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       # taz.de -- Landprivatisierung der Trump-Regierung: This is Our Land
       
       > In New Mexico wehren sich Jäger und Naturschützer gegen die Pläne der
       > Trump-Regierung, öffentliches Land zu privatisieren.
       
   IMG Bild: Justin Schatz leitet beim Forest Service eine Trail Crew – zuständig für Bau und Pflege von Wanderwegen
       
       An einem sonnigen Spätnachmittag weht ein warmer Wind über die Hänge der
       Mogollon Mountains. Die Bergkette erhebt sich über der Hochwüste in einer
       abgelegenen Region New Mexicos, etwa anderthalb Stunden Autofahrt von
       Arizona entfernt und 75 Kilometer vom nächsten Supermarkt. Die höchsten
       Gipfel der Mogollons erreichen über 3.000 Meter, ihre dichten Fichten- und
       Pinienwälder sind noch von einer Schneedecke bedeckt, die im Licht der
       untergehenden Sonne leuchtet. Im Tal hingegen herrschen bereits 20 Grad,
       und hier wachsen Kakteen und Wacholdersträucher, die sich den extremen
       Bedingungen angepasst haben.
       
       Wenige Minuten später erscheint Luke Koenig aus einem Dickicht, gegen die
       sanften Gelb- und Grüntöne des Tals deutlich durch grell-orangene Panele
       erkennbar, die auf seiner Weste aufgenäht sind. Aus dieser zieht er einen
       Vogel, der etwa so groß wie seine ausgespreizte Hand ist. Helmwachteln sind
       im Südwesten der USA und dem nördlichen Mexiko beheimatet, neben ihren
       dunkel-hellen Flugfedern fallen an ihnen vor allem die seltsamen Bommel
       auf, die den Männchen aus dem Kopf sprießen. Koenig ist Ende zwanzig,
       langhaarig und trägt unter seiner Jagdweste staubige Arbeitskleidung. Er
       grinst und freut sich über die Wachtel, denn in ein paar Tagen ist die
       Saison vorbei. Für eine richtige Mahlzeit reicht der kleine Vogel nicht,
       das weiß Koenig, aber „Ich hab noch ein paar im Gefrierfach.“
       
       Ein paar Wachteln – oder ein Reh, einen Truthahn oder Teile eines
       Wapitihirschen – im Gefrierfach zu haben, das ist im ländlichen Westen der
       USA nichts besonderes. Luke Koenig, der für die Naturschutzorganisation New
       Mexico Wild arbeitet, hat in seinem Bundesstaat reichlich Auswahl, wenn es
       um Orte zum Jagen geht. Rund 47 Prozent von New Mexico sind „öffentliches“
       Land, ein Drittel gehört der Bundesregierung der USA und damit deren
       Bürger:innen. Der Großteil der Wüsten, Bergketten und Flusslandschaften,
       die dazugehören, sind mit dem richtigen Schein für die Jagd freigestellt.
       Für das Campen und Wandern bedarf es auf dem Großteil der über 250
       Millionen Hektar Land weder einer Genehmigung noch einer Gebühr. Unter der
       [1][zweiten Trump-Regierung] ist dieses Allgemeingut aber in Gefahr.
       
       „Es ist mein Land, ganz einfach“, sagt Jesse Deubel, Leiter der New Mexico
       Wildlife Federation. Deubels Organisation setzt sich für den Schutz von
       Wildtieren im Bundesstaat ein – und für das Recht seiner Bürger:innen,
       diese zu schießen. Die Millionen von Hektar, die in den USA der
       Bundesregierung unterliegen, werden von dieser faktisch nur für ihre
       Bürger:innen verwaltet, erklärt Deubel. Jeder Stein, jeder Baum und auch
       jedes Tier, das sich zwischen ihnen bewegt, ist das Eigentum des
       amerikanischen Volkes.
       
