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       # taz.de -- Neue Regierung und Transparenz: Lieber günstige Mieten als Stasi-Methoden
       
       > Die neue Regierung plant Massenüberwachung, schwächeren Datenschutz,
       > verpflichtende digitale Akten. Langsam wird's eng beim Thema Sicherheit.
       
   IMG Bild: Nach den rauen Mengen an privaten Daten in den Patient*innenakten würde sich die Stasi die Finger lecken
       
       Seit 35 Jahren lebe ich in einer parlamentarischen Demokratie und musste in
       dieser Zeit keine Angst vor den jeweils Regierenden haben. Ich kann
       sorgenfrei erzählen, denken, sein was ich will. Im Zweifel hilft
       anwaltlicher Beistand. Feine Sache, so ein Rechtsstaat.
       
       Ich habe bisher trotzdem keine der Bundesregierungen gemocht oder
       mitgewählt. Das hat damit zu tun, dass es einfach zu viele Menschen gibt,
       die sich ihrer zumindest theoretischen Waffengleichheit mit der Macht nicht
       halb so sicher sein können wie ich.
       
       Menschen, deren Sicherheit und Würde recht zuverlässig als verzichtbarer
       Ballast gehandelt werden, von jenen, die sich zu Höherem berufen fühlen.
       Das wurde auch während des letzten Wahlkampfs beim allgemeinen Paniklauf
       nach rechtsaußen wieder einmal offenbar.
       
       Die kümmerlichen Reste zweier Volksparteien ringen nun um eine Idee für die
       nächsten zwei Jahre oder wie lange es halt dauert, bis die eine Partei sich
       daran machen wird, zusammen mit den Rechtsradikalen alles komplett zugrunde
       zu richten. Was die vermeintliche demokratische Mitte l[1][aut ersten
       bekannt werdenden Verhandlungsergebnissen da gerade] entwickelt, stimmt
       aber schon heute nicht sonderlich hoffnungsvoll.
       
       ## Massenüberwachung
       
       Klar, der Vertrag ist noch nicht unterschrieben und so mancher Blütentraum
       hat die politischen Flitterwochen einer Koalition nicht überlebt. Was die
       kursierenden Papiere jedoch offenbaren, sind eben grundlegende Absichten
       und Einstellungen. Das ist die Richtung, da will man hin. Anlasslose
       Massenüberwachung per automatisierter Gesichtserkennung und Werkzeuge für
       KI-gestützte biometrische Rasterfahndung. Selbst noch die wiederholt als
       verfassungswidrig eingestufte Vorratsdatenspeicherung steht auf dem
       Wunschzettel.
       
       Ein bizarres Highlight sind die Pläne für die elektronische Patientenakte.
       Die extremen Sicherheitslücken dieses Projektes sind vor allem durch die
       verdienstvolle Arbeit der unabhängigen Expert:innen [2][Bianca Kastl und
       Martin Tschirsich bekannt geworden]. Dass die Testphase der Akte trotz
       allem angelaufen ist, ist schon ein Skandal und offenbart das völlige
       Versagen von Politik und demokratischer Öffentlichkeit.
       
       Doch damit nicht genug, Union und SPD wollen die Teilnahme an dieser
       technischen Vollkatastrophe „verpflichtend“ und „sanktionsbewehrt“ machen.
       Nebenbei: [3][Was ist eigentlich aus der Idee einer zentralen Datenbank für
       Menschen mit psychischen Erkrankungen geworden]? Ergänzend zur
       Repressionsoffensive sollen übrigens der Datenschutzbeauftragte des Bundes
       geschwächt und das Informationsfreiheitsgesetz gleich ganz abgeschafft
       werden.
       
       Und schwupps ist nicht der Staat transparent, sondern die Bürger:innen.
       Keine Ahnung, ich hätte aus der DDR ja eher die günstigen Mieten als die
       Stasi übernommen. Aber okay, ich will gerne glauben, dass zumindest ich vor
       der nächsten Bundesregierung keine Angst haben muss. Bei der übernächsten
       aber bin ich mir wirklich nicht mehr sicher. Und du so?
       
       31 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://netzpolitik.org/2025/schwarz-rote-koalitionsgespraeche-daten-vernetzen-datenschutz-schleifen/
   DIR [2] https://www.apotheken-umschau.de/news/wie-sicher-ist-die-epa-bianca-kastl-und-martin-tschirsich-im-interview-1253779.html
   DIR [3] /Problematischer-Vorstoss-der-CDU/!6056569
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniél Kretschmar
       
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