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       # taz.de -- DIY im Museum: Einladung zum Selbst-Machen
       
       > Mit einem TechLab will das Technikmuseum Besucher*innen Lasercutter
       > und 3D-Drucker näher bringen. Die Geräte seien inzwischen leicht zu
       > bedienen.
       
   IMG Bild: Ein Lasercutter bei der Arbeit
       
       BERLIN taz | Es riecht ein bisschen nach Lagerfeuer aus dem meterbreiten
       Lasercutter. Das liegt daran, dass die Maschine zuvor Formen aus einer
       Sperrholzplatte geschnitten hat. Die Räucheraromen von verschmortem Holz
       hängen noch im Material. Der kleinere Cutter daneben graviert währenddessen
       Muster in runde Holzplättchen. Bearbeiten könnten sie auch Plexiglas,
       Textilien oder Gummi. Die beiden Lasercutter sind die größten Maschinen im
       neuen TechLab des Technikmuseums. Und wie die dort ausgestellten
       3D-Drucker, die Fräse und Schraubenzieher, sie sind explizit dafür da, dass
       Besucher*innen mit ihnen arbeiten.
       
       Wer also dringend einen Plastikring als Ersatzteil braucht oder sich eine
       Handyhalterung bauen will, der kann mit diesem Anliegen nun ins Museum
       gehen. Interessierte sollen hier lernen, Dinge selbst zu entwerfen und
       herzustellen, und sich dazu anregen lassen, über die [1][Zukunft der
       Produktion nachzudenken], sagt Nora Thorade. Sie ist Technik-Historikerin
       und leitet den Bereich Handwerk und Produktion am Technikmuseum. „Wir
       wollen hier auch zeigen: Reparieren ist sinnvoll und macht Spaß“, sagt sie.
       Was Reparieren bedeutet, das habe sich historisch geändert. „Lange ging es
       darum, Sachen zu flicken. Doch in der Moderne haben die Menschen
       angefangen, Ersatzteile herzustellen.“
       
       Sogenannte FabLabs (dt. etwa: Laboratorien für Herstellung) entwickeln
       diese Idee weiter, erklärt Thorade. Sie sind vor rund 20 Jahren entstanden
       und gehen zurück auf einen Kurs an der Elite-Universität MIT in Boston. Der
       Titel war [2][„How to Make (Almost) Anything“], also: „Wie Sie (fast) alles
       selbst herstellen“. „Es wurde der am meisten besuchte Kurs am MIT“, sagt
       Thorade. Daraus entstanden Werkstätten, teils an Unis, Schulen oder in
       Bibliotheken, in denen jede*r Teile ausschneiden oder mit 3D-Druckern
       herstellen kann. Diese [3][FabLabs sind global vernetzt und teilen ihre
       Anleitungen]. „Sie nutzen dabei aber [4][lokale Materialien und
       Ressourcen]“, sagt Thorade. Damit würden sie Lieferketten im Prinzip
       ausschalten. „Das hat schon was Utopisches“, findet die Historikerin.
       
       Das TechLab bringt diese Idee nun zum ersten Mal ins Museum. Finanziert
       wird es vom Förderverein des Technikmuseums. Die Idee hatten sie nach
       [5][einer extrem erfolgreichen Ausstellung übers Reparieren] vor etwa zwei
       Jahren. Ab Mai bietet das Museum auch Workshops im Reparieren, Entwerfen
       und Upcyceln für Schulklassen an. „Vor dem 3D-Druck kommt das Gestalten mit
       der Software“, sagt Marcel Jahre vom Technikmuseum. Doch auch die seien
       inzwischen leicht zu bedienen. Dafür wollen sie im Technikmuseum nun die
       Hemmschwelle nehmen – und gern als Türöffner für andere FabLabs in der
       Umgebung dienen.
       
       ## Lösungen für Krisegebiete
       
       „Wir fragen uns hier: Können solche Ideen dazu beitragen, dass Wissen
       gerechter verteilt wird? Können sie in Krisen Lösungen anbieten? Und
       verbessern sie Reparierbarkeit von Alltagsgegenständen?“, sagt Thorade.
       
       Beispiele für lokalen Anwendungen sind etwa 3D-Drucker, mit denen
       [6][Zivilist*innen in der Ukraine Bauteile für Drohnen in ihrem
       Wohnzimmer produzieren] und zusammensetzen. Im Projekt Tolocar wiederum
       fährt ein mobiles FabLab durch die Ukraine. So können sich Menschen, die
       alles verloren haben, mit solchen Techniken wieder etwas aufbauen. „An
       solchen Beispielen zeigt sich, wie die Idee der FabLabs Hilfe zur
       Selbsthilfe bietet, auch in Situationen, wo Infrastruktur nicht mehr
       verfügbar ist“, sagt die Historikerin Thorade.
       
       Daniele Ingrassia hat die Lasercutter, die jetzt im Technikmuseum stehen,
       selbst entworfen und gebaut. Auch er sagt, dass sie etwa nützlich seien, um
       in Kriegsgebieten Ersatzteile herzustellen, aber auch im zivilen
       Wiederaufbau. Auch seine Geräte würden für Tolocar in der Ukraine genutzt.
       Seine in Hamburg ansässige Firma wiederum werde auch von der Universität
       der Bundeswehr gefördert. Doch profitieren würden alle, betont er: Die
       Anleitungen seien frei verfügbar, jeder könne sich mit Teilen aus dem
       Baumarkt einen eigenen Lasercutter bauen. „Und sie lernen dabei noch eine
       ganze Menge“, sagt er.
       
       9 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Mitentscheiden-bei-Forschungsfragen/!5039689
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=aPbJmYCSCgA
   DIR [3] /Erschwingliche-Open-Source-Prothesen/!5333115
   DIR [4] /Transportfahrrad-zum-Selberbauen/!5087985
   DIR [5] https://technikmuseum.berlin/ausstellungen/sonderausstellungen/reparieren/
   DIR [6] https://drukarmy.org.ua/de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
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