       ## Der Kampf um das Land ist endlos
       
       Der Kampf, der Öffentlichkeit den Zugang zu diesen Landschaften zu sichern
       ist „endlos“, wie Deubel ihn beschreibt. „Manchmal zelebrieren Menschen um
       mich herum, wenn wir einen politischen Erfolg errungen haben, aber meistens
       denke ich mir, es ist nur eine Schlacht in einem Krieg, der immer
       weitergehen wird.“ Doch dieser Krieg erreicht unter der neuen
       Trump-Regierung eine neue Dimension. „Zu meinen Lebzeiten war der Druck auf
       öffentliches Land noch nicht so groß“, sagt Deubel. Kraftvoll gebaut und
       mit einem breiten Lächeln, ist er in New Mexico nicht nur für seine
       politische Arbeit, sondern auch für seine Erfolge auf der Jagd bekannt.
       Seine Facebookseite ist ein Sammelsurium von Fotos von Deubel in
       Camouflage, mit dem Bogen in der einen Hand und dem Geweih eines toten
       Hirschen in der anderen.
       
       Die Vorhaben der neuen Regierung sind im Grunde genommen nicht neu.
       „Momentan geht es viel um Utah“, sagt Deubel. 65 Prozent dieses
       Bundesstaates werden von der Bundesregierung verwaltet, die Trump-Regierung
       unterstützt die Position vieler hiesiger Republikaner, dass das Land dem
       Bundesstaat übertragen werden soll. Oberflächlich bleibt es damit in
       öffentlicher Hand, doch die meisten Bundesstaaten haben das Mandat, mit
       ihren Ländereien möglichst viel Einkommen zu erwirtschaften. „Es kann also
       verkauft werden“, erklärt Jesse Deubel die Notwendigkeit dafür, jeden
       Quadratmeter der Ländereien des Bundes zu verteidigen. Denn gehört es
       einmal dem Bundesstaat, kann es schnell für ewig in den Privatbesitz
       wechseln.
       
       Deubel ist kürzlich in Deutschland und anderen europäischen Ländern
       unterwegs gewesen und kennt die Kluft, die zwischen seiner und den dortigen
       Jagdtraditionen liegt. „Der wesentliche Unterschied zwischen der Jagd in
       Nordamerika und in vielen Teilen Europas liegt in der Frage, wem die Tiere
       gehören“, sagt er. „In Europa ist es zum Beispiel ganz normal, dass jemand
       nicht nur ein Stück Land besitzt, sondern auch die Rehe und Wildschweine,
       die dort leben.“ In den USA und Kanada hingegen ist die Idee von Wildtieren
       als Privateigentum schon fast eine Gotteslästerung. „Es ist egal, wie groß
       das Grundstück ist, jedes wilde Tier, das sich dort bewegt, gehört den
       Bürgern des jeweiligen Bundesstaates.“
       
       Im Gegensatz zu Deutschland ist die Teilnahme an der Jagd damit keine Frage
       des Grundbesitzes. Ein Schein, mit dem Kaninchen, Wachteln, Tauben und
       anderes Kleinwild gejagt werden können, ist in New Mexico für alle ab dem
       zehnten Lebensjahr erhältlich und kostet rund 35 US-Dollar. Auch Menschen,
       die in engen Wohnwägen oder Apartmentblocks in der Großstadt leben, haben
       durch das öffentliche Land den Zugang zu gigantischen Jagdgebieten.
       Besonders auf dem Land ist die Jagd klassenübergreifend verankert und ein
       generationenübergreifendes Ereignis. Mit rund 12 Prozent der Bevölkerung
       hat New Mexico eine der größten indigenen Einwohnerzahlen in den USA, unter
       denen viele bis heute uralte Jagdtraditionen pflegen. Fehltage von
       Schulkindern werden während der Großwildsaison meistens mit einem
       Augenzwinkern ignoriert, Geweihe und ausgestopfte Trophäen nehmen nicht nur
       Ehrenplätze in vielen Wohnzimmern ein, sondern hängen auch in Tankstellen,
       Zahnarztpraxen und Schulräumen.
       
       Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei Wapitihirsche ein. Die kolossalen
       Tiere sind deutlich größer als die europäischen Rothirsche, mit denen sie
       entfernt verwandt sind, und können fast eine Halbe Tonne auf die Waage
       bringen. Der Stolz über die Abschüsse hängt nicht nur mit der Größe der
       meterlangen Geweihe der Hirsche zusammen, sondern auch mit der Nahrung, die
       diese bedeuten. „In Deutschland schießen Jäger viel mehr Tiere, als ihre
       Familien essen können“, weiß Jesse Deubel. „Der Überschuss wird auf dem
       kommerziellen Markt an Schlachter und Supermärkte verkauft.“ In den USA
       hingegen ist der Verkauf von Wildfleisch streng verboten. Was hier
       geschossen wird, wird meist auch von den jeweiligen Jäger:innen und
       ihren Nächsten verzehrt. In einem Bundesstaat, in dem eine von sieben
       Personen mit Hunger kämpft und über 40 Prozent der Bevölkerung Essensmarken
       beziehen, ist der Zugang zur Jagd damit auch eine soziale Frage.
       
       ## Wildtiere gehören dem Bundesstaat
       
       Land und Tiere, Bundesstaats- und Bundesregierung, hängen so unweigerlich
       zusammen. Denn während die Wildtiere New Mexicos dem Bundesstaat gehören,
       ist der Großteil des öffentlichen Landes wie auch anderswo im Westen in der
       Hand der Bundesregierung in Washington. Und deren neue Chefs haben andere
       Vorhaben für die Gebiete, in denen Jesse Deubel und Luke Koenig ihre
       Gefrierfächer füllen.
       
       Rund 80 Kilometer südlich der Mogollon Mountains läuft Justin Schatz durch
       den Nationalforst, der ihm einst unterstand und nun wieder untersteht. Wie
       die Mogollon-Berge gehört auch dieses Gelände und circa 10.000 weitere
       Quadratkilometer zum „Gila National Forest“, wie dieses Gebiet in der
       Amtssprache heißt. Der Gila untersteht dem „Forest Service“ der
       Bundesregierung, der für eine Fläche verantwortlich ist, die mehr als
       doppelt so groß wie Deutschland ist. Die Behörde verwaltet nicht nur die
       Freizeit auf ihren Gebieten, sondern zwischen der Tundra Alaskas und den
       tropischen Wäldern Hawaiis auch die Waldwirtschaft und den hier
       stattfindenden Bergbau. An dem Ort, an dem Justin Schatz heute wandern
       geht, wiegt sich der Gila in sanften Kurven zu den Bergen hinauf, der Blick
       in den Süden liegt bis zur sandfarbenen Weite der Chihuahua-Wüste frei.
       
       Die gleichmäßige Aufteilung von Wacholdergestrüpp und offener
       Graslandschaft wirkt wie aus einer Parkanlage. Dieser Effekt ist kein
       Zufall, wurden große Teile der USA doch über Jahrtausende von indigenen
       Zivilisationen bewirtschaftet. In gigantischen Maßstäben setzten sie
       Landschaften im Gila und anderswo immer wieder in Brand, um Weideflächen
       und damit optimierte Jagdgründe zu schaffen. Die meisten Baumarten, die im
       Südwesten des Landes wachsen, sind feuerresistent.
       
       Justin Schatz, großer Schnauzer, bedeckt seine zotteligen Haare mit einer
       Schirmmütze und ist gegen die gleißende Sonne mit einer getönten
       Sonnenbrille ausgestattet. Für den Forest Service führt er eine sogennante
       „Trail Crew“, die vor allem für Bau und Instandhaltung der Wanderwege
       verantwortlich ist, die den Gila durchkreuzen. Schatz und sein Team
       arbeiten für acht Tage am Stück, meist tief in den Bergen. Der Großteil
       seiner Arbeit findet weit von der nächsten Straße und mehrere Autostunden
       von der nächsten Ortschaft entfernt statt, in einem der abgelegensten Teile
       der kontinentalen USA. Dennoch steht Schatz gerade inmitten der politischen
       Umwälzungen, die 3.000 Kilometer weg in Washington, D.C. stattfinden.
       
