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       # taz.de -- Sanktionen gegen Russland: Verdächtiges Holz
       
       > Eine WWF-Analyse zeigt, dass in hierzulande verkauften Produkten
       > russisches Holz steckt. Der Verdacht: Das Handelsembargo werde umgangen.
       
   IMG Bild: Russisches Holz gelangt häufig über Drittländer nach Deutschland, vermuten Umweltorganisationen
       
       Berlin taz | „Es kann eigentlich nicht sein, dass das den EU-Zollbeamten
       nicht auffällt“, sagt Johannes Zahnen vom WWF. Die Naturschutzorganisation
       hat Einweg-Holzbesteck verschiedener Hersteller untersucht und dabei
       festgestellt, dass zwei Drittel davon aus Russland stammen – und das,
       obwohl seit 2022 ein [1][EU-Handelsembargo für russisches Holz gilt].
       
       „Dafür brauchte es keine aufwendige Recherche“, sagt Zahnen. „Das lässt
       sich relativ einfach im Labor nachweisen.“ McDonald’s, Burger King,
       Backwerk, Kamps, Starbucks, dm, Rewe oder Subway – sie alle verwenden laut
       der Untersuchung Besteck aus russischem Holz.
       
       Zwar sei unklar, ob in jedem dieser Fälle das Embargo umgangen wurde, sagt
       Zahnen, denn es könnten auch noch Altbestände im Umlauf sein. „Aber das
       erklärt sicher nicht diese ausgesprochen hohe Anzahl an Fällen, die wir
       vorgefunden haben.“ Die Unternehmen bestreiten auf Anfrage den Vorwurf und
       [2][verweisen auf ihre zertifizierten Lieferanten].
       
       Der Verdacht, dass in der Holzindustrie das Importverbot umgangen wird, ist
       nicht neu. Die britische Umweltorganisation Earthsight berichtete bereits
       im vergangenen Januar, dass russisches Holz im großen Stil über Drittländer
       in die EU gelange. Demnach wurden auf diesem Weg seit 2022 1,5 Milliarden
       Euro erwirtschaftet, heißt es in dem [3][Bericht der Organisation].
       
       Deutschland lag dabei hinter Polen auf Platz zwei der Importeure. Die
       Einnahmen aus Holz fließen in Russland direkt an Militär und Staat, der die
       Wälder kontrolliert, berichtet Earthsight.
       
       ## Die neuen Holzlieferanten
       
       „Die Recherche von Earthsight und unsere passen wie zwei Puzzlestücke
       zusammen“, sagt Zahnen. Der WWF sieht seinen Verdacht auch in Handelszahlen
       bestätigt. So haben sich zeitgleich mit dem Importstopp gegenüber Russland,
       die Importe aus anderen Ländern vervielfacht. Besonders deutlich dabei:
       EU-Holzimporte aus Kasachstan waren nach dem Embargo 178-fach so hoch wie
       davor. „Aber auch die Türkei exportiert plötzlich Birke, dabei wächst dort
       überhaupt keine Birke“, so Zahnen.
       
       Der Zoll weist auf Anfrage darauf hin, dass es im Embargo Ausnahmen gebe
       für Verträge, die vor 2022 geschlossen wurden. Weiter möchte man sich „aus
       kontrolltaktischen Gründen“ nicht äußern.
       
       14 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Oekonom-ueber-Sanktionen-gegen-Russland/!6049940
   DIR [2] /Kompetenzzentrum-fuer-Holzherkuenfte/!5968202
   DIR [3] https://www.earthsight.org.uk/news/blood-stained-birch-press
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Henning Giesen
       
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