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       # taz.de -- VfL Wolfsburg-Frauen im Krisenmodus: Ohne neues Mindset geht es nicht
       
       > Nach dem Abgang von Tommy Stroot muss der VfL Wolfsburg sein
       > Frauenfußball-Team neu sortieren – zumindest, wenn es international
       > mithalten können will.
       
   IMG Bild: Am Ende stand es 1:4: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot bei Champions League-Heimspiel gegen Barcelona am 19. März 2025
       
       Hannover taz | Sein plötzlicher Abgang regt zum Nachdenken an. Vier
       Spieltage sind in der Frauenfußball-Bundesliga noch zu bestreiten. Der VfL
       Wolfsburg hat sechs Punkte [1][Rückstand auf den FC Bayern München]. Noch
       wäre ein Wunder also möglich gewesen.
       
       Aber Tommy Stroot wollte jenen Verein, der in den vergangenen Jahren Titel
       in Serie eingesammelt hat, sofort verlassen. „Ich spüre nicht mehr die
       Energie in mir“: Mit diesen und weiteren einfühlsamen Worten ist der
       Cheftrainer des VfL Wolfsburg abgetreten. Ob das sein freier Entschluss war
       oder der Verein sich ohnehin von ihm hätte trennen wollen, bleibt unklar.
       In jedem Fall muss das Thema Frauenfußball beim erfolgsverwöhnten VfL
       Wolfsburg neu sortiert werden.
       
       Für eine angemessene Einordnung der Personalie Stroot hilft ein Blick
       zurück auf mindestens ein Jahrzehnt. Die Frauen des VfL Wolfsburg sind es
       im Grunde nicht mehr gewohnt, in der Bundesliga, im DFB-Pokal oder in der
       Champions League eine Saison ohne Titel zu beenden.
       
       Mit Stroot hatte der Verein 2021 einen ambitionierten Analytiker
       verpflichtet, um im nationalen und internationalen Wettrüsten mithalten zu
       können. Vereine wie der FC Barcelona, Olympique Lyon und der FC Chelsea
       verfügen mittlerweile über Budgets und Spielerkader auf einem enorm hohen
       Level.
       
       ## Viertelfinal-Klatsche in der Champions League
       
       Vielleicht hat Stroot es eine Weile lang geschafft, den
       Leistungsunterschied mit Hilfe kluger Methoden und Strategien zu
       übertünchen. Aber zuletzt war in der Champions League unübersehbar
       geworden, dass der VfL Wolfsburg trotz großzügiger Unterstützung durch den
       Volkswagen-Konzern überholt worden ist. 1:4 und 1:6 – im Viertelfinale der
       Champions League war angesichts von Niederlagen in dieser Höhe ein
       Klassenunterschied sichtbar geworden.
       
       Brauchen die Fußballfrauen des VfL Wolfsburg wirklich einen neuen Trainer
       oder eine neue Trainerin? Oder benötigen Mannschaft und Verein vielmehr ein
       neues Mindset? Erstmals seit 13 Jahren droht dem Verein eine [2][titellose
       Saison].
       
       Bis auf Weiteres hat mit Sabrina Eckhoff die bisherige Co-Trainerin von
       Stroot die Betreuung der Mannschaft übernommen. Sie kann vorweisen, in den
       vergangenen vier Jahren hautnah miterlebt zu haben, wie sich der Gewinn
       einer Deutschen Meisterschaft (2022) und ein Triumph im DFB-Pokal (2022,
       2023 und 2024) anfühlen.
       
       Und doch dürfte allen Beteiligten klar sein, dass es sich bei ihrer
       Beförderung eher um eine temporäre Maßnahme handelt. Die Suche nach einer
       neuen sportlichen Leitung bleibt beim VfL Wolfsburg mit der spannenden
       Frage verbunden, was der Verein im Frauenfußball überhaupt noch bewegen und
       erreichen will. Oder kann.
       
       ## Stroot hat den VfL weiterentwickelt
       
       Von Stroot bleibt in Erinnerung, dass er in besonderer Weise in der Lage
       ist, über den Frauenfußball an sich, über Spielstrategien und taktische
       Feinheiten zu plaudern. Er darf für sich noch eine ganz Weile für sich in
       Anspruch nehmen, den VfL Wolfsburg auf einem ohnehin schon hohen Level
       weiterentwickelt zu haben.
       
       Andererseits bleibt hängen, dass an ihm vor allem in den sozialen
       Netzwerken Kritik geäußert worden ist. Die Tatsache, dass Stroot im
       vergangenen Sommer seinen Abschied aus Wolfsburg angekündigt hatte, dann
       aber doch noch seinen Vertrag verlängerte, warf auch unangenehme Fragen
       auf. Die Vereinsführung um Geschäftsführer Peter Christiansen und
       Sportdirektor Ralf Kellermann wird sich nun selbst fragen, ob nicht ein
       wenig Zeit vertrödelt worden ist.
       
       In jedem Fall ist mit dem nun endgültigen Abschied des Trainers ein neues
       Wettrennen entstanden. Wer ist in der Lage, sich schneller zu berappeln?
       Der Verdacht liegt nahe, dass Stroot schneller eine neue, hochkarätige
       Beschäftigung findet als der [3][VfL Wolfsburg] seinen Weg zurück in die
       internationale Spitze.
       
       7 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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