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       # taz.de -- Baerbock will zur UN: Traumjob mit Geschmäckle
       
       > Grünen-Politikerin und noch Außenministerin Annalena Baerbock zieht es
       > für einen UN-Posten nach New York. Harsche Kritik kommt vor allem von
       > Männern.
       
   IMG Bild: Annalena Baerbock kennt sich aus: Hier spricht sie bei der 79. Generaldebatte der UN-Vollversammlung im Februar 2025
       
       Berlin taz | Das Geheimnis um Annalena [1][Baerbocks neuen Job] ist
       gelüftet. Die Grünen-Politikerin, die noch wenige Wochen das Amt der
       Außenministerin innehaben wird, soll Präsidentin der UN-Generalversammlung
       in New York werden. Laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte sich
       das Kabinett „auch im Einvernehmen mit der künftigen potenziellen
       Bundesregierung darauf verständigt, Frau Baerbock zu nominieren“.
       
       Pikant an der Nominierung: Eigentlich war eine andere Frau für den Posten
       vorgesehen – die Topdiplomatin Helga Schmid, eine 64-Jährige mit
       beeindruckendem Lebenslauf. Sie hat die Atomvereinbarung mit dem Iran
       maßgeblich verhandelt, war Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen
       Dienstes und zuletzt an der Spitze der OSZE. Im Juli 2024 wurde sie von der
       Bundesregierung für das Amt nominiert, das nun Baerbock bekommen soll.
       
       Diese hatte erst vor Kurzem bekannt gegeben, auf ein Spitzenamt bei den
       Grünen zu verzichten, und somit den Weg [2][für Katharina Dröge und Britta
       Haßelmann] als alte und neue Fraktionsspitze freigemacht. Ihre Begründung
       damals: Mehr Zeit für die Familie.
       
       Jetzt aber soll es also nach New York gehen. Im Mai will Baerbock ihr
       Programm vorstellen, im Juni folgt die Wahl. Im September ist
       Dienstantritt. Als Präsidentin der Generalversammlung hat sie das
       zweitwichtigste Amt bei den Vereinten Nationen inne – nach dem
       UN-Generalsekretär. Dieser Posten wird von António Guterres besetzt.
       
       ## Ex-Top-Diplomat kritisiert eher undiplomatisch
       
       Baerbocks Job wird es sein, Sitzungen der Generalversammlung zu leiten. Sie
       muss im Vorfeld Mehrheiten organisieren, um Entscheidungen sichtbar zu
       machen. Das Votum ist zwar nicht bindend, aber doch eine Art globaler
       Seismograf, der zeigt, wie die Stimmung gegenüber Kriegs- und Krisenlagen
       ist. Bestes Beispiel ist die Haltung zur Ukraine oder im Nahostkonflikt.
       
       Baerbock wäre die erste Frau, die nach ihrem Amt als Außenministerin in
       diesen UN-Topjob wechselt. Überhaupt waren erst fünf Frauen Präsidentin der
       Generalversammlung. Und es ist ein gewaltiges politisches Zeichen aus
       Europa pro multilateraler Weltordnung. Hoffnung scheint es auch zu geben,
       dass sich mit dieser Kandidatin die Chancen Deutschlands auf einen
       nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat verbessern.
       
       Kritik an der Nominierung kam prompt. Und zwar von einem illustren, aber
       ernstzunehmenden Boys Club. Für den ehemaligen Leiter der Münchner
       Sicherheitskonferenz, [3][Christoph Heusgen], ist die Nominierung eine
       „Unverschämtheit“ und Baerbock gar ein „Auslaufmodell“, wie er im
       Tagesspiegel schimpfte. Auch Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sähe
       lieber Schmid als Baerbock auf dem Topposten. Erstere soll nun einen
       Interimsposten in der Leitung der Münchner Sicherheitskonferenz füllen.
       
       Nach einem Jahr ist für Baerbock der Spaß in New York dann wieder vorbei.
       Und die Grünen-Politikerin wohl erneut auf Jobsuche.
       
       19 Mar 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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