# taz.de -- Zukunft in Ostdeutschland: Im Osten entscheidet sich die nächste Bundestagswahl
> Der Ex-Ostbeauftragte Carsten Schneider will den Osten attraktiver
> machen. Dafür braucht es mehr Geld – aber auch einen Kulturwandel und
> Zeit.
IMG Bild: Ostdeutschland: viel weite Fläche und wenig Infrastruktur. Kann lebenswert sein – oder zum Wegrennen
Ostdeutschland ist im bundesdeutschen Vergleich zwar nicht wirtschaftlich
komplett abgehängt, aber in zahlreichen Regionen doch sehr arm und sehr
unsexy. In Kommunen mit ausgedünnter Infrastruktur und wenig
Jobmöglichkeiten lebt niemand gern, erst recht nicht, wer besser
ausgebildet und karrierebewusst ist. Junge Menschen sehen zu, dass sie so
schnell wie möglich die Orte ihrer Kindheit verlassen, es zieht sie
dorthin, wo das Leben lebenswert ist.
Zurück bleiben Alte, Kranke, Arbeitslose. Die dann, das zeigt der
[1][Deutschland-Monitor], mit Vorliebe AfD wählen. Das macht die Regionen
noch unattraktiver, insbesondere für Unternehmen sowie Menschen mit
Gemeinsinn und Potenzial, die diese ostdeutschen Ecken dringend brauchen.
Darüber, wie man all das ändern kann, haben sich schon viele
Expert:innen den Kopf zerbrochen – bislang ohne Erfolg.
Nun wagt der Ex-Ostbeauftragte Carsten Schneider (er kündigte am Donnerstag
seinen Rückzug vom Amt an) einen weiteren Versuch: Mit seinem beim Treffen
der ostdeutschen Ministerpräsidenten am Donnerstag vorgelegten
Fünfpunkteplan plädiert er dafür, Geld für Kommunen nicht mehr nach festen
Vorgaben zu verteilen, sondern gezielt dort zu investieren, wo es am
nötigsten gebraucht wird, also in tatsächlich abgehängten Teilen der
Republik.
Das ist eine prima Idee, mehr Geld kann so manches Problem lösen, im besten
Fall sogar für – Achtung, nicht ganz ironiefrei – blühende Landschaften
sorgen. Wo es mehr Jobs gibt, mehr Restaurants, Kinos und Schulen, wo mehr
Busse fahren und sich Tourist:innen wohl fühlen, da ziehen Menschen
seltener weg und neue sogar hin. Oder anders formuliert: [2][Wer
zufriedener ist, wählt seltener AfD] – und sorgt für mehr Aufschwung.
Nur ist das leichter geschrieben als in die Realität umgesetzt. Mit Geld
allein ist es nicht getan, es braucht zudem einen Kulturwandel und vor
allem Zeit. Und [3][noch immer ausreichend Interesse am Osten], so wie es
die Ministerpräsident:innen der Ostländer für den Koalitionsvertrag
fordern. So sehr der [4][Osten mit all seinen Problemen] und dem Hang zur
AfD nervt, so ernst muss man ihn nehmen. Die nächste Bundestagswahl dürfte
vor allem im Osten entschieden werden.
3 Apr 2025
## LINKS
DIR [1] https://deutschland-monitor.info/wir-gehen-wieder-ins-feld
DIR [2] /Rechtsruck-in-Deutschland/!6075859
DIR [3] /Mario-Voigt-und-Ostthemen/!6055525
DIR [4] /Wahlen-in-Ostdeutschland/!6026467
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
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