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       # taz.de -- Verkehrsminister wollen Kostensenkung: Luxusgut Führerschein
       
       > Um junge Menschen mobiler zu machen, wollen Verkehrsminister:innen
       > ausgerechnet den Führerschein subventionieren. Das Deutschlandticket
       > kommt zu kurz.
       
   IMG Bild: Nicht nur wegen des hohen Preises kommt der Weg zum Lappen einem Labyrinth gleich
       
       Circa 4.500 Euro – das sind sieben Monatsmieten für ein WG-Zimmer in
       Berlin-Kreuzberg oder ein Familienurlaub, und auch der Preis für den
       Führerschein. Den können sich immer weniger junge Menschen leisten.
       
       Laut ADAC sind mehr und mehr junge Fahranfänger:innen auf die
       Unterstützung ihrer Eltern angewiesen, um diesen vermeintlich
       unverzichtbaren Schritt in Richtung Selbstständigkeit zu finanzieren – für
       mehr als die Hälfte der angehenden Fahrer:innen tragen die Eltern die
       gesamten Kosten.
       
       Nun fordern die Verkehrsminister:innen der Länder, diese Kosten zu
       senken. Vor allem in ländlichen Gebieten sei der Führerschein nach wie vor
       ein Schlüssel zur individuellen Mobilität, heißt es im Beschluss der
       Verkehrsministerkonferenz. Wo Busse und Bahnen Mangelware sind, ist der
       Führerschein oft [1][der einzige Weg, um unabhängig zu sein].
       
       ## Paradox, gerade die Autofahrer:innen zu entlasten.
       
       Ein entscheidender Faktor für die gestiegenen Kosten laut der Minister: die
       überfrachtete theoretische Ausbildung. Die Anforderungen an angehende
       Fahrer:innen sind gestiegen, mit dem Ziel, sie auf eine immer komplexer
       werdende Verkehrssituation vorzubereiten. Gleichzeitig steigt die Zahl
       derer, die in der Prüfung durchfallen – was zusätzliche Prüfungsgebühren
       und damit höhere Gesamtkosten nach sich zieht. [2][Laut Deutschlandfunk]
       ist die Zahl derjenigen, die ihren Führerschein spätestens mit 24 Jahren in
       der Tasche haben, in den letzten zehn Jahren um 14 Prozent gesunken.
       
       Die Lösung, die nun von den Verkehrsministern angestrebt wird, ist die
       „Entschlackung“ der theoretischen Prüfung. Das soll die hohe Durchfallquote
       senken und somit für eine spürbare finanzielle Entlastung der angehenden
       Fahrer:innen sorgen. Ist das wirklich genug? Und wird diese Maßnahme
       tatsächlich dazu führen, dass die Gesamtkosten für den Führerschein
       merklich sinken?
       
       In einer Zeit, in der die Verkehrswende im Zentrum der deutschen
       Klimapolitik steht, wirkt es paradox, gerade die Autofahrer:innen zu
       entlasten. Immerhin stiegen die Preise für das [3][Deutschlandticket]
       jüngst um fast ein Fünftel, von 49 auf 58 Euro. 2027 sind weitere
       Erhöhungen geplant. Eine Vergünstigung des Führerscheins erscheint in
       diesem Kontext als Rückschritt, der die ehrgeizigen Ziele der
       Bundesregierung für eine klimafreundlichere Mobilität infrage stellt.
       Besonders in städtischen Regionen, in denen Busse und Bahnen ausreichend
       verkehren, ist der Führerschein längst kein unerlässliches Gut mehr.
       
       ## Es braucht eine umfassende Verkehrswende
       
       Aber was ist die Alternative? Soll das Autofahren zum Luxusgut für
       Besserverdienende werden? Wenn der Führerschein weiter teuer bleibt oder
       gar noch teurer wird, wird er zunehmend zum Privileg derjenigen, die ihn
       sich leisten können. Reiche Eltern können ihren Kindern den Führerschein
       finanzieren, während ärmere Jugendliche darauf verzichten müssen – und
       damit auch auf ein Stück Selbstbestimmung.
       
       Besonders in ländlichen Regionen, wo der öffentliche Nahverkehr zu Wünschen
       übrig lässt, bleibt der Führerschein eine Notwendigkeit. Hier könnte eine
       gezielte Entlastung der jungen Generation sinnvoll sein.
       
       Die Lösung für eine faire, nachhaltige Mobilitätspolitik liegt nicht nur in
       einer Reduzierung der Prüfungsgebühren oder der Entlastung der
       Führerscheinanwärter:innen. Es braucht eine umfassende Verkehrswende, die
       den öffentlichen Nahverkehr ausbaut, der auch den Bedürfnissen der
       ländlichen Regionen gerecht wird. Eine soziale und umweltfreundliche
       Mobilitätspolitik muss mehr bieten, als bloße Subventionen für das Auto.
       Nur so wird die Mobilitätswende gerecht und zukunftsfähig.
       
       3 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zuschuss-zum-Fuehrerschein/!6053747
   DIR [2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/fuehrerschein-preis-kosten-teuer-100.html
   DIR [3] /Zukunft-des-OePNV/!6078834
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christina Koppenhöfer
       
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