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       # taz.de -- Urteil von US-Bundesrichter: Nachrichtenagentur AP darf zurück ins Weiße Haus
       
       > Ein Bundesrichter hat gegen die US-Regierung entschieden, die AP darf
       > zurück ins Weiße Haus. Trump versucht indessen weiter, die Medien neu
       > auszurichten.
       
   IMG Bild: Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weissen Hauses
       
       Es ist ein kleiner Sieg gegen die repressive Medienpolitik Donald Trumps.
       Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat eine Klage gegen das Weiße
       Haus gewonnen. Die US-Regierung muss der Nachrichtenagentur wieder Zugang
       zum Oval Office, zur Air Force One und anderen Bereichen gewähren. Der
       Bundesrichter Trevor McFadden, von US-Präsident Trump in der ersten
       Amtszeit ernannt, verwies in seinem Urteil am Dienstag auf die in der
       US-Verfassung garantierten Pressefreiheit.
       
       ## AP wurde vom Weißen Haus ausgeschlossen
       
       AP-Journalist:innen waren zuvor von offiziellen Veranstaltungen des Weißen
       Haus ausgeschlossen worden, nachdem sich die AP geweigert hatte, den Golf
       von Mexiko trumpgemäß als Golf von Amerika zu bezeichnen. „Unseren Zugang
       zum Oval Office aufgrund eines redaktionellen Inhalts einzuschränken,
       behindert nicht nur den Zugang der Öffentlichkeit zu unabhängigen
       Nachrichten, es verstößt auch eindeutig gegen den ersten
       Verfassungszusatz“, sagte AP-Vizepräsidentin und leitende Redakteurin
       Julie Pace in einer Erklärung.
       
       Die AP reichte daraufhin Klage ein, um ihren Platz im Weißen Haus
       zurückzufordern. Ende Februar entschied ein Richter erstmals, dass die
       Regierung vorerst weiter AP-Journalisten von Presse-Veranstaltungen
       ausschließen könne. Erst [1][nach einer weiteren Verhandlung] erhielt der
       Nachrichtendienst nun vor dem Bundesgericht Recht. In der Begründung seiner
       Entscheidung schrieb der Richter, nach der Verfassung könne die Regierung,
       wenn sie einigen Journalisten die Türen öffne, diese nicht für andere
       Journalisten aufgrund ihrer Ansichten schließen.
       
       Die AP begrüßte das Urteil vom Dienstag. Es bekräftige das grundlegende
       Recht der Presse, ohne Beschränkungen durch die Regierung frei zu
       berichten. Zahlreiche Medienfirmen hatten an das Weiße Haus appelliert, die
       Entscheidung gegen die AP rückgängig zu machen. Die 1846 gegründete AP ist
       eine der größten Nachrichtenagenturen der Welt.
       
       ## Enges Zusammenspiel zwischen Presseteam und Korrespondenten
       
       Ein uneingeschränkter Zugang zur Regierung und die Teilnahme an offiziellen
       Veranstaltungen, Pressekonferenzen und Regierungsreisen ist
       Grundbestandteil einer freien Presse. Welche Medien dieses Privileg
       erhalten, wird in den USA seit Jahrzehnten im engen Zusammenspiel zwischen
       dem Presseteam im Weißen Haus und der [2][Korrespondentenvereinigung WHCA
       (White House Correspondents’ Association)] entschieden.
       
       Unter Berücksichtigung von Sicherheits- und Logistik-Richtlinien plant das
       Weiße Haus, wie viele Journalisten bei Pressekonferenzen und anderen
       Veranstaltungen anwesend sein sollen, die WHCA wiederum vergibt dieses
       Kontingent dann an die verschiedenen Medienvertreter, immer unter der
       Devise, ein möglichst großes Publikum mit den Veröffentlichungen zu
       erreichen.
       
       Zu den wichtigsten Aufgaben der WHCA gehört deshalb die Zusammenstellung
       des rotierenden Pressepools, der rund um die Uhr über die US-Regierung
       berichtet. Seit Jahrzehnten gehören dazu die großen amerikanischen TV- und
       Radiosender sowie Print- und Onlinemedien. Kleinere Medien werden ebenfalls
       in die Rotation aufgenommen, damit auch lokale Reporter die Möglichkeit
       haben, hautnah aus Washington zu berichten.
       
       ## Regierung will selbst Pressepool bestimmen
       
       Das soll sich [3][nun ändern]. Laut der Pressesprecherin des Weißen Hauses,
       Karoline Leavitt, wird in Zukunft die Regierung selbst darüber bestimmen,
       wer im Pressepool vertreten ist. „Jahrzehntelang hat eine Gruppe von
       Journalisten aus Washington, die White House Correspondents’ Association,
       diktiert, welche Journalisten dem Präsidenten der Vereinigten Staaten in
       diesen intimsten Räumen Fragen stellen dürfen. Damit ist jetzt Schluss“,
       verkündete Leavitt während des Pressebriefings.
       
       „In einem freien Land dürfen Politiker nicht in der Lage sein, ihre eigene
       Presse zu wählen. Seit Generationen haben die in den Vorstand der White
       House Correspondents’ Association gewählten aktiven Journalisten die
       Mitgliederzahl der WHCA und ihre Rotationen kontinuierlich erweitert, um
       die Aufnahme neuer und aufstrebender Medien zu erleichtern“, sagte
       WHCA-Präsident Eugene Daniels.
       
       Daniels, der für Politico berichtet, sagte auch, dass es von Seiten des
       Weißen Hauses keine Vorwarnung gegeben habe, bevor die geplante Veränderung
       bekanntgegeben wurde. Die knapp 800 Mitglieder der WHCA repräsentieren fast
       300 verschiedene Medien.
       
       ## Das neue System könnte rechte Medien begünstigen
       
       New York Times Journalist Peter Baker, der in seiner Karriere auch aus
       Moskau berichtet hatte, sagte: „Als Korrespondent in Moskau in den frühen
       Tagen von Putins Herrschaft erinnert mich das daran, wie der Kreml seinen
       eigenen Pressepool übernahm und dafür sorgte, dass nur folgsame
       Journalisten Zugang erhielten“, schrieb Baker in einem X Post.
       
       Das neue System könnte [4][vor allem Medien aus dem rechten Lager
       begünstigen]. Für die anderen großen US-Medien wäre es ein großer Verlust,
       wenn sie ihren Zugang zum Machtzentrum verlieren würden. Auch deshalb
       dürften sich Zeitungen, wie Jeff Bezos Washington Post oder die Los Angeles
       Times im vergangenen Wahlkampf dazu entschlossen haben, keine öffentliche
       Unterstützungserklärung im Wahlkampf auszusprechen.
       
       Trump, der die traditionellen Medien in den USA in der Vergangenheit als
       „Feinde des Volkes“ bezeichnet hatte, kommentierte die geplanten
       Veränderungen in Bezug auf den Pressepool nur mit den Worten: „Wir werden
       jetzt das Sagen haben.“
       
       9 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://apnews.com/article/trump-ap-white-house-press-pool-ban-cdf091900ae5371329234ddfafef3a91
   DIR [2] /Jim-Acosta-und-Pressefreiheit-in-den-USA/!5551874
   DIR [3] /Zentralasien-und-Trumps-Medienpolitik/!6077226
   DIR [4] /Krach-zwischen-Selenskyj-und-Trump/!6072970
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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