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       # taz.de -- St. Pauli-Liebe von Uli Hoeneß: Vom Finanzzocker zum Genossen
       
       > Was treibt Uli Hoeneß nur in die Arme des FC St. Pauli? Jetzt kauft der
       > Ehrenpräsident des FC Bayern sich auch noch ein Stück Kiezklub.
       
   IMG Bild: Uli Hoeneß ließ sich schon vor 22 Jahren als St. Pauli-Retter feiern
       
       Käme man auf die zugegebenermaßen wilde Idee, die Lebensläufe von Oke
       Göttlich und Ulrich Hoeneß nebeneinanderzulegen, man würde kaum
       Übereinstimmungen finden. Das Jahr 2014 ist in beider Vita ein
       einschneidendes: Während der eine wegen nicht ganz so legalen Steuertricks
       sein Präsidenten-Sein erst mal ruhen lassen muss, steigt der andere vom Fan
       zum Klub-Chef auf.
       
       Elf Jahre später sitzen der Fußball-Weltmeister und der ehemalige
       taz-Redakteur an einem Tisch und lassen sich bei der Besiegelung eines
       Deals fotografieren: Mit einem handelsüblichen Kuli sichert sich der
       Bayern-Big-Boss Anteile am Piratenfußballverein FC St. Pauli.
       
       Der meldet daraufhin mäßig freibeuterisch formuliert: „Der FC St. Pauli
       freut sich, [1][mit seinem Modell] auch den Ehrenpräsidenten des
       Rekordmeisters überzeugen zu können. Bei allen Unterschieden zwischen den
       Clubs ist das Verhältnis von Respekt geprägt. Auch die Freundschaft
       zwischen den Ultragruppen zeigt, dass es entscheidend sei, nicht
       Unterschiede zu betonen, sondern Gemeinsamkeiten.“
       
       ## Braunes Shirt über blaues Hemd
       
       Hoeneß ist einer von bislang 19.000 Genossen, die mit ihren Anteilen eine
       Mehrheit am Millerntor-Stadion erwerben. Bisher wurden Anteile im Wert von
       mehr als 23 Millionen Euro gezeichnet. Das Geld soll den Klub schuldenfrei
       machen und in bessere Infrastruktur investiert werden.
       
       Prima Sache, nur: Was treibt [2][den nachweislichen Finanzzocker] vom Lago
       di Bonzo erneut in die Arme des Kiezklubs? Das Bedürfnis nach der
       Rettungsaktion vor 22 Jahren – der FC Bayern kam zum Freundschaftskick und
       überließ dem notleidenden Drittligisten die 200.000 Euro Einnahmen –,
       wieder als Retter gefeiert zu werden? Damals würgte sich Mr FC Bayern das
       braune Retter-T-Shirt über das hellblaue Business-Hemd, diesmal sieht das
       schwarze T-Shirt mit der Aufschrift „Jetzt Genoss*In werden!“ kein Gramm
       besser aus über dem himmelblauen Langarmhemd.
       
       Aber egal, der medienwirksame Deal war nur ein Nebenprodukt des Treffens,
       wie Göttlich vor dem Spiel in München erzählte. Es ging vielmehr um die
       Notwendigkeit von Regulierungen: Kaderobergrenzen,
       [3][Multi-Club-Ownership-Grenzen,] ein Salary Cap gemessen am Gesamtumsatz,
       solche Dinge. Mei, und wenn gerade ein Kuli rumliegt, kann man sich ja mal
       eben ein Stück Kiezklub kaufen. Wer es schon immer mal wie Uli Hoeneß
       machen wollte: Noch bis Montag können Genossenschaftsanteile gezeichnet
       werden.
       
       30 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Becker
       
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