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       # taz.de -- Sprungwunder bei der Eiskunstlauf-WM: Vier gewinnt auf Eis
       
       > Der US-Amerikaner Ilia Malinin lässt bei der WM in Boston mit seiner
       > Sprungkunst der Konkurrenz keine Chance. Auch künstlerisch zeigt er
       > Fortschritte.
       
   IMG Bild: Sprunggewaltig: Ilia Malinin bei der WM in Boston
       
       Normalerweise steht bei Meisterschaften im Eiskunstlauf entweder der
       Wettbewerb der Frauen oder der im Eistanz am Ende der Wettkämpfe. Das sind
       die Höhepunkte, hier schauen traditionell die meisten Zuschauer zu. [1][Bei
       den Weltmeisterschaften vorige Woche] im ausverkauften TD Garden in Bosten
       (USA) war das anders: Die letzten Auftritte waren den Männern vorbehalten.
       Und der allerletzte dem einheimischen Titelverteidiger Ilia Malinin.
       
       Mit einem atemberaubenden Feuerwerk an Vierfachsprüngen verteidigte der
       20-jährige Malinin seinen im Vorjahr errungenen WM-Titel unter tosendem
       Applaus der Zuschauer. Malinin trägt den Spitznamen „Gott der Vierfachen“,
       weil er alle sechs [2][Vierfachsprünge sicher beherrscht.] Darunter auch
       den vierfachen Axel, den er als erster Läufer weltweit 2022 in einem
       Wettkampf zeigte.
       
       Seitdem präsentiert er ihn in jeden Wettkampf ziemlich sicher. Es gibt
       einzelne Läufer, die ihn auch vor ihm schon trainierten, beispielsweise der
       japanische Doppelolympiasieger Yuzuru Hanyu, oder sich heute an ihn
       heranwagen. Doch im Wettkampf konnte ihn bislang lediglich Malinin
       präsentieren. Anders als die anderen Sprünge wird der Axel vorwärts
       abgesprungen, dann aber erfolgt die Landung, genau wie bei den anderen
       Sprüngen, rückwärts auf einer Kufe des Schlittschuhs. Beim vierfachen Axel
       dreht man sich also binnen kürzester Zeit viereinhalbmal um die eigene
       Achse.
       
       In Boston gelangen Malinin allerdings nur fünf verschiedene Sprünge mit
       vierfacher Umdrehung. Den Lutz zeigte er nur doppelt. Auch wenn er dafür
       dann von den Preisrichtern geringfügig weniger Punkte bekam als bei seinem
       ersten WM-Titel vor einem Jahr, die Zuschauer gaben dennoch tosenden
       Applaus und warfen nach Malinins Programmen unzählige Kuscheltiere für
       ihren Star auf die Eisfläche.
       
       ## Krönung mit Rückwärtssalto
       
       Die Konkurrenz ließ er mit rund 30 Punkten Vorsprung hinter sich. Die
       künstlerische Präsentation seiner Programme ist noch eine Schwachstelle des
       20-jährigen Amerikaners. Aber hier hat er sich durchaus weiterentwickelt.
       Sein Kürprogramm krönte er mit einem bei Zuschauern besonders beliebten
       Rückwärtssalto. Dieser Sprung war bis vergangene Saison auf dem Eis
       verboten, weil er bei einem Sturz zu schweren Kopfverletzungen führen kann.
       Doch immer wieder haben einzelne Läufer den Salto dennoch gezeigt, sodass
       der Weltverband ISU ihn nunmehr zulässt.
       
       Der Blondschopf wuchs als Sohn der sowjetisch-usbekischen Eiskunstläufer
       Tatiana Malinina und Roman Skornyakov in den USA auf. Seine Eltern waren
       seine ersten Trainer. Heute gehört Meistermacher Rafael Harutjunjan mit zum
       Trainerteam. Erstmals machte Malinin sich auf der internationalen Bühne
       einen Namen, als er 2022 Juniorenweltmeister wurde. In derselben Saison
       wurde er bei den Senioren amerikanischer Vizemeister. Dennoch nahm ihn der
       US-Verband in diesem Jahr nicht mit zu den Olympischen Spielen nach Peking,
       sondern wählte mit Jason Brown, [3][Nathan Chen] und Vincent Zhou drei
       reifere Läufer mit mehr Wettkampferfahrung und größeren künstlerischen
       Fähigkeiten aus.
       
       Insgesamt war die Heim-WM in Boston ein voller Erfolg für das US-Team.
       Neben dem Titel bei den Männern wurde mit Madison Chock/Evan Bates zum
       dritten Mal der Eistanzwettbewerb gewonnen. Auch bei den Frauen setzte sich
       mit der 19-jährigen Alysa Liu überraschend eine Amerikanerin durch. Liu
       galt einst als Sprungwunderkind. Mit 16 Jahren gewann sie WM-Bronze und
       beendete anschließend ihre Karriere, um das Leben abseits der Eishallen
       kennenzulernen. In diesem Jahr gelang ihr das Comeback. Liu überzeugt
       anders als früher vor allem mit der einfühlsamen Interpretation ihrer
       Programme und akzeptiert, dass ihr die Vierfachsprünge, die sie als
       Juniorin konnte, nicht mehr gelingen.
       
       2 Apr 2025
       
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