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       # taz.de -- Zölle von US-Präsident Trump: Eskalation vermeiden
       
       > Donald Trump verhängt neue Zölle gegen viele Länder. Die betroffenen
       > Staaten sollten die Kampfansage nicht annehmen, sondern cool bleiben.
       
   IMG Bild: Ende einer Ära: US-Präsident Trump zeigt eine unterzeichnete Anordnung für neue Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses
       
       US-Präsident Donald Trump hat mit seiner Rede am Mittwoch [1][wie
       angekündigt] seine [2][Zollkeule ausgepackt] – und eine neue Epoche der
       Welthandelspolitik eingeleitet. Die USA wenden sich definitiv von den
       bisherigen, von ihnen einst selbst gestalteten Regeln des internationalen
       Handels ab. Aber: Zerstören kann Trump das bisherige System nur, wenn
       andere Staaten seiner Logik folgen. Das sollten sie nicht tun.
       
       Ab diesem Donnerstag werden die USA Importabgaben unterschiedlicher Höhe
       gegen die EU, China und viele andere Länder auf der Welt erheben. Es ist,
       ein wenig untypisch für Trump, ein bisschen kompliziert: Die Höhe der von
       ihm verhängten neuen Zölle soll angeblich halb so hoch sein wie die
       Abgaben, die nach Ansicht von Trump in den jeweiligen Staaten auf Importe
       aus den USA fällig werden. „Freundliche reziproke Zölle“ nannte der
       US-Präsident das bei einer bizarren Pressekonferenz im Rosengarten des
       Weißen Hauses am Mittwoch. Doch das ist, was typisch für Trump ist,
       schlicht falsch.
       
       „Fantasie-Zölle“ wäre treffender, denn die Werte haben wenig mit der
       Wirklichkeit zu tun. Trump braucht Verhandlungsmasse, er hat sie sich
       geschaffen. Er bewegt sich weiter [3][argumentativ im bestehenden System
       der Welthandelsorganisation WTO, faktisch stößt er es um]. Auf Waren aus
       der EU – also auch aus Deutschland – sind jetzt 20 Prozent des
       Handelswertes bei Einfuhr in die USA fällig. Die durchschnittlichen Zölle
       der EU auf US-Importe liegen bei unter 5 Prozent. Von reziprok, also auf
       gegenseitiger Höhe, kann also keine Rede sein.
       
       Bei allem Verständnis für den Impuls, nach Gegenschlägen zu rufen: Das
       Wichtigste ist jetzt, eine Eskalation zu vermeiden. Viel schlimmer als
       Trumps neue Tarife wäre eine Spirale von Zöllen und Gegenzöllen und das
       damit verbundene Aussetzen von Handelsregeln und Marktabschottung. Das
       mündet schlimmstenfalls in einer Weltwirtschaftskrise, die unter anderem
       Deutschland wegen seiner Exportorientierung heftig treffen würde. Auf
       Gegenzölle zu verzichten, wie es etwa Australien angekündigt hat, scheint
       keine schlechte Strategie zu sein. Mag Trump die Welthandelsregeln
       aussetzen und halten sich alle anderen indes weiter daran, könnte der
       Schaden begrenzt bleiben.
       
       ## Trump schadet der US-Wirtschaft
       
       [4][Die EU wird versuchen], den US-Zoll herunterzuhandeln. Gut, wenn es ihr
       gelingt. Aber nicht zu jeder Bedingung. Trump vermischt alles mit allem. Er
       will nicht nur andere Handelsregeln, er will anderen seine gefährliche
       Weltanschauung und Ziele aufzwingen.
       
       Dass seine Administration mittlerweile versucht, nicht nur Unternehmen
       innerhalb, sondern auch außerhalb der USA vorzuschreiben, auf
       Diversity-Programme zu verzichten, zeigt, in welche Richtung es geht. Die
       EU will er zwingen, die Regulierung von Tech-Konzernen aufzuweichen. Auf so
       etwas darf sich die EU nicht einlassen. Dann lieber Zölle akzeptieren, die
       für einzelne Wirtschaftszweige wie die Autoindustrie oder den Maschinenbau
       schmerzhaft wären.
       
       Möglicherweise geht es auch nur darum, eine Durststrecke zu überbrücken.
       Trump behauptet, die neuen Zölle würden den USA viel Geld in die Kassen
       spülen und Unternehmen zu Investitionen in den Vereinigten Staaten bringen.
       Aber: Dieses Geld werden die US-amerikanischen Bürger:innen und Firmen
       zahlen, denn es wird auf die Verkaufspreise aufgeschlagen. Leider trifft
       das vor allem ärmere Menschen und nicht Trumps reiche Freund:innen.
       Schadenfreude ist also nicht angebracht.
       
       Gleichwohl geht Trump ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein. Die
       Unsicherheit, die der Präsident mit seinem unberechenbaren
       Regierungshandeln auslöst, verschreckt Investoren – falls es überhaupt zu
       zusätzlichen Investitionen kommen sollte -, aber das dauert. Trumps Politik
       schadet der US-Wirtschaft. Und das ist der entscheidende Hebel, damit der
       Spuk ein Ende nimmt.
       
       Sinkende Aktienkurse und schwaches Wachsen oder gar Schrumpfen der
       Wirtschaft werden am ehesten dazu führen, dass der Trump-Wahnsinn von
       beherzten US-Amerikaner:innen beendet oder eingehegt wird – Gegenzölle oder
       andere Maßnahmen von Handelspartnern werden das nicht schaffen. Trump macht
       sich in den USA viele Feinde. Unter seinen Autozöllen zum Beispiel leiden
       auch alle US-Autobauer, denn sie haben verzweigte internationale
       Lieferketten. Nur einer kommt ohne große Blessuren davon: [5][Elon Musks
       Unternehmen Tesla].
       
       Dass die mächtigen US-Bosse aus der Autobranche und aus anderen Industrien
       sich Trumps Treiben auf ihre Kosten auf lange Sicht tatenlos anschauen, ist
       nicht anzunehmen. Aber bis sich das niederschlägt, wird es leider noch
       dauern.
       
       3 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
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