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       # taz.de -- Boykottbewegung „Buy from Europe“: Make Sinalco Great Again
       
       > Online formiert sich eine Boykottbewegung gegen amerikanische Produkte.
       > Als Protest gegen Trumps Politik sollen nur europäische Produkte gekauft
       > werden.
       
   IMG Bild: Hüten den Laden, damit Tesla zum Ladenhüter wird: Proteste vor der einer Tesla-Filiale in Berlin
       
       „Ich habe Amazon Prime gekündigt“, „Deutsche Freunde vereinigt euch – kauft
       kein Jack Daniels“, „Deepl translate statt Google translate“. „Made in
       EU“-Sticker an Supermarktregalen mit Kitkat-Schokoriegeln. Oder ein Berg
       mit Keksen und Marmelade mit der Bildunterschrift „Zum ersten Mal alles aus
       Europa, es ist leicht“. In dem Forum „[1][BuyfromEU]“ („Kauft europäisch“)
       auf der Onlineplattform Reddit ist derzeit viel los. Seit zwei Monaten ist
       es online, inzwischen tauschen dort über 214.000 NutzerInnen Vorschläge
       aus, wie sie gegen die [2][Politik von US-Präsident Donald Trump] aktiv
       werden können.
       
       Die hohen Zölle, das nationalistische Gebaren und scheinbare Ende der
       transatlantischen Freundschaft ärgert viele EuropäerInnen. Der Konsum von
       US-Produkten ist für sie zur politischen Frage geworden. Kauft man jetzt
       besser Sinalco statt Pepsi, Persil statt Ariel? Nutzt Ecosia statt Google,
       kauft bei Zalando statt Amazon? Kommen die Turnschuhe besser von Adidas als
       von Nike?
       
       Proteste gegen den Vietnamkrieg in den 60ern, gegen den
       Nato-Doppelbeschluss in den 80ern, gegen den Irakkrieg in den 90ern, gegen
       das [3][EU-Freihandelsabkommen TTIP] in den 2010er Jahren: Demonstrationen
       gegen die USA haben in Europa Tradition. Eine neue Bürgerbewegung sieht der
       Berliner Protestforscher Simon Teune in der Boykottbewegung jedoch noch
       nicht: „Dazu fehlen klar artikulierte Forderungen, eine organisatorische
       Formung und die Vereinigung einzelner Strömungen.“ Antiamerikanismus habe
       zwar in Europa eine lange Tradition, aber er beziehe sich eher auf Dinge
       wie den Freihandel, die von der US-Regierung nun infrage gestellt werden.
       
       Können Einzelne Trump ärgern oder seine Politik gar ändern, indem sie
       US-Produkte boykottieren? Immerhin sind die USA der wichtigste
       Handelspartner der EU für Ausfuhren und nach China der zweite für Einfuhren
       in die EU. Insgesamt wurden 2024 Waren im Wert von 865 Milliarden Euro
       ausgetauscht.
       
       ## Sterne für europäische Produkte
       
       Seitdem Trump Grönland oder Kanada annektieren will und einstige Verbündete
       wie Mexiko, Japan oder die EU mit Strafzöllen überzieht, regt sich jedoch
       in vielen Teilen der Welt Widerstand. In Supermärkten in Kanada, das laut
       Trump 51. Bundesstaat der USA werden soll, fing der Protest an: KundInnen
       legten hier US-Produkte umgekehrt in die Regale zurück, um ihre Herkunft
       deutlich zu machen. Lokale und nicht-US-amerikanische Produkte werden in
       Kanada zudem bereits seit Wochen mit einem Ahornblatt gekennzeichnet. Mit
       der App „Maple Scan“ können KundInnen beim Einkaufen Barcodes scannen, um
       zu prüfen, ob Produkte US-amerikanische Bestandteile enthalten. In einigen
       Cafés heißt der Americano inzwischen „Canadiano“.
       
       Die Kennzeichnungsaktion fand schnell Nachahmer in Dänemark, dem Trump
       Grönland abpressen will. In den Supermarktketten Føtex, Netto und Bilka
       wird Ware aus Europa nun mit einem Stern auf dem Preisschild ausgezeichnet.
       Damit soll es für die Verbraucher leichter sein, von hiesigen Firmen
       hergestellte Lebensmittel einzukaufen. Das Kennzeichnungssystem sei
       „ausschließlich auf Wunsch der Kundschaft“ eingeführt worden, sagt ein
       Sprecher.
       
       Auch in Deutschland wünscht sich die Mehrheit so etwas: Laut einer
       repräsentativen YouGov-Umfrage befürworten 47 Prozent der Befragten eine
       Kennzeichnung von Produkten aus Europa „voll und ganz“, 30 Prozent „eher“.
       Nur 11 Prozent lehnen sie ab. „Bei vielen Menschen sind Wut und
       Verunsicherung ein Treiber“, sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer des
       Handelsforschungsinstitut IFH Köln. „Regionalität ist schon länger ein
       wichtiges Verkaufsargument im Supermarkt. Der Handelsstreit dürfte den
       Trend verstärken.“
       
       In Deutschland wirbt der Süßartikelhersteller Katjes bereits mit „Made in
       Germany“. Die großen Einzelhandelskonzerne planen jedoch derzeit nicht,
       Waren aus Europa zusätzlich auszuzeichnen. „Boykotte oder
       Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger
       und Betriebe treffen. Letztlich entscheiden unsere Kunden durch ihre
       Nachfrage über das Sortiment“, sagt eine Sprecherin der Rewe-Gruppe.
       Informationen zur Herkunft der Produkte seien im Kleingedruckten auf den
       Verpackungen ersichtlich.
       
       ## Proteste und Boykotts gegen Tesla zeigen Wirkung
       
       Ein Sprecher der Edeka-Zentrale sagt: „Bislang haben wir nur sehr wenige
       Anfragen von unseren Kundinnen und Kunden erhalten. Sollte sich das in
       Zukunft verstärken, würden wir prüfen, inwieweit eine solche Kennzeichnung
       europäischer Produkte sinnvoll und umsetzbar ist.“
       
       Der Außenhandelsverband BGA warnte vor Boykottaufrufen gegen US-Waren. „Als
       Händler halte ich von Boykotten grundsätzlich wenig“, sagte BGA-Chef Dirk
       Jandura. „Viele der vermeintlich amerikanischen Produkte werden zum Teil
       oder ganz hier in Deutschland produziert. Da trifft man dann letztendlich
       deutsche Unternehmer und Arbeitnehmer.“
       
       Einen gewichtigen „Erfolg“ hatten die Boykotts bereits: Die Elektroautos
       von Tesla-Firmenchef Elon Musk erweisen sich vielerorts als Ladenhüter.
       Tesla verkaufte im vergangenen Quartal 13 Prozent weniger Fahrzeuge und der
       eingebrochene Börsenkurs dezimierte das Vermögen von Trump-Berater und
       AfD-Unterstützer Musk bereits um Milliarden US-Dollar. Vielerorts gingen
       Teslas in Flammen auf, [4][am Wochenende protestierten erneut Tausende
       gegen Musk und seine Autos].
       
       8 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.reddit.com/r/BuyFromEU/
   DIR [2] /Schwerpunkt-USA-unter-Trump/!t5079612
   DIR [3] /Schwerpunkt-TTIP/!t5295622
   DIR [4] /Protestkampagne-gegen-Tesla/!6080346
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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