# taz.de -- Studie über Schlaf und Fake News: Endlich Schlafschaf
> Eine Studie beweist einen Zusammenhang zwischen schlechtem Schlaf und der
> Neigung, an Verschwörungstheorien zu glauben. Schlaftabletten für
> Schwurbler!
IMG Bild: Alle möchten Schlafschaf sein
Wer blind den Massenmedien glaubt, ist ein Schlafschaf. Ein Mitläufer, der
brav denkt, was alle denken, und nicht wagt, der Realität ins Auge zu
blicken. Das Schlafschaf ist unwissend, naiv, angepasst – das denken
zumindest Verschwörungstheoretiker_innen.
Lange glaubte man, dass der Begriff „Schlafschaf“ von der Passivität dieses
Herdentiers rührt, das niemals aus der sicheren Masse heraustreten würde
und das einen Hirten braucht, der ihm sagt, wo es langgeht. Es könnte
jedoch auch ein Zeichen des Neides sein, denn: [1][Eine neue Studie] sieht
einen Zusammenhang zwischen schlechtem Schlaf und der Neigung, an
Verschwörungstheorien und Fake News zu glauben.
Wissenschaftler_innen der Uni Nottingham wollten herausfinden, welche
Faktoren, abgesehen davon, verschwörerischen Erzählungen ausgesetzt zu
sein, dazu führen können, dass man an sie glaubt. Die Hypothese: Schlechter
Schlaf macht anfällig.
## Noch keine Kausalität
Die Studie verlief so: Die Teilnehmer_innen mussten angeben, ob sie
[2][Schwierigkeiten haben, einzuschlafen]. Dann wurden sie, egal ob Gut-
oder Schlechtschläfer_in, mit Fake News konfrontiert. In diesem Fall
handelte es sich um die verschwörerische Erzählung, dass die Pariser
Notre-Dame-Kathedrale 2019 mit Absicht in Brand gesteckt und diese Tatsache
vor der Öffentlichkeit verschwiegen wurde. Danach wurden die
Teilnehmer_innen unter anderem gefragt, ob sie glauben, dass die Notre-Dame
„absichtlich von einer mächtigen Gruppe in Brand gesetzt wurde.“
Tatsächlich konnten die Wissenschaftler_innen feststellen, dass diejenigen,
die zuvor angegeben hatten, schlecht zu schlafen, später eher an die
Verschwörung glaubten als die anderen.
Die Lösung scheint einfach: [3][QAnon]-Anhänger_innen, [4][Reichsbürger]
und Flatearther mit Schlafmitteln versorgen, damit sie aus ihrer paranoiden
Traumwelt geweckt werden. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Denn was
festgestellt wurde, bleibt zunächst ein Zusammenhang, keine Kausalität.
Es könnte beispielsweise auch andersherum sein: Man schläft schlecht, weil
man die ganze Nacht darüber nachdenkt, welchen Plan die freimaurerischen
Eliten als Nächstes schmieden, ob Bill Gates an einem neuen Impf-Chip
tüftelt oder ob ein satanischer Kult die Popmusik dominiert.
## Schlaflied für Verschwörungstheoretiker
Um eine tatsächliche Kausalität herzustellen, das heißt zu beweisen, dass
schlechter Schlaf zu verschwörungstheoretischem Denken führt, müsste man
untersuchen, ob die Teilnehmer_innen auf einmal weniger anfällig für Fake
News wären, würden sie schlafen wie Babys. Auch die Wissenschaftler_innen
der University of Nottingham wünschen sich, dass die Materie, vielleicht
auch die Frage nach der Kausalität, tiefer ergründet wird.
Dass gut zu schlafen nicht schaden kann, stimmt allerdings auch. Schlechter
Schlaf macht erwiesenermaßen krank.
Auch wenn die Kausalität nicht bewiesen wurde, ist die Idee irgendwie nett:
Man möchte beinahe einen Verschwörungstheoretiker an der Hand nehmen, ihn
zu Bett bringen und warm zudecken. Ihm dann vielleicht ein Lied vorsingen
und einen Kuss auf die Stirn geben, bis er sanft zu schlummern beginnt,
sodass sich die so akut wirkenden Gefahren der Geheimeliten im Traum zu
harmlosen Wölkchen auflösen.
Dann könnte auch er endlich Schlafschaf sein.
3 Apr 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.nottingham.ac.uk/news/poor-sleep-may-fuel-conspiracy-beliefs-according-to-new-research
DIR [2] /Schlafstoerungen/!6029630
DIR [3] /Umsturz-Verdaechtige-Malsack-Winkemann/!5901879
DIR [4] /Reichsbuergerszene-in-Deutschland/!6075888
## AUTOREN
DIR Valérie Catil
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