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       # taz.de -- Donald Trumps Kampf mit der Justiz: Mehr als eine „Verfassungskrise“
       
       > Immer häufiger schreiten Bundesrichter gegen Aktionen der Trump-Regierung
       > ein. Der Präsident ignoriert das oder empfiehlt gar ihre Amtsenthebung.
       
   IMG Bild: Donald Trump beanprucht diktatorische Befugnisse: Er und seine Anhänger ignorieren gerichtliche Entscheidungen
       
       Berlin taz | Die Auseinandersetzung zwischen der US-Regierung unter
       Präsident Donald Trump und den Gerichten hat eine neue Intensität erreicht.
       Seit am vergangenen Samstag trotz der Eilverfügung eines
       Bundesbezirksrichters mehrere US-Flugzeuge insgesamt [1][238 angebliche
       venezolanische Gangmitglieder zur Inhaftierung nach El Salvador
       verfrachteten], hat sich der Ton massiv verschärft.
       
       Die Regierung brachte unterschiedliche Argumente in Stellung, warum die
       Flüge vollkommen in Ordnung gewesen seien – kam letztlich aber bei dem
       Punkt an, absolute Vollmachten zu beanspruchen. Tom Homan, Trumps
       „Grenzzar“, sagte vor laufenden Kameras, es sei ihm vollkommen egal, was
       irgendwelche Richter denken.
       
       Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller argumentierte, kein
       Bezirksrichter habe das Recht, die außenpolitischen Handlungen des
       Präsidenten zu stoppen.
       
       Und Trump selbst, der bereits Mitte Februar auf X den Satz veröffentlicht
       hatte „Wer das Land rettet, verstößt gegen kein Gesetz“, postete auf seinem
       Medienportal Truth Social, Richter James Boasberg, der den Stopp der
       Abschiebeflüge angeordnet hatte, sei ein „linksradikaler Irrer“, der des
       Amtes enthoben gehöre.
       
       ## Einige Abgeordnete fordern Amtsenthebung von Richtern
       
       Das war sogar für John Roberts zu viel. Der konservative Vorsitzende des
       Obersten Gerichtshofes sah sich zu einer öffentlichen Erklärung veranlasst:
       „Seit mehr als zwei Jahrhunderten steht fest, dass ein
       Amtsenthebungsverfahren keine angemessene Reaktion auf eine
       Meinungsverschiedenheit über eine gerichtliche Entscheidung ist.“ Dafür
       seien Berufungsverfahren da, erklärte Roberts, ohne Trump beim Namen zu
       nennen.
       
       Gleichwohl hat Trumps Aufruf unter den republikanischen Abgeordneten im
       Repräsentantenhaus bereits Anhänger*innen gefunden, und das nicht zum
       ersten Mal: Bereits gegen fünf Richter, die in den vergangenen zwei Monaten
       Trump-Entscheidungen stoppten, liegen aus dem Repräsentantenhaus Anträge
       auf Amtsenthebung vor. Für den tatsächlichen Beginn von Verfahren gibt es
       allerdings keine Mehrheiten.
       
       Allein in den letzten zwei Tagen dürften neue Zielscheiben der
       Maga-Republikaner*innen hinzugekommen sein. Am Dienstag urteilte
       Bundesbezirksrichter Theodore D. Chuang aus Maryland, dass die Auflösung
       der US-Entwicklungsagentur USAID durch die von Elon Musk geführte
       sogenannte „Behörde für Regierungseffizienz“ sehr wahrscheinlich in
       mehrerlei Hinsicht verfassungswidrig sei.
       
       Ebenfalls am Dienstag entschied Bundesbezirksrichterin Ana C. Reyes aus
       Washington DC, die von Trump verfügte Verbannung von trans* Personen aus
       dem Militär sei rechtswidrig und müsse sofort rückgängig gemacht werden.
       
       ## „Der Präsident beansprucht diktatorische Befugnisse“
       
       Und im Fall des vor rund zehn Tagen festgenommenen ehemaligen studentischen
       Pro-Palästina-Aktivisten [2][Mahmoud Khalil], im vergangenen Jahr Sprecher
       des Protestcamps an der New Yorker Columbia Universität, urteilte am
       Mittwoch ein New Yorker Bezirksrichter, dass die Klage seiner Anwälte gegen
       Khalids Festnahme und geplante Abschiebung doch in New Jersey zu verhandeln
       sei und nicht, wie von der Trump-Regierung gewollt, im tiefrepublikanischen
       Louisiana.
       
       Khalil war in New York festgenommen worden, dann in einem
       Abschiebegefängnis in New Jersey festgehalten und später nach Louisiana
       transferiert worden. Er ist im Besitz einer gültigen Green Card und wird
       keinerlei krimineller Vergehen beschuldigt. Die Regierung wirft ihm die
       Verbreitung von Antisemitismus vor.
       
       Angesichts der offenen Verweigerung der Regierung, gerichtliche Anordnungen
       zu befolgen und ihrer aggressiven Rhetorik gegen die Justiz diskutieren
       Jurist*innen und Medien inzwischen, ob sich die USA in einer
       [3][Verfassungskrise] befänden. Jamal Greene, Juraprofessor an der Columbia
       Universität, hält das noch für untertrieben. „Der Präsident beansprucht
       diktatorische Machtbefugnisse. ‚Verfassungskrise‘ erfasst die Schwere
       dieser Situation nicht“, sagte er der New York Times.
       
       19 Mar 2025
       
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