URI: 
       # taz.de -- Hamburgs Skandal-Wolkenkratzer: Elbtower zieht Bahnbrücken runter
       
       > Weil beim Neubau der Grund absackt, werden die benachbarten Bahnanlagen
       > streng überwacht. Nun sind die Grenzwerte überschritten, melden Prüfer.
       
   IMG Bild: Soll zweieinhalbmal so hoch und entsprechend schwerer werden: Der Elbtower
       
       Hamburg taz | Da hat Hamburg wohl nicht den schlausten Platz ausgesucht, um
       sein höchstes Haus zu bauen. „Elbtower verursacht Schäden an den
       Bahnanlagen“, meldete dieser Tage die Bürgerinitiative „Prellbock Altona“.
       Das stehe in einem Bescheid des Amtes für Bauordnung und Hochbau, der im
       Transparenzportal der Stadt einsehbar ist.
       
       Die Bauarbeiten an dem Turm, der mal 245 Meter hoch werden soll, ruhen seit
       Herbst 2023, weil der Investor René Benko pleite gegangen ist. Nun schreibt
       das Amt, vor einer Wiederaufnahme von Bauarbeiten sei der Nachweis zu
       erbringen, dass „Kompensationsmaßnahmen“ an Bahnbauten erfolgt seien, die
       infolge inzwischen aufgetretener „Überschreitungen von Grenz- und
       Alarmwerten angezeigt sind“.
       
       Dass solche Werte in einem Monitoring erhoben werden, hatte die Deutsche
       Bahn (DB) durchgesetzt, [1][wie die taz 2022 berichtete], weil sie eine
       Beeinträchtigung des Bahnverkehrs befürchtete. Direkt gegenüber dem schon
       100 Meter hohen Bauwerk am Elbufer liegen wichtige Brücken für Fernzüge
       sowie ein S- und U-Bahnhof.
       
       Die Bahn befürchtete, dass sich der Boden in der Umgebung setzt, wenn die
       Baugrube ausgehoben wird und der Koloss in die Höhe wächst. Solche
       „Mitnahmesetzungen“ könnten „die Nutzbarkeit der DB Bauwerke einschränken
       beziehungsweise einen sicheren Eisenbahnbetrieb unmöglich machen“, schrieb
       die Bahn in einer Stellungnahme und ließ sich zusichern, dass Schäden
       behoben werden.
       
       ## Baugenehmigung läuft aus
       
       Zurzeit verhandelt der Insolvenzverwalter mit Investoren über eine
       Übernahme des Projekts. In der Diskussion ist der Einzug des
       Naturkundemuseusms. Doch bevor die Kräne wieder arbeiten, müssten nun jene
       Maßnahmen erfolgen. Das Amt weist noch darauf hin, dass die Baugenehmigung
       bis zum 23. März 2026 verlängert sei und danach nur noch einmal bis März
       2027 verlängert werden könne. Länger sei „nicht möglich“.
       
       „An den Elbbrücken darf nicht länger va banque mit der Sicherheit des
       Bahnverkehrs gespielt werden“, sagt Prellbock-Sprecher Michael Jung. Die
       Gefahr von schweren Schäden wie einer Verschiebung der Gleisanlage mit
       möglicher Entgleisungsgefahr „wächst mit der Höhe des Turms“, warnte er.
       Das Haus dürfe nicht höher gebaut werden, sondern gehöre umgeplant oder
       abgerissen. Und bereits entstandene Schäden müssten „schnellstmöglich
       behoben“ werden.
       
       Die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) sieht die Lage
       weniger dramatisch. Im Verlauf der Bauunterbrechung habe das Monitoring
       „Grenzüberschreitungen der sehr eng definierten Grenzwerte aufgezeigt“,
       teilt Sprecher André Stark mit. Diese beträfen „Differenzsetzungen,
       Kantungen und Verwindungen“ bei benachbarten Bahnbauten, würden aber von
       den Sachverständigen als „unkritisch“ in Bezug auf Standsicherheit und
       Gebrauchstauglichkeit bewertet. Dennoch wolle man die Bauunterbrechung
       nutzen, um Vorsorge zu treffen, damit später an den Bahn-Bauwerken
       „gezielte Lagerkorrekturen schneller und einfach durchgeführt werden
       können“.
       
