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       # taz.de -- Ugandas Rolle in Kongos Krieg: Die Einflusszonen werden abgesteckt
       
       > Uganda und Ruanda sind beide in benachbarten Teilen der DR Kongo
       > militärisch präsent. Die Metropole Kisangani steht nun in ihrem Visier.
       
   IMG Bild: Die Straße von Ugandas Grenze nach Beni im Ostkongo hat Ugandas Armee ausgebaut, um ihre Einsätze zu erleichtert
       
       Kampala taz | „Wir kommen nach Kisangani im Namen unseres Herren Jesus
       Christus!“, postet Muhoozi Kainerugaba, Ugandas Armeechef und Sohn des
       ugandischen Präsidenten, [1][auf X]. Die Ankündigung kommt, während im
       Osten der Demokratischen Republik Kongo bereits die [2][Rebellen der M23]
       (Bewegung des 23. März) auf dem Vormarsch Richtung Kisangani sind. „Wir
       können es (Kisangani) morgen einnehmen“, droht nun Kainerugaba seinerseits.
       
       Kommt nun ein Wettlauf zwischen Kongos Rebellen, die von Ruanda unterstützt
       werden, und Uganda um die Macht im Ostkongo? Ugandas Rolle in der DR Kongo
       ist ambivalent. Seit Ende 2021 kämpfen bis zu 4000 ugandische Soldaten mit
       offizieller Erlaubnis von Kongos Regierung [3][gemeinsam mit Kongos Armee]
       die ugandischen Rebellen der [4][ADF (Vereinigte Demokratische Kräfte)] zu
       bekämpfen, die mit dem Islamischen Staat (IS) verbandelt sind, Anschläge in
       Uganda verübt haben und immer wieder kongolesische Zivilisten massakrieren.
       
       Zunächst waren die ugandischen Spezialeinheiten nur entlang der Grenze im
       Einsatz. Als sie die ADF-Führung ausgeschaltet und die Kämpfer weit ins
       Innere des kongolesischen Dschungels vertrieben hatten, weiteten sie ihr
       Einsatzgebiet aus. Im März entsandte Uganda weitere 1000 Soldaten. Sie sind
       nun mit ausdrücklicher Genehmigung von Kongos Regierung in der Provinz
       Ituri stationiert. Von Ituris Hauptstadt Bunia aus marschieren sie gen
       Norden gegen die Miliz [5][CODECO (Kooperative zur Entwicklung des Kongo)],
       die mit der ugandischen ADF alliiert ist. Die CODECO jagt vor allem
       Zivilisten der Hema-Volksgruppe. „Wir werden sie bis ans Ende ihrer Tage
       jagen!“, drohte Muhoozi der CODECO Ende Februar nach einem Massaker, dem
       über 50 Menschen zum Opfer fielen.
       
       Einerseits agiert Ugandas Armee also in der DR Kongo mit dem Segen der
       dortigen Regierung, andererseits outet sich Armeechef Muhoozi auf X, wo er
       über eine Million Follower hat, immer wieder klar als Sympathisant der
       M23-Rebellen. Spielt er ein doppeltes Spiel? Der kongolesische General
       Jacques Ychaligonza Nduru drohte jüngst bei einem Frontbesuch in Bunia:
       „Wenn er so weitermacht, werden wir heftig reagieren“. Ugandas
       Armeesprecher besänftigt: „Das [6][von Kainerugaba verwendete X-Konto]
       stellt keinen offiziellen Kanal der ugandischen Armee dar“.
       
       ## Erinnerung an blutige Schlachten um Kisangani
       
       Kisangani – allein der Name ruft schlimme Erinnerungen wach. Im zweiten
       Kongo-Krieg zwischen 1998 und 2003, als Ruanda und Uganda rivalisierende
       Rebellen im Ostkongo unterstützten, lieferten sich ruandische und
       ugandische Truppen mehrere blutige Schlachten um die Kontrolle der
       drittgrößten Stadt des Landes, die ein Zentrum des Diamantenhandels ist und
       von wo aus man auf dem Kongo-Fluss leicht Kinshasa erreichen kann. Im
       sogenannten [7][Sechs-Tage-Krieg im Juni 2000] starben weit über 1000
       Zivilisten. 2022 verurteilte der Internationale Gerichtshof in Den Haag
       Uganda deswegen zu Kompensationszahlungen von 325 Millionen Dollar.
       
