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       # taz.de -- Zukunft des ÖPNV: Deutschlandticket trägt sich finanziell selbst
       
       > CDU und SPD streiten um Geld für das 58-Euro-Ticket. Dabei übersteigt
       > sein volkswirtschaftlicher Nutzen seine Kosten, zeigt eine Studie.
       
   IMG Bild: Eine Greenpeace Aktion zum Deutschlandticket vor dem Reichtag, am 17.3.2025
       
       Berlin taz | Das Deutschlandticket spart mehr Geld, als es kostet –
       zumindest, wenn man die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen mit
       einberechnet. [1][Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte
       Greenpeace-Studie.]
       
       „Unterm Strich trägt sich das Deutschlandticket selbst“, sagt Marissa
       Reiserer, Studienautorin und Verkehrsexpertin von Greenpeace, „Es ist ein
       Gewinn für Gesundheit, Klima und Gesellschaft.“
       
       Der Umstieg vom PKW auf den öffentlichen Nahverkehr vermeide viele [2][auf
       die Gesellschaft ausgelagerte Folgekosten der Automobilität], argumentieren
       die Studienautor:innen. Jeder Kilometer, der mit der Bahn und nicht mit dem
       Auto gefahren wird, reduziert etwa den CO₂-Ausstoß, senkt das Risiko für
       Unfälle und mindert gesundheitliche Schäden durch Luftverschmutzung.
       
       All diese Faktoren zusammen betrachtet, hat das Deutschlandticket der
       Studie zufolge im ersten Jahr seines Bestehens zu volkswirtschaftlichen
       Einsparungen in Höhe von fast 4 Milliarden Euro geführt. Demgegenüber
       standen Finanzierungskosten von lediglich 3,45 Milliarden Euro.
       
       ## Versteckte Kosten des Autofahrens
       
       Den Wert ermittelten die Autor:innen, indem sie die ausgelagerten Kosten
       des Autoverkehrs in verschiedene Kategorien aufteilten. Darunter fallen
       Faktoren, die sofort zu Einsparungen führen, wie etwa die Verringerung von
       Treibhausgasemissionen, Luftschadstoffen, Unfällen und Stau.
       
       Diesen Kategorien ordneten die ein Durchschnittswert pro gefahrenen
       Autokilometer zu. Beispielsweise verursachen Unfälle jährlich Kosten in
       Höhe von fast 60 Milliarden Euro, die nicht von Versicherungen abgedeckt
       sind. Pro Kilometer ergeben sich daraus ausgelagerte Kosten von 6,4 Cent.
       
       Diese Durchschnittswerte multiplizierten die Autor:innen mit der
       mutmaßlichen Verringerung des PKW-Verkehrs durch das Deutschlandticket. Da
       die bisherigen Untersuchungen über den Effekt der Nahverkehrsflatrate zu
       sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen, orientierten sich die
       Wissenschaftler:innen am unteren Ende der Forschungslage. Demzufolge
       gingen die Autor:innen davon aus, dass das Deutschlandticket im ersten
       Jahr seines Bestehens für einen Rückgang der gefahrenen Autokilometer um
       7,6 Prozent sorgte.
       
       Weitere Einsparpotenziale ergeben sich aus mutmaßlichen langfristigen
       Effekten eines dauerhaften Deutschlandtickets: Wenn etwa durch den Umstieg
       auf die Bahn Straßen nicht gebaut werden oder Menschen gänzlich aufs Auto
       verzichten, führe das zu einer weiteren Verringerung des CO₂-Ausstoßes.
       Bezieht man diese langfristigen Faktoren mit ein, erhöht sich das
       Einsparpotenzial sogar auf 4,88 Milliarden Euro pro Jahr.
       
       ## Je günstiger, desto besser
       
       Die volkswirtschaftlichen Einsparungen durch das Ticket potenzieren sich,
       je mehr Menschen das Ticket nutzen. Dies ließe sich wiederum am einfachsten
       durch einen günstigen Preis erreichen. Greenpeace rechnet die Ersparnis für
       ein hypothetisches 29-Euro-Ticket durch: Die jährlich eingesparten
       Folgekosten könnten sich in so auf 10,7 Milliarden Euro mehr als
       verdoppeln, während die Finanzierungskosten bei 5,2 Milliarden lägen.
       
       „Das Deutschlandticket gehört langfristig auf einem niedrigeren Preis
       gesichert“, resümiert Reiserer. [3][Das im Zwischenbericht der
       Koalitionsverhandlungen geleakte Vorhaben der Koalitionäre], den
       Ticketpreis ab 2027 deutlich zu erhöhen, kritisiert sie scharf: „Das ist
       die völlig falsche Richtung“.
       
       Auch für das Argument, das Deutschlandticket [4][würde
       Autofahrer:innen benachteiligen,] äußert die Greenpeace Expertin wenig
       Verständnis: „Die Autofahrenden zahlen einen Großteil der Kosten, die sie
       verursachen, nicht selbst. Jede Person, die auf den ÖPNV umsteigt, spart
       der Gesellschaft Kosten.“
       
       28 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.greenpeace.de/klimaschutz/mobilitaet/9-euro-ticket-weitergehen
   DIR [2] /Folgekosten-des-Verkehrs/!5617889
   DIR [3] /Regierungsbildung-von-Rot-Schwarz/!6075005
   DIR [4] /Analyse-aller-Fahrplaene/!6077215
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
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