       ## Die Bahn bleibt gelassen
       
       Auch die Deutsche Bahn sieht die Sache gelassen. „Die Anlagen und der
       Zugverkehr sind sicher – für die DB ist Sicherheit immer das oberste
       Gebot“, sagt ein Bahnsprecher. Bisher seien Setzungen im erwarteten Umfang
       aufgetreten. Damit diese keinen negativen Einfluss haben, habe die DB 2024
       bereits bei einer Brücke ein Lager ausgetauscht. Weitere
       Kompensationsmaßnahmen unter Federführung der Elbtower Immobilien GmbH
       sollten in diesem Jahr folgen.
       
       In dem Monitoring werden neun Bauten der Bahn und die U4-Haltestelle der
       Hochbahn überwacht. Fragen nach der Anzahl der Alarmmeldungen und dem
       Zeitraum der Maßnahmen beantworten Bahn und Stadtentwicklungsbehörde nicht,
       da man sich gerade mit allen am Tower beteiligten Parteien in „Abstimmung“
       befinde.
       
       Die Verkehrspolitikerin Heike Sudmann (Die Linke) beruhigen solche Aussagen
       noch nicht. „Wenn man Grenz- und Alarmwerte erreicht, wo es kritisch wird,
       kann man nicht sagen: ‚Das ist alles normal‘.“ Sie hat nun eine Anfrage an
       den Senat gestellt, an welchen Bauten Grenzwerte überschritten wurden und
       was die Verantwortlichen tun.
       
       Auch Peter Schönberger von Prellbock wollte dies genauer wissen. Er nahm
       über das Transparenzportal Einsicht in die Stellungnahme der mit der
       Überwachung betrauten Ingenieure. Danach hat sich im Baugrund zwischen
       Norderelbe und Oberhafenkanal großflächig über mehrere Jahre eine
       „Setzungsmulde“ ausgebildet, die Einfluss auf die Bahnbauten hat. Deshalb
       müssten Brückenlager bis zum Ende dieser Setzungen über Jahre mehrfach
       korrigiert werden, auch wenn nicht weiter gebaut wird. Nach Messungen im
       Dezember sei wegen Überschreitung zweier Grenzwerte sogar ein Krisenstab
       einberufen worden, so Schönberger.
       
       Insgesamt sind die Werte laut der Stellungnahme in der Tat noch unkritisch.
       Bis zum Einbau neuer Lager müsse das Bauwerk aber weiter streng beobachtet
       werden, so die Ingenieure, auch durch „Sichtprüfungen“ eines
       Brückeninspekteurs.
       
       10 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Scholz-Wolkenkratzer-Vermaechtnis/!5883941
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
   DIR Hochhaus
   DIR Städtebau
   DIR Bahnverkehr
   DIR Bahn
   DIR René Benko
   DIR Hamburg
   DIR Stadtentwicklung Hamburg
   DIR Hamburg
   DIR Hamburg
   DIR Schwerpunkt Stadtland
   DIR Hamburg
   DIR Olaf Scholz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Elbtower: Hamburg kauft Olafs Stummel
       
       Der Hamburger Senat erwägt, einen Teil des halbfertigen Hochhauses an den
       Elbbrücken zu kaufen, um dort ein Naturkundemuseum unterzubringen.
       
   DIR Elbtower in Hamburg: Am Ende zahlt wieder mal die Stadt
       
       Hamburgs Bürgermeister hatte beteuert, es werde keine Staatshilfen für den
       Elbtower geben. Nun kauft die Stadt den Mega-Wolkenkratzer zum Teil.
       
   DIR Hamburger Hochhaus-Stumpf: Naturkunde soll Elbtower retten
       
       Damit der Wolkenkratzer an den Elbbrücken keine Bauruine bleibt, wird die
       Stadt Hamburg möglicherweise ihr Naturkundemuseum dort unterbringen.
       
   DIR Elbtower in Hamburg: Hamburgs peinlichste Baustelle
       
       Durch private Investitionen könnte aus dem Elbtower doch noch was werden.
       Dafür soll das Naturkundemuseum mit einsteigen – auf Rechnung der Stadt.
       
   DIR Stillstehendes Hamburger Prestigeprojekt: „Abriss wäre eine Option“
       
       Auf der Baustelle des Elbtowers an den Hamburger Elbbrücken tut sich schon
       lang nichts mehr. Jetzt hat die SPD den Abriss ins Gespräch gebracht.
       
   DIR Scholz' Wolkenkratzer-Vermächtnis: Elbtower gefährdet Bahnverkehr
       
       Die Bahn hat Bedenken gegen ein 245 Meter großes Hochhaus an den Hamburger
       Elbbrücken angemeldet. Sie befürchtet eine Unterbrechung des Verkehrs.