# taz.de -- China und der Ukraine-Krieg: Kämpfen Chinesen für Russland?
> Die ukrainische Armee hat zwei chinesische Soldaten gefangen genommen.
> Wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um „Freiwillige“.
IMG Bild: Lin Jian, einer der Sprecher im chinesischen Außenministerium, beantwortet Fragen von Journalisten, Peking, China, 4.3.2025
Seoul taz | Die Anschuldigungen des ukrainischen Präsidenten gegen China
haben es in sich: „Dies ist ein weiteres Land, das Russlands Invasion in
der Ukraine militärisch unterstützt. Nach Iran und dem nordkoreanischen
Militär ist dies ein weiteres Land“, sagte Wolodymyr Selenskyj am Dienstag.
Die Begründung: Zwei chinesische Soldaten wurden vom ukrainischen Militär
gefangengenommen und über ihre Ausweise und Bankkarten identifiziert.
Besonders heikel: Dies geschah auf ukrainischem Territorium nahe der
östlichen Stadt Donezk. Zum Vergleich: Die [1][nordkoreanischen Truppen],
die Machthaber Kim Jong Un entsandt hatte, wurden vorwiegend um die
ukrainisch besetzten russischen Gebiete rund um Kursk eingesetzt.
Ist Peking also nun direkt als Kriegspartei in den Konflikt eingetreten?
Beim chinesischen Außenministerium winkt man ab. Selenskyjs Aussagen würden
jeglicher Grundlage entbehren, sagte Sprecher Lin Jian am Mittwoch. Das
bedeutet nicht, dass Peking die Existenz der Kriegsgefangenen abstreitet,
wie einige Nachrichtenagenturen berichtet hatten. Das Dementi bezog sich
lediglich auf die Behauptung der Ukraine, dass „noch deutlich mehr“
Landsleute ebenfalls für Russland kämpfen. Dies gilt tatsächlich als nicht
gesichert.
Auch westliche Geheimdienste haben bisher keine Indizien für eine direkte
Beteiligung der chinesischen Armee. Auszuschließen wäre dieser Fall zwar
nicht, wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich bei den Chinesen um
„Freiwillige“ handelt, die sich ohne staatlichen Segen Putins Armee
angeschlossen haben.
## China unterstützt Russland vor allem wirtschaftlich
Chinas Parteiführung ist im Kern risikoscheu. Ihr ist bewusst, dass eine
ganz direkte Einmischung einen vollständigen Bruch mit Europa zur Folge
haben könnte. Dementsprechend spielt sie ein doppeltes Spiel: Nach außen
gibt sie sich neutral, sogar als Friedensvermittler. In der Realität hat
Peking [2][seine Seite jedoch schon lange gewählt].
„Die russische Wirtschaft hätte ohne die Unterstützung von China niemals so
gegen das Sanktionsregime standgehalten“, sagt der ukrainische Analyst Leo
Litra, der am European Council on Foreign Relations forscht. Tatsächlich
füllt die Volksrepublik quasi im Alleingang das Vakuum, das westliche
Firmen in Russland hinterlassen haben. China exportiert sämtliche Güter des
täglichen Lebens – von Autos bis Verbraucherelektronik. Zugleich liefert
das Reich der Mitte einen Großteil der sogenannten Dual-Use-Güter, also
Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden – von
Kugellagern über Navigationsgeräte bis hin zu Ersatzteilen für Kampfjets.
Über alldem steht Xi Jinping seinem „alten Freund“ Wladimir Putin politisch
beiseite. Beide Regierungen sind in ihrem strategischen Ziel geeint, die
westliche Dominanz zu durchbrechen und [3][eine neue Weltordnung] zu
etablieren. Die chinesischen Staatsmedien beschallen ihre Bevölkerung fast
ausschließlich mit prorussischer Propaganda, die ukrainischen Positionen
kommen im offiziellen Diskurs praktisch nicht zur Wort – außer als
angebliche Marionetten der USA.
Diese Botschaften verfangen bei vielen Chinesen und führen dazu, dass
einige offensichtlich als „Freiwillige“ bereit sind, für Russland zur Waffe
zu greifen. Fairerweise muss man sagen, dass Chinesen nicht die einzigen
Ausländer innerhalb der russischen Truppen sind. Und: In mindestens einem
Fall ist auch dokumentiert, dass ein Chinese für die Ukraine gekämpft hat.
9 Apr 2025
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## AUTOREN
DIR Fabian Kretschmer
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