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       # taz.de -- U-Ausschuss zum Neukölln-Komplex: Lob für die Generalstaatsanwaltschaft
       
       > Der U-Ausschuss zur rechten Terrorserie in Neukölln ist auf der
       > Zielgeraden. Am Freitag wurde der Zeugen-Komplex „Staatsanwaltschaft“
       > abgeschlossen.
       
   IMG Bild: Staatsanwaltschaften im Fokus: Der dritte Komplex des U-Ausschusses zur rechten Terrorserie in Neukölln ist abgeschlossen
       
       Berlin taz | Berlins Generalstaatsanwältin Margarete Koppers nannte die
       Ermittlungsergebnisse im sogenannten Neukölln-Komplex jüngst „beschämend“.
       Und tatsächlich: Es wurden bislang nur wenige Taten der jahrelangen
       rechtsextremen Terrorserie aufgeklärt, noch weniger wurden zur Verurteilung
       gebracht.
       
       Der parlamentarische Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus, der sich
       seit mehr als zwei Jahren mit der Frage beschäftigt, ob die
       Sicherheitsbehörden genug getan haben, um die Anschläge aufzuklären, biegt
       inzwischen auf die Zielgeraden ein.
       
       Am Freitag wurde mit der Befragung von Koppers ehemaligem Stellvertreter
       Dirk Feuerberg der dritte große Untersuchungskomplex abgeschlossen.
       Feuerberg, mittlerweile Staatssekretär im Haus von Justizsenatorin Felor
       Badenberg (CDU), betonte, dass es neuerdings eine gute Zusammenarbeit
       zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und Verfassungsschutz gebe. Das war
       nicht immer der Fall.
       
       Feuerberg war von 2015 bis 2023 als stellvertretender Generalstaatsanwalt
       mit den Brandanschlägen, Sachbeschädigungen, Bedrohungen betraut, die dem
       Neukölln-Komplex zugerechnet werden können. Darunter fallen auch die Morde
       an [1][Burak Bektaş 2012] – der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt – und
       an dem britischen Student [2][Luke Holland], der 2015 auf offener Straße
       erschossen wurde.
       
       ## Mögliche Neonazi-Kumpeleien eines Oberstaatsanwalts
       
       Bei all diesen Fällen wurden nicht nur die schleppenden Ermittlungsarbeiten
       kritisiert, sondern auch die unzureichende Kooperation zwischen den
       Behörden. So sei die Staatsanwaltschaft Hinweisen der Polizei gar nicht
       erst nachgegangen. Dirk Feuerbach begründete das im Untersuchungsausschuss
       mit der Überlastung der Behörde, strukturellen Problemen, aber auch einem
       unangebrachten „Standesdünkel“ der Staatsanwälte gegenüber der Polizei.
       
       Überhaupt die Staatsanwälte: 2020 wurden auch noch Hinweise auf die, wie
       Feuerberg es nannte, „anscheinende Nähe“ des ermittelnden Oberstaatsanwalts
       Matthias F. zur AfD bekannt. Ein Verdacht, für den sich monatelang weder
       Polizei noch Staatsanwaltschaft interessierten. F. soll einem der
       Hauptangeklagten im Neukölln-Komplex, dem Neonazi Tilo P., suggeriert
       haben, [3][er stünde auf seiner Seite], wähle die AfD. Im Februar musste
       sich F. vor dem Untersuchungsausschuss erklären. Er stritt die Vorwürfe ab.
       
       Nach Bekanntwerden der möglichen Kumpeleien von F. und dem
       Hauptverdächtigen hatte die übergeordnete Generalstaatsanwaltschaft [4][das
       Verfahren schließlich an sich gezogen]. Dirk Feuerbach sagte, im Anschluss
       hätte man bei den Ermittlungen produktiv mit der Polizei und dem
       Verfassungsschutz kooperiert. Fälle seien gebündelt und auf Muster
       untersucht, Informationen miteinander abgeglichen worden.
       
       Die Generalstaatsanwaltschaft hat dann auch einen Erfolg zu verbuchen: Im
       Januar wurden [5][Tilo P. und ein zweiter Verdächtiger, Sebastian T.,] in
       zweiter Instanz wegen zahlreicher Taten, unter anderem zwei Brandanschlägen
       auf Autos, verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
       
       ## Neuer Drive für die Ermittlungsarbeit
       
       „Dank der Generalstaatsanwaltschaft haben die Ermittlungen einen neuen
       Drive bekommen“, bilanzierte am Freitag der Linken-Abgeordnete Damiano
       Valgolio. Seine Kolleg*innen bei Grünen, SPD und CDU sahen das ähnlich.
       Trotzdem sei noch viel zu tun, damit in Zukunft rechtsextreme und
       rassistisch motivierte Verbrechensserien schneller erkannt und bekämpft
       werden, sagte Wiebke Neumann für die SPD.
       
       Bis zur Sommerpause des Abgeordnetenhauses sollen im Untersuchungsausschuss
       noch weitere Zeug*innen gehört werden. Nach Ende der Beweisaufnahme
       könnten Disziplinarverfahren gegen einige Beamt*innen aufgenommen
       werden, sagte der Ausschussvorsitzende Vasili Franco (Grüne).
       
       21 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tatmotiv-Rassismus/!5999329
   DIR [2] /Urteil-im-Mordfall-Luke-Holland/!5317573
   DIR [3] /Rechte-Anschlagsserie-in-Neukoelln/!5705701
   DIR [4] /Rechte-Anschlagsserie-in-Neukoelln/!5705701
   DIR [5] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/01/berlin-neukoelln-rechtsextreme-brandserie-sebastian-t-tilo-p-urteil-nicht-rechtskraeftig-revision-eingelegt.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klarissa Krause
       
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       ernüchternd.