       Auch jetzt geht es um Einflusszonen. Ruanda unterstützt militärisch die
       M23. Ugandas Armeechef Kainerugaba ist persönlich befreundet mit Ruandas
       Präsident Paul Kagame, er nennt ihn seinen „Onkel“. Erst kürzlich war er
       wieder in Ruandas Hauptstadt Kigali bei Kagame zu Besuch. Kurz darauf
       verkündete er einen Pakt, den er mit Ruanda geschlossen habe. „Nun, jetzt
       wird die UPDF die gesamte Grenze der DR Kongo zu Uganda einnehmen. Von
       Lubero nach Norden! Das ist unser Einflussbereich. Nichts wird dort ohne
       unsere Erlaubnis geschehen“, so Kainerugaba auf X und weiter: „Ruandas
       Einflussbereich erstreckt sich 20 Kilometer südlich von Lubero und weiter
       nach Süden!“
       
       Ruanda und Uganda „konkurrieren um Einfluss und Kontrolle“ im Ostkongo, so
       Kristof Titeca, Professor an der Universität in Antwerpen und Experte für
       die Region zur taz: „Je größer das von M23 besetzte Gebiet wird, desto mehr
       Einfluss gewinnt Ruanda.“ Uganda könne das nicht zulassen, aber anders als
       in der Vergangenheit scheinen die Nachbarn nun ihre Einflussgebiete im
       Konsens aufgeteilt zu haben.
       
       Manche Kongolesen in Ugandas Einflusszone sehen nun Ugandas Militärpräsenz
       als Garant gegen ein Einrücken der M23. Als in der Stadt Butembo Gerüchte
       über einen ugandischen Abzug herumgingen, riefen lokale Gruppen am Montag
       und Dienstag zum Generalstreik auf – Uganda bestätigte schließlich, es
       werde bleiben.
       
       ## Uganda fährt eine eigene Strategie
       
       Sowohl Ruandas Präsident Paul Kagame als auch Ugandas Präsident Yoweri
       Museveni waren schon im Jahr 2000 im Amt. Während Ruanda die M23
       militärisch unterstützt, versucht Uganda, Kongos Regierungsgegner in einem
       breiteren Dachverband zusammenbringen. Auf Musevenis Initiative entstand
       Ende 2023 die Rebellenallianz AFC (Allianz des Kongoflusses) unter der
       Führung von [8][Corneille Nangaa], ehemaliger Chef der kongolesischen
       Wahlkommission zu Zeiten von Präsident Joseph Kabila. Die M23 ist in dieser
       Allianz zwar die wichtigste militärische Kraft, hat jedoch nicht das
       alleinige politische Sagen.
       
       Vergangene Woche waren AFC-Chef Nangaa, Expräsident Kabila sowie der
       ehemalige Warlord [9][Thomas Lubanga] – vor Jahrzehnten Anführer der
       Hema-Rebellengruppe UPC (Union der Patrioten des Kongo), dann jahrelang in
       Den Haag in Haft und seit 2020 in Uganda – zu getrennten Gesprächen in
       Ugandas Hauptstadt Kampala. Verschiedene Quellen bestätigen, dass die
       Treffen auf gemeinsame Initiative Ruandas und Ugandas erfolgten, um ein
       mögliches Bündnis einzufädeln. Das erklärte Ziel: Kongos Präsident Felix
       Tshisekedi stürzen. Kisangani wäre auf diesem Weg eine wichtige Etappe.
       
       2 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://x.com/mkainerugaba
   DIR [2] /Militaerische-Lage-in-Ost-Kongo/!6066846
   DIR [3] /Kooperation-zwischen-Uganda-und-Kongo/!5822261
   DIR [4] /ADF-Rebellen-im-Kongo/!5661450
   DIR [5] /Krieg-in-Kongos-Goldrevier/!5697532
   DIR [6] https://x.com/mkainerugaba
   DIR [7] https://en.wikipedia.org/wiki/Six-Day_War_(2000)
   DIR [8] /Demokratische-Republik-Kongo/!6062000
   DIR [9] /Urteil-des-Internationalen-Strafgerichtshofes/!5089364
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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