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       # taz.de -- Katy Perry im Weltraum: CO2-Schleuder mit Scheinemanzipation
       
       > Der jüngste Promi-Flug ins All wurde als Triumph der Frauenpower
       > inszeniert – eine eklatante Verklärung angesichts des CO2-Ausstoßes.
       
   IMG Bild: Sechs Frauen für einen 93 Tonnen CO2-PR-Stunt
       
       Der jüngste Flug des [1][Unternehmens Blue Origin] ins All wirkte zunächst
       wie ein [2][Triumph der Frauenpower]. Denn die rein weibliche „Crew“
       bestand aus Pop-Superstar Katy Perry, TV-Moderatorin Gayle King, der
       früheren Nasa-Raketenwissenschaftlerin Aisha Bowe, der Bioastronautikerin
       und Bürgerrechtsaktivistin Amanda Nguyen, der Filmproduzentin Kerianne
       Flynn und der Ex-Sportsreporterin Lauren Sánchez. Letztere ist übrigens die
       Verlobte des Blue Origin und Amazon Gründers [3][Jeff Bezos].
       
       Eine beeindruckende Konstellation: zwei Afroamerikanerinnen, eine davon mit
       karibischen Wurzeln, eine vietnamesisch-amerikanische Frau, eine Latina –
       allesamt Leistungsträgerinnen, die in ihren Feldern brillieren. Untermalt
       wurde die Exkursion durch Perry, die Louis Armstrongs „What a Wonderful
       World“ anstimmte. Die prominent besetzte Reise an die 100 km entfernte
       Kármán-Linie und zurück wird als ein Zeichen für Diversity in der Raumfahrt
       gefeiert.
       
       Doch die Verklärung des Ritts auf [4][Bezos]’ vibratorähnlichem Raumschiff
       zur feministischen Errungenschaft zeugt von geistiger Schwerelosigkeit. Sie
       ist vielmehr eine Verhöhnung echter Weltraumfliegerinnen wie Valentina
       Tereschkowa (Pionierflug 1963) und Sally Ride (Erstflug 1983), die ein
       strenges Training über Jahre hinweg absolvieren mussten. Demgegenüber
       werden bei Bezos’ Blue Origin die Passagier:innen lediglich zwei Tage
       lang geschult.
       
       Der elfminütige Suborbitalflug von Bezos’ New Shepard verursacht immerhin
       93 Tonnen CO2, was circa 100 transatlantischen Hin- und Rückflügen
       entspricht. Denn auch wenn der wiederverwendbare Wasserstoffantrieb selbst
       klimaneutral ist, werden bei der Produktion des Treibstoffs für jeden neuen
       Flug 93 Tonnen CO2 ausgestoßen.
       
       Musk das sein? Auch wenn Elon hier ausnahmsweise mal keine Rolle spielte,
       offenbaren solche [5][Tech-Bro-Inszenierungen] eine eklatante
       Scheinheiligkeit: Multimilliardäre werden als Weltretter inszeniert, obwohl
       ihre Gigaprojekte Mutter Erde auch schaden. Der Fußabdruck, den sie
       hinterlassen, ist mit Sicherheit kein Fortschritt für den Feminismus.
       
       16 Apr 2025
       
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