       ## Entlassen um Ressourcen zu sparen
       
       „Wir wussten, dass etwas passieren würde“, sagt Schatz über den Tag, an dem
       er seine Stelle an das [2][Elon-Musk-Projekt „DOGE“] verlor. Bevor er seine
       Stelle im Gila National Forest antrat, arbeitete Schatz wie die meisten
       Angestellten des Forest Service in Forstgebieten im ganzen Land. Personal
       wird eingesetzt, wo es gebraucht wird, Mitglieder der Trail Crews wie
       Justin Schatz lernen sich bei Waldbränden in Kalifornien oder
       Reparaturarbeiten in Utah kennen. „Wir sind eine Familie“, sagt er über das
       Netzwerk, das so entstand und ihm ein paar Tage Vorwarnung für die
       Entlassung gab.
       
       An einem Sonntagabend war es dann auch für Schatz so weit. „Mein
       Vorgesetzter und ich haben beide eine Kündigung per E-Mail bekommen“,
       erzählt er, während er sich hinter einer großen Eiche etwas Schatten sucht.
       Die Entlassung war fristlos, für seinen nächsten Einsatz würden weder
       Schatz noch seine Crew gebraucht.
       
       „DOGE“, zu deutsch in etwa das „Amt für Effiziente Regierung“, hat sich
       einen strengeren Umgang mit der amerikanischen Staatskasse zum Ziel
       gesetzt. Schatz hinterfragt, ob die Entlassung von Trail Crews der richtige
       Ort zum Sparen ist. „Die Arbeit vieler Crewmitglieder ist saisonal“,
       erklärt er. „Sie arbeiten während der Saison für sechs bis sieben Monate
       und bekommen dafür, wenn es hochkommt, 17.000 Dollar.“ Schatz und sein Team
       sind für die sogenannte „Gila Wilderness“ zuständig, um die 22.000 Hektar
       im Herzen des Forstgebiets. In designierten Wildnisgebieten wie diesem ist
       der Einsatz von motorisierten Fahrzeugen und Werkzeugen verboten – auch für
       den Forest Service.
       
       „Wir tragen 20 bis 25 Kilo Ausrüstung auf dem Rücken und wandern damit für
       über eine Woche in den Wald“, beschreibt Schatz die Arbeit in der Wildnis.
       Lasttiere sind erlaubt, Fahrräder nicht. Manchmal stehen den Trail Crews
       Esel oder Maultiere zur Verfügung, meistens müssen sie ihr Werkzeug – sowie
       ihre Zelte, Ausrüstung und Lebensmittel – selber tragen. Erstmal im
       Einsatzgebiet angekommen, benutzen sie Handwerkzeug, um Bäume zu fällen,
       Gestrüpp zu entfernen oder eingestürzte Wege wieder instand zu setzen. „Am
       Ende der Saison wiegen die meisten von uns zehn Kilo weniger“, sagt Schatz
       mit einem müde-belustigten Gesichtsausdruck.
       
       Die Bekämpfung von Waldbränden gehört für Angestellte des Forest Service
       immer mehr zum Arbeitsalltag. Von 1984 bis 2015 hat sich die Anzahl großer
       Brände im Westen der USA verdoppelt. Das Feuer, das im Januar dieses Jahres
       ganze Nachbarschaften von Los Angeles verschlang, begann auf einer
       angrenzenden Bergkette unter Aufsicht der Behörde. Dass DOGE gerade
       Arbeiter wie ihn entlassen möchte, um Ressourcen zu sparen, ist für Justin
       Schatz lächerlich.
       
