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       # taz.de -- Israelische Bodenoffensive in Gaza: Hunderttausende auf der Flucht
       
       > Das israelische Militär weitet seine Bodenoffensive im Norden des
       > Gazastreifens aus. Im Süden rücken Truppen auf Rafah vor. Hunderttausende
       > suchen Schutz.
       
   IMG Bild: Zelte in Gaza-Stadt, nachdem die israelische Armee die Evakuierung des nördlichen Gaza-Streifens angeordnet hat (24.3.2025)
       
       Kairo/Tel Aviv/Gaza reuters/dpa/taz | Das [1][israelische Militär weitet
       seine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens aus], um nach eigenen
       Angaben eine größere Pufferzone entlang der Grenze zu schaffen. In den
       vergangenen Stunden habe man damit begonnen, im Viertel Schedschaija in
       Gaza-Stadt Einsätze durchzuführen, um die „Sicherheitszone“ zu erweitern,
       teilte die Armee am Morgen mit. Dabei seien zahlreiche Terroristen
       „eliminiert“ und Infrastruktur der islamistischen Hamas zerstört worden.
       Vor und während der Angriffe ermögliche die Armee die Evakuierung von
       Zivilisten über vom Militär organisierte Routen, hieß es weiter.
       
       Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor eine deutliche Ausweitung der
       Einsätze angekündigt. Ziel sei es, „das Gebiet von Terroristen und
       Terror-Infrastruktur zu säubern“, hieß es in einer Mitteilung. Darin war
       auch die Rede von der Eroberung umfangreicher Gebiete, die israelische
       „Sicherheitszonen“ werden sollten.
       
       Im Gazastreifen suchen derweil Hunderttausende Schutz vor der neuen
       israelischen Offensive. Sie fliehen vor den Truppen, die am Donnerstag auf
       [2][die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden der
       palästinensischen Region] vorrückten. Auch aus dem Norden der Küstenregion
       wurden israelische Angriffe gemeldet. Die Gesundheitsbehörde im
       Gazastreifen meldete, in den vergangenen 24 Stunden seien mindestens 97
       Menschen getötet worden.
       
       ## „Rafah ist weg, es wird ausgelöscht“
       
       Rafah, ein wichtiger Grenzübergang zu Ägypten, soll Teil einer
       Sicherheitszone werden, die das Militär besetzen will. Rafah „ist weg, es
       wird ausgelöscht“, schilderte ein Familienvater die Lage mittels einer
       Chat-App. „Sie reißen alles nieder, was an Häusern und Eigentum übrig
       geblieben ist“, berichtete der Mann, der aus Angst vor Konsequenzen
       namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Er
       zählt zu den Hunderttausenden, die aus Rafah ins benachbarte Chan Junis
       geflohen sind.
       
       Mindestens 20 Palästinenser seien bei einem Luftangriff im Morgengrauen auf
       einen Vorort von Gaza-Stadt im Norden getötet worden, teilte die
       Gesundheitsbehörde mit. Mehr als 27 Menschen seien auch bei einem
       Luftangriff auf ein Schulgebäude in Gaza gestorben. In der Schule hätten
       Vertriebene Schutz gesucht, erklärte die von der radikal-islamischen Hamas
       kontrollierte Behörde. Das israelische Militär teilte dagegen mit, der
       Angriff habe wichtige palästinensische „Terroristen“ getroffen.
       
       Hunderte von Zivilisten verließen den Außenbezirk Schetschaia von Gaza.
       Israel hatte die Bevölkerung zum Verlassen der Region aufgefordert. Einige
       Vertriebene trugen ihre Habseligkeiten auf dem Rücken, andere auf
       Eselskarren, Fahrrädern oder in Lieferwagen.
       
       ## Palästinenser fürchten dauerhafte Vertreibung
       
       Israel hat seine langfristigen Ziele für die Sicherheitszone offengelassen.
       Die Bewohner der Gemeinden im nördlichen und südlichen Rand des
       Gazastreifens wurden aufgefordert, diese Gebiete zu verlassen. Viele
       fürchten, Israel wolle diese Bereiche dauerhaft entvölkern und damit
       Hunderttausende obdachlos machen. Zudem haben die Truppen existenzielle
       Ressourcen wie landwirtschaftliche Flächen und Wasserversorgung
       beschlagnahmt.
       
       Seit Ablauf der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens Anfang März
       blockiert Israel Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Die UN warnen mit
       Blick auf eine drohende Unterversorgung der 2,3 Millionen Einwohner des
       Gazastreifens vor einer humanitären Katastrophe.
       
       Trotz der angespannten Lage zeichnete sich [3][keine Bewegung bei den
       Bemühungen um eine Reaktivierung der Feuerpause] ab. Die Hamas lehnte es
       ab, auf einen von Israel unterbreiteten Gegenvorschlag einzugehen.
       Stattdessen pochte die palästinensische Gruppierung auf die ursprünglichen
       Vereinbarungen. Israel hatte nach zweimonatiger Feuerpause am 18. März die
       Kämpfe wieder aufgenommen. Hamas und Israel beschuldigten sich gegenseitig,
       Abmachungen nicht eingehalten zu haben.
       
       ## Hamas hält noch immer 59 Geiseln gefangen
       
       Die Hamas hält [4][noch immer 59 Geiseln gefangen, wobei unklar ist, wie
       viele von ihnen noch am Leben sind]. Israel fordert, die Lebenden
       freizulassen und die Leichen der Gestorbenen zu übergeben, dann könne der
       Waffenstillstand verlängert werden. Erklärtes Ziel von Netanjahu ist die
       Vernichtung der Hamas. Die Hamas jedoch will die Geiseln nur freilassen,
       wenn zuvor ein dauerhaftes Ende des Krieges vereinbart wird.
       
       Der Krieg begann mit einem Angriff der Hamas auf israelische Gemeinden am
       7. Oktober 2023, bei dem Bewaffnete nach israelischen Angaben 1.200
       Menschen töteten und mehr als 250 Geiseln nahmen. Nach Angaben der
       Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sind bei der israelischen Offensive
       dort bislang mehr als 50.000 Palästinenser ums Leben gekommen.
       
       4 Apr 2025
       
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       Angehörigen aus dem Gazastreifen erreicht. Israel weitet seine Offensive in
       Gaza aus.