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       # taz.de -- Neuer Wohnraum für Azubis in Hamburg: Knapp, teuer, ungewiss
       
       > In Hamburg gibt es viel zu wenig Wohnraum für Azubis. Rot-grün erreicht
       > die eigenen Ziele nicht. Nun wird über eine alte Kaserne nachgedacht.
       
   IMG Bild: Gammelt vor sich hin, während Azubis dringend Wohnungen brauchen: Kaserne in der Hamburger Notkestraße
       
       Hamburg taz | Bezahlbarer Wohnraum ist in Hamburg knapp, besonders für
       Auszubildende. Während Studierende zumindest auf ein paar Wohnheime
       zurückgreifen können, gibt es [1][für Azubis kaum entsprechende Angebote].
       Einen Ausweg könnte die Umnutzung einer alten Kaserne in der Notkestraße
       bieten. Doch die Realisierung gestaltet sich kompliziert: Zuständigkeiten
       sind unklar, die Sanierung ist teuer und am Ende bleibt ungewiss, ob das
       Projekt überhaupt kommt.
       
       WG-Zimmer sind kaum bezahlbar, eigenständige Wohnungen für Auszubildende
       noch weniger. Laut Handwerkskammer gibt es in Hamburg 28.000 Azubis, doch
       nur drei Prozent von ihnen haben Zugang zu subventioniertem Wohnraum – bei
       Studierenden sind es immerhin acht Prozent.
       
       Im Koalitionsvertrag hatte der rot-grüne Senat 2020 versprochen, bis 2030
       insgesamt 2.500 Wohnplätze für Azubis zu schaffen. Bisher ist nur ein
       Fünftel davon realisiert. Das Bundesbauministerium [2][fördert zwar seit
       2023 mit 500 Millionen Euro unter dem Programm „Junges Wohnen“] den
       sozialen Wohnungsbau für junge Menschen, doch ohne eine bundesweite
       Koordinierungsstelle für Azubi-Wohnen laufen Fördermittel ins Leere.
       
       In Hamburg besteht nun eine kleine Hoffnung auf günstigen Wohnraum für
       Azubis: Seit 13 Jahren steht die ehemalige Kaserne aus dem Ersten Weltkrieg
       im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld leer.
       
       Das Kasernenareal, welches ehemals in Besitz des Bundes war, hat eine
       bewegte Geschichte hinter sich: In der Nachkriegszeit wurde es als Standort
       für die Zigaretten- und Schokoladenherstellung genutzt. Von 1952 bis 2011
       waren das Technische Hilfswerk (THW) und danach kurzzeitig der TÜV Nord im
       Hauptgebäude des Kasernengeländes an der Notkestraße ansässig. Die
       Linksfraktion im Bezirk Altona drängt seit Jahren auf eine Nutzung für
       sozialen Wohnraum. Das Problem: Die Zuständigkeiten sind ein Wirrwarr.
       
       Zwar hat Hamburgs Finanzbehörde das Gebäude 2020 von der Bundesanstalt für
       Immobilienaufgaben (Bima) erworben, doch bei der Umnutzung sind gleich
       mehrere Behörden involviert – die Schulbehörde, die
       Stadtentwicklungsbehörde und die Finanzbehörde.
       
       Letztere will das Gebäude sanieren. Doch wann es tatsächlich losgeht,
       bleibt vage. Eine Ausschreibung sei „in Vorbereitung“, heißt es.
       Ursprünglich sollte die Kaserne in das Stadtentwicklungsprojekt Science
       City Bahrenfeld rund um das Gelände des Forschungszentrums Desy integriert
       werden. Dieser Plan wurde jedoch verworfen.
       
       Karsten Strasser, Vorsitzender der Linken-Bezirksfraktion in Altona,
       kritisiert die Verzögerungen: „Der rot-grüne Senat hat das Gebäude
       jahrelang verfallen lassen. Jetzt ist der Zustand so schlecht, dass ein
       Abriss droht.“ Strasser bezweifelt, dass ein privater [3][Investor] das
       Projekt stemmen kann, wenn die öffentliche Hand bereits scheitert.
       
       ## Viele Projekte bleiben auf der Strecke
       
       Viele leer stehende Immobilien in Hamburg sind zwar in öffentlicher Hand,
       doch Brandschutzauflagen und Bebauungspläne verhindern oft eine
       wirtschaftlich sinnvolle Nutzung. Selbst mit Fördermitteln des Bundes
       bleiben viele Projekte auf der Strecke.
       
       Lichtblicke für junge Azubis gibt es vereinzelt. Projekte wie das
       Bildungshaus+ in der Fabriciusstraße und das Onboarding-Haus am
       Friedrich-Ebert-Damm gehen in die richtige Richtung. Seit 2023/24 sind 144
       neue Azubi-Wohnplätze in Altona entstanden – viel zu wenig, um den Bedarf
       zu decken.
       
       Das eigentliche Problem bleibt ungelöst: Ohne klare Zuständigkeiten und
       eine entschlossene Trägerstruktur wird das Azubi-Wohnen in Hamburg kaum
       vorankommen. Dabei ist die duale Ausbildung für die Fachkräftesicherung
       essenziell. Doch ohne bezahlbare Unterkünfte [4][bleiben Ausbildungsplätze
       unbesetzt].
       
       29 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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