verfassungswidrig. Die Initiative legte
       Beschwerde ein, über die der Berliner Verfassungsgerichtshof am Mittwoch
       verhandelt.
       
       So schön die Vorstellung einer autofreien Innenstadt ist, benötigt sie doch
       einen ÖPNV, der funktioniert. Das ist gerade in Berlin nur leidlich der
       Fall, nachdem die Ringbahn zwischen den Stationen Halensee und Westend
       dauerhaft unterbrochen ist. Grund ist die marode A100-Brücke, die nicht mal
       sicher genug ist, damit eine S-Bahn drunter durchfahren kann. Doch diese
       Woche will die Autobahn GmbH einen „belastbaren Zeitstrahl“ bekanntgeben,
       der verrät, wann Züge und Autos wieder rollen dürfen.
       
       Wenn Sie am Dienstag also einen Artikel darüber lesen, wie in dieser Stadt
       dank der zukunftsgewandten Verkehrspolitik des Senats alles gut
       funktioniert, seien Sie skeptisch.
       
       31 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /April-April-in-der-Zeitung/!5407549
   DIR [2] https://www.teslatakedown.com/
   DIR [3] /Volksbegehren-Berlin-autofrei/!5850755
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
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