       ## DOGE hat durch Entlassungen nicht gespart
       
       „Wir haben jetzt schon viel zu wenig Leute“, sagt er. Eigentlich sollten
       Schatz und sein Team von acht Personen nur für einen Teilabschnitt der
       gigantischen Wildnis zuständig sein. De facto werden sie überall dort
       eingesetzt, wo sie gebraucht werden, um klaffende Personallücken zu füllen.
       „Es ist ohnehin nicht einfach, Menschen für diese Arbeit zu rekrutieren“,
       sagt Schatz, der erst Journalist war, bevor er sich entschied, sich auf
       praktische Weise für seine Prinzipien einzusetzen. „Man lebt meistens weit
       weg von der Stadt, bekommt wenig Geld und muss dafür unglaublich hart
       arbeiten.“ Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass der Wohnraum in den
       wenigen Ortschaften, die es gibt, knapp und teuer ist. „Dort, wo der Forest
       Service keine Personalwohnungen hat, leben die Leute oft den ganzen Sommer
       in ihren Autos.“
       
       Mit insgesamt neun Leuten in seiner Trail Crew war Justin Schatz mit der
       letzten Saison relativ zufrieden – auch wenn sie eigentlich rund 19
       Personen umfassen sollte. „Am schlimmsten war es im Jahr 2022, da hatten
       wir zwei“, erzählt er. Bis jetzt hat DOGE an seiner Entlassung wohl nicht
       gespart, denn Schatz wurde nach einem Monat Arbeitslosigkeit wieder
       eingestellt. „Das Gehalt für den Monat haben wir auch bekommen“, sagt er.
       Wie lange er seine Stelle diesmal behalten wird, ist aber unklar.
       Verlängert wurde sie erst mal nur um weitere 45 Tage, vorläufig endet sie
       am 18. April.
       
       Wildtiere, das Recht auf Jagd und Freiraum, und die Belange einer neuen
       Bundesregierung mit einer extremistischen Agenda treffen in New Mexico wohl
       nirgends so heftig aufeinander wie im südlichsten Zipfel des Staates.
       „Bootheel“ oder Stiefelabsatz wird der Ausschnitt genannt, der in einem
       kartographisch perfekt gezeichneten Rechteck nach Mexiko hineinragt. Im
       Vergleich zum Stiefelabsatz ist die Gila-Region mit ihren Kleinstädten noch
       dicht besiedelt. Zwischen der Autobahnausfahrt, die in den Stiefelabsatz
       führt, und der Grenze zu Mexiko rund 100 Kilometer südlich befindet sich
       noch nicht einmal eine Tankstelle.
       
       Die Landschaft im Stiefelabsatz besteht aus einer sanften Savanne, die von
       dramatisch zerklüfteten Bergketten unterbrochen wird, die sich tausende
       Meter über der trockenen Ebene in die Wolken schrauben. „Sky Islands“ oder
       Himmelsinseln werden diese einzigartigen Biotope genannt. Die weiten
       Flächen dazwischen sind ein wichtiger Migrationskorridor für die
       Amerikanische Antilope.
       
       An einem windigen Vormittag im Frühling hat sich eine kleine Herde am Rand
       eines Feldes versammelt. Ray Trejo kennt den Stiefelabsatz und das südliche
       New Mexico wie wenige andere. In einer Kleinstadt unweit der Gegend zur
       Welt gekommen und aufgewachsen, hat sich der ehemalige Schuladministrator
       kürzlich pensionieren lassen. „Oder teilpensioniert, zumindest“, lacht er.
       Trejo sieht jünger aus als seine 60 Jahre und orientiert große Teile seines
       Tagesablaufs um seine Jagdhunde herum. Momentan hat er vier, erzählt er,
       gerade letzte Woche hat er einen Welpen aus Montana zu sich nach New Mexico
       geholt. Trejo kümmert sich bei der New Mexico Wildlife Federation um den
       Süden des Staates und ist mit der Jagd aufgewachsen. „Ich bin früher mit
       meinem Großvater losgegangen, um Kaninchen zu schießen“, erzählt er. „Mit
       dem Essen, das auf den Tisch kam, habe ich das erst viel später verbunden.“
       
       ## Druck auf die Regierung kann entstehen
       
       Im Stiefelabsatz machen dennoch Fahrzeuge der Grenzpolizei den Großteil des
       spärlichen Verkehrs aus. Nicht alle Teile des öffentlichen Landes sind hier
       noch zugänglich. Manche Ranchbesitzer lassen immer wieder öffentliche
       Straßen – meist im Besitz des Forest Service – mit eisernen Toren
       verschließen. Der Grund dafür ist für Ray Trejo und andere klar: Die Sky
       Islands sollen so zum Privatbesitz werden. Auch hier geht es besonders um
       die Antilopen und Wapitis, die ungestört von zahlungskräftigen Kunden
       gejagt werden sollen.
       
       Aber welchen Vorteil verspricht sich die [3][Trump-Regierung] davon, den
       für diese Landschaften zuständigen Behörden ihre Ressourcen zu entziehen?
       „Sie wollen, dass wir nicht mehr funktionieren“, sagt der Noch-Angestellte
       der Behörde Justin Schatz. „Dann können sie sagen, schaut her, Leute, die
       kriegen doch gar nichts auf die Reihe, und haben ein Argument für die
       Veräußerungen des Landes.“ Ray Trejo schaut im Bezug auf die Entwicklungen
       mit Sorge auf den Nachbarstaat Texas. Denn dieser gehört zu den
       Bundesstaaten östlich der großen Kontinentalscheide, in denen nur wenig
       öffentliches Land zu finden ist. „Die ganzen Texaner kommen hierher, um
       sich auszutoben“, sagt Trejo. Kein Wunder, denn von der flächenmäßig noch
       größeren Heimat der Besucher:innen liegen gerade Mal zwei Prozent in
       öffentlicher Hand.
       
       „Die Millionen von Hektar öffentlichen Landes in den USA stellen den
       größten unveräußerten Reichtum der Welt dar“, sagt Jesse Deubel, Leiter der
       New Mexico Wildlife Federation. Die Ölfelder Saudi-Arabiens sind für Deubel
       nichts gegen diese endlosen Weiten und die Rohstoffe, die noch in ihnen zu
       finden sind. „Manche Menschen können einfach nicht ertragen, dass es diesen
       Reichtum gibt und sie ihn nicht trotzdem nicht verkaufen können.“
       
       Optimistisch stimmt ihn allerdings „Camouflage im Kapitol.“ So heißt der
       jährliche Auflauf von Jäger:innen in New Mexico, den seine Organisation
       im Regierungssitz des Staats organisiert. „Es geht darum, zu sagen, ich
       jage, ich angele, und ich wähle“, beschreibt Deubel die Veranstaltung, die
       als Lobbytermin und Demonstration zugleich fungiert. Vor ein paar Wochen
       war es wieder soweit, es kamen mehr Menschen als je zuvor.
       
       „Nicht nur Leute in Jagdkleidung, sondern Vogelbeobachterinnen mit
       Ferngläsern in bunter Outdoorkleidung“, erzählt Deubel die verschiedenen
       Ansichten auf die Wildtiere New Mexico. Deubel glaubt, es wird noch ein
       wenig dauern, bis der Widerstand gegen den drohenden Ausverkauf wächst.
       „Aber längerfristig ist es eben egal, ob man öffentliches Land liebt, weil
       man dort Tiere beobachten kann, oder weil man dort ungestört und legal mit
       der AR-10 (Sturmgewehr) schießen kann.“
       
       Deubel glaubt, dass der Druck auf die Regierung aus dieser Schnittmenge
       heraus entstehen kann. „Der eine möchte vielleicht den Wapitihirsch mit der
       Kamera schießen, während ich es mit dem Bogen tun will“, fasst Deubel die
       oft konträren Vorhaben zusammen, die an diesem Tag zusammenkamen. „Ich hab
       gesagt, das Wichtige ist doch, dass es weiter einen Wapitihirsch gibt, über
       den wir uns streiten können.“
       
       17 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
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