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       # taz.de -- Gipfeltreffen in Mosambik: Händedruck zwischen den beiden Streithähnen
       
       > Erstmals seit den umstrittenen Wahlen 2024 empfängt Präsident Daniel
       > Chapo Oppositionsführer Venancio Mondlane. Mosambik erhofft ein Ende der
       > Krise.
       
   IMG Bild: Historischer Handschlag: Präsident Chapo (rechts) und Oppositionsführer Mondlane (links) im Präsidentenpalast von Maputo
       
       Maputo taz | Zum ersten Mal seit den umstrittenen Wahlen in Mosambik im
       Oktober 2024 haben sich die beiden Spitzenrivalen des Landes, die sich
       beide für die Wahlsieger halten, persönlich getroffen. Die Zusammenkunft
       zwischen Präsident Daniel Chapo, [1][der im Januar sein Amt aufnahm], und
       Oppositionsführer Venancio Mondlane, [2][der eine Gegenregierung ausgerufen
       hat], folgt auf [3][schwere Unruhen mit über 360 Toten] in den vergangenen
       Monaten und galt als alternativlos, um zu verhindern, dass die politische
       Krise in Mosambik vollends außer Kontrolle gerät.
       
       Jubel begleitete den von Fotografen festgehaltenen Händedruck zwischen den
       beiden Streithähnen Chapo und Mondlane am Montag im Palácio da Ponta
       Vermelha, der offiziellen Residenz des Präsidenten von Mosambik in der
       Hauptstadt Maputo. Das Treffen soll in herzlicher Atmosphäre stattgefunden
       haben, in deutlichem Kontrast zu den vergangenen fünf Monaten Chaos.
       
       Das Präsidialamt sagte, das Treffen sei Teil der Bemühungen um Frieden,
       Versöhnung und politische Stabilität und diene dazu, das Vertrauen der
       Öffentlichkeit in die staatlichen Institutionen wiederherzustellen und die
       Demokratie zu stärken. „Der Wille, gemeinsame Lösungen zu besprechen,
       stellt einen bedeutsamen Schritt nach vorn bei der Suche nach einem
       friedlichen, geeinten und dem kollektiven Fortschritt verpflichteten
       Mosambik dar“, hieß es.
       
       Die ehemalige Befreiungsbewegung [4][Frelimo (Mosambikanische
       Befreiungsfront)], die Mosambik seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975
       regiert, hatte zuvor bereits andere Oppositionsparteien inner- und
       außerhalb des Parlaments getroffen. Aber diese Bemühungen waren vergeblich,
       solange Mondlane, der bei weitem beliebteste Politiker des Landes, aus den
       Gesprächen ausgeschlossen war und seine vor allem jugendliche
       Anhängerschaft weiter auf die Straße ging.
       
       Nach Informationen der taz stimmte Chapo mehreren Vorschlägen Mondlanes zu.
       So soll die Polizei aufhören, Unterstützer des Oppositionsführers gezielt
       zu verfolgen. Es geht auch um eine Anpassung der Wirtschaftspolitik.
       
       ## Befriedung soll Flüssiggasprojekt wiederbeleben
       
       Ein entscheidender Faktor war wohl die Entscheidung der USA am 14. März,
       Exportkredite in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar an den französischen Öl-
       und Gaskonzern TotalEnergies für Investitionen in Mosambik freizugeben.
       [5][TotalEnergies verfolgt im Mosambik ein Megaprojekt] mit einem Umfang
       von 20 Milliarden US-Dollar zur Erschließung gigantischer
       Offshore-Gasvorkommen im Indischen Ozean vor der Küste des Nordens von
       Mosambik, aber das Projekt liegt auf Eis, seit [6][islamistische Rebellen
       2021 das Gebiet angriffen] und die [7][ausländischen Fachkräfte evakuiert]
       werden mussten.
       
       Nun könnte Mosambiks Gasprojekt also zu neuem Leben erweckt werden – aber
       andauernde Unruhen und Unsicherheit würden dies unmöglich machen. Deswegen
       sieht sich die Regierung jetzt getrieben, sich mit der Opposition zu
       verständigen.
       
       „Die Chapo-Regierung muss jetzt ihren guten Willen beweisen“, erklärte die
       Bürgerrechtsgruppe Justice Frontil. „Sie muss der Polizeibrutalität ein
       Ende setzen und Mondlanes Reformen umsetzen, sonst riskiert sie weitere
       Unruhen.“
       
       Professor Adriano Nuvunga, Direktor des „Zentrums für Demokratie und
       Menschenrechte“ in Maputo, nannte das Treffen zwischen Chapo und Mondlane
       einen Hoffnungsschimmer für das Land. „Das Treffen stellt eine notwendige
       und bemerkenswerte Geste dar, nicht nur wegen seiner symbolischen
       Bedeutung, sondern wegen seines Potenzials, Gesprächskanäle für nationalen
       Dialog und Wiederaufbau zu öffnen.“ Nun sei wichtig, die Monate der Gewalt
       zu überwinden und Gerechtigkeit walten zu lassen. „Mosambiks Demokratie
       muss gerettet werden. Dies sollte der Beginn eines echten
       Versöhnungsprozesses sein.“
       
       25 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Frente_de_Liberta%C3%A7%C3%A3o_de_Mo%C3%A7ambique
   DIR [5] https://totalenergies.com/mozambique
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       ## AUTOREN
       
   DIR Armando Domingos
       
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