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       # taz.de -- Menschen mit Behinderung: Starke Zusagen für globale Inklusion
       
       > Der dritte Global Disability Summit endet in Berlin mit großen
       > Versprechen. Entwicklungsministerin Svenja Schulze spricht von einem
       > „Durchbruch“.
       
   IMG Bild: Handshake beim Weltgipfel für Menschen mit Behinderungen in Berlin, der mit großen Versprechen endet
       
       Berlin taz | Über 80 Länder und Organisationen haben zum Ende des dritten
       [1][Global Disability Summit in Berlin] die „Amman-Berlin-Erklärung“
       verabschiedet. Damit sei „ein echter Durchbruch für die Rechte von Menschen
       mit Behinderungen weltweit gelungen“, sagte Bundesentwicklungsministerin
       Svenja Schulze (SPD). Ziel ist es, die Entwicklungszusammenarbeit überall
       auf der Welt inklusiv zu gestalten.
       
       Weltweit gibt es rund 1,3 Milliarden [2][Menschen mit einer Form von
       Behinderung], etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung. Mit der Verpflichtung
       „15 Prozent für die 15 Prozent“ haben 65 Staatsregierungen und 23
       Organisationen erklärt, mit mindestens 15 Prozent der Entwicklungsprojekte
       gezielt Inklusion zu fördern. Zurzeit wird dieser Anteil nur in wenigen
       Ländern erreicht: durchschnittlich tragen laut
       Bundesentwicklungsministerium (BMZ) nur sechs Prozent der Projekte gezielt
       zur Inklusion bei.
       
       Unter den Unterzeichnenden sind die Europäische Kommission, die Arabische
       Liga und die Kommission der Afrikanischen Union. Insgesamt seien beim
       Gipfel über 800 Zusagen für Inklusionsprojekte eingereicht worden, heißt es
       vom BMZ. So habe sich das Ministerium selbst beispielsweise verpflichtet,
       mit dem multilateralen [3][Bildungsprogramm „Education Cannot Wait“] bis
       2028 die Datenverfügbarkeit zu inklusiver Bildung von Kindern in
       Krisenregionen zu verbessern.
       
       Perspektivisch sollen jedoch ausnahmslos [4][alle Entwicklungsmaßnahmen
       inklusiv und barrierefrei] gestaltet werden. Zudem verpflichten die
       Unterzeichnenden sich explizit dazu, die Selbstvertretungsorganisationen
       von Menschen mit Behinderung in alle Entscheidungs- und Planungsprozesse
       einzubeziehen.
       
       ## Ausgeschlossen von Maßnahmen bei Katastrophenschutzes
       
       Damit kann [5][die Amman-Berlin-Erklärung] als eine Erweiterung der Artikel
       11 und 32 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung
       (UN-BRK) gesehen werden. In Artikel 32 der UN-BRK haben sich die 192
       Unterzeichnerländer verpflichtet, die internationale Zusammenarbeit
       inklusiv zu gestalten und dabei „wenn angebracht“ Selbstvertretungen zu
       konsultieren.
       
       In Artikel 11 UN-BRK erklärten die Unterzeichnenden, die [6][Sicherheit von
       Menschen mit Behinderung] in humanitären Notlagen zu gewährleisten. Noch
       immer sind Menschen mit Behinderung in bewaffneten Konflikten oder bei
       Naturkatastrophen aber von vielen Maßnahmen des Katastrophenschutzes
       ausgeschlossen. Etwa durch fehlende Zugänglichkeit von Schutzorten oder
       durch ausschließende Notsignale wie Sirenen im Fall von gehörlosen
       Menschen. In der jetzigen Erklärung wird deshalb explizit die
       Sicherstellung der Barrierefreiheit bei humanitären Maßnahmen benannt.
       
       Des Weiteren soll die internationale Zusammenarbeit in Wissenschaft,
       Finanzierung und Umsetzung von Inklusion gefördert sowie eine multilaterale
       Erhebung notwendiger Daten sichergestellt werden.
       
       Die UN-BRK trat vor 16 Jahren in Kraft, doch [7][noch immer ist sie nur
       unzureichend umgesetzt]. Mit der Amman-Berlin-Erklärung haben sich 65
       Regierungen erstmals zu konkreten Inklusionsmaßnahmen in der
       Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet und lassen somit eine
       Überprüfbarkeit zu. Sanktionen bei Nichteinhaltung sind beim Beitritt zur
       Amman-Berlin-Erklärung wie auch bei der UN-BRK allerdings nicht vorgesehen.
       
       Somit fällt es vor allem der [8][Zivilgesellschaft zu, die Umsetzung zu
       überprüfen]. Maßgeblich dabei wird die International Disability Alliance
       (IDA) sein, der Welt-Dachverband der Selbstvertretungen von Menschen mit
       Behinderung. Die IDA ist permanente Co-Gastgeberin des [9][alle drei Jahre
       stattfindenden Global Disability Summit], welcher auch als Kontrollpunkt
       über den Stand der Umsetzung der UN-BRK in der Entwicklungszusammenarbeit
       fungiert.
       
       Der diesjährigeWeltgipfel für Menschen mit Behinderung fand in [10][einem
       politischen Klima statt, in dem Inklusion und Teilhabe zunehmend infrage
       gestellt] werden. „In Zeiten, in denen manche das Recht des Stärkeren
       durchsetzen wollen, sendet dieser Gipfel ein starkes Signal der
       Mitmenschlichkeit“, betonte deswegenBundesentwicklungsministerin Schulze.
       
       3 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.globaldisabilitysummit.org/
   DIR [2] /Hilfe-fuer-Menschen-mit-Behinderung/!6076649
   DIR [3] https://www.educationcannotwait.org/
   DIR [4] /Inklusion-bei-der-Entwicklungshilfe/!5101594
   DIR [5] /Global-Disability-Summit/!6080217
   DIR [6] /Global-Disability-Summit/!6080134
   DIR [7] /UN-Behindertenrechtskonvention/!5017242
   DIR [8] /Kommentar-Behindertenrechtskonvention/!5579425
   DIR [9] /Global-Disability-Summit-Entwicklungszusammenarbeit-braucht-Barrierefreiheit/!6076334
   DIR [10] /USA-nach-Trump-Wiederwahl/!6054178
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Fründt
       
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