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       # taz.de -- Flüge mit Privatjets im Jahr 2024: Emissionen durch Bonzenflieger auf Rekordniveau
       
       > Im Jahr 2024 hoben in Deutschland registrierte Privatjets fast 125.000
       > Mal ab. Zwei Drittel flogen Kurzstrecken von weniger als 1.000
       > Kilometern.
       
   IMG Bild: Privatflüge stehen in der Kritik einen besonders hohen Co2 Ausstoß zu erzeugen: Privatjet am Mannheimer Flughafen
       
       Berlin taz | Innerhalb von wenigen Jahre ist der CO2-Ausstoß durch
       Privatflüge um fast die Hälfte gestiegen. Zwischen 2019 und 2024 haben die
       direkten Emissionen um 48 Prozent zugelegt und sind von 10,7 auf 15,9
       Millionen Tonnen gestiegen. Das zeigen Daten der Plattform
       [1][privateaircrafts.eu]. Die Website basiert auf Methoden einer 2024
       [2][im Fachjournal Communications Earth & Environment] erschienenen Studie
       und wird von einem der Autoren betrieben.
       
       Während bei Linienflügen [3][erst im vergangenen Jahr erstmals wieder das
       Niveau von vor der Pandemie] erreicht wurde, stiegen die Emissionen durch
       Privatjets nach einem kurzen Absinken 2020 stetig an. Trotz der
       Reisebeschränkungen während der Pandemie reisten also Menschen in
       Privatjets deutlich mehr durch die Welt. Die Analyse basiert auf den Daten
       für rund 70 hauptsächlich für den Transport von Einzelpersonen genutzten
       Flugzeugtypen.
       
       „Dass die Nutzung von Privatjets schneller wächst als Linienflugverkehr
       bestätigt, dass weltweit die Ungleichheit steigt“, sagte Jorge Cardoso
       Leitão, der privateaircrafts.eu betreibt. „Privatjets verschmutzen 50 Mal
       mehr als Autos, zahlen aber weniger Emissionssteuern.“ Nur etwa 0,003
       Prozent der Weltbevölkerung nutzen Privatflugzeuge.
       
       Insgesamt ist auch die Zahl an Privatjets gestiegen: Hatte es 2019 noch
       etwa 20.000 registrierte Privatjets gegeben, waren es 2024 bereits mehr als
       27.000. Etwa zwei Drittel sind in den USA registriert. Deutschland ist mit
       584 registrierten Privatjets auf Platz 5. Vor fünf Jahren waren es noch
       454.
       
       Der CO2-Ausstoß von Privatjets macht etwa 1,8 Prozent der Emissionen der
       kommerziellen Luftfahrt aus. Die CO2-Emissionen machen allerdings nur ein
       Drittel der Gesamtemissionen aus, neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie
       Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.
       
       Die Kosten für die Flugzeuge sind in vielen Fällen steuerlich absetzbar,
       auch wenn sie privat genutzt werden, und fallen oft nicht unter den
       europäischen Emissionshandel, da dieser eine Mindestgröße und einen
       Mindestausstoß an Emissionen pro Jahr definiert, die Privatjets oft nicht
       erreichen.
       
       ## Deutsche Privatjets: Häufige Flüge ans Mittelmeer
       
       Im Jahr 2024 hoben die in Deutschland registrierten Privatjets fast 125.000
       Mal ab und emittierten mehr als 400.000 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Ein
       Mensch in Deutschland emittiert jährlich durchschnittlich 10 Tonnen. Zwei
       Drittel der Flüge waren Kurzstrecken von weniger als 1000 Kilometern
       Flugdistanz, etwa ein Zehntel der Flüge sogar weniger als 250 Kilometer.
       
       Unter den häufigsten Routen befinden sich einige, die auch regelmäßig von
       Linienflügen bedient werden: Die Strecke zwischen Köln und Berlin wurde
       mehr als 700 Mal geflogen, zwischen Berlin und München fast 400 Mal und
       zwischen Berlin und Stuttgart 275 Mal.
       
       Die [4][im vergangenen Jahr erschienene Studie] zeigte, dass das Aufkommen
       von Privatflugzeugen rund um große sportliche, kulturelle oder politische
       Ereignisse besonders hoch ist, so auch bei der Weltklimakonferenz im
       Dezember 2023 in Dubai. „Die private Luftfahrt ist die energieintensivste
       Form des Luftverkehrs, ihr weltweites Ausmaß, ihre Verbreitung und ihre
       Energieintensität sind jedoch noch immer nicht hinreichend erforscht“, hieß
       es.
       
       Auch 2024 flogen die in Deutschland registrierten Privatjets die weitesten
       Strecken in den Sommermonaten. Häufige Ziele waren dabei die
       Mittelmeerinseln Ibiza, Mallorca und Korsika, sowie andere Küstenorte wie
       Malaga oder Nizza. Dabei war Mallorca mit mehr als 5.000 Flügen im Jahr
       2024 besonders beliebt. Aber auch eine kühler gelegene Insel wurde oft
       frequentiert: 1.700 Flüge gab es von und nach Sylt, viele davon aus dem
       nahegelegenen Hamburg.
       
       29 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://privateaircrafts.eu/
   DIR [2] https://www.nature.com/articles/s43247-024-01775-z
   DIR [3] https://www.iata.org/en/pressroom/2025-releases/2025-01-30-01/
   DIR [4] /CO-Fussabdruck-von-Superreichen/!6047725
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lalon Sander
       
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