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       # taz.de -- Wettbewerbsverzerrung in der EU: Strafen über 700 Millionen Euro für Apple und Meta
       
       > Die IT-Konzerne Apple und Meta haben ihre Plattformen nicht geöffnet, wie
       > es die EU-Gesetze verlangen. Ihre Reaktion klingt wie von Donald Trump.
       
   IMG Bild: Mit 3-D-Brille kann man sich die Welt aussuchen, die einem gefällt
       
       Brüssel taz | Mitten im [1][Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump] geht
       die Europäische Union nun gegen zwei große US-amerikanische Digitalkonzerne
       vor. Der iPhone- und Computer-Hersteller Apple soll 500 Millionen Euro und
       die Facebook-Mutter Meta 200 Millionen Euro Strafe zahlen. Die Firmen
       hätten gegen [2][das Internet-Gesetz Digital Markets Act (DMA)] verstoßen,
       teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit.
       
       Es ist das erste Mal, dass die EU Strafen nach dem DMA verhängt. Das 2022
       erlassene Gesetz verpflichtet große Internetkonzerne unter anderem dazu,
       ihre Plattformen für Konkurrenten zu öffnen. Bei Verstößen kann Brüssel
       Geldbußen von bis zu 10 Prozent des Konzernumsatzes verhängen. Die nun
       verkündeten Strafen bleiben allerdings weit unter dem, was damit möglich
       wäre. Warum das so ist, blieb offen.
       
       Die für Digitalpolitik zuständigen EU-Kommissare Teresa Ribera und Henna
       Virkkunen wollten ihre Entscheidung nicht – wie sonst üblich – persönlich
       vorstellen und begründen. Sie ließen sich entschuldigen, angeblich aus
       Termingründen. Beobachter in Brüssel gehen jedoch davon aus, dass die
       Kommissare versuchen, einer Konfrontation mit Trump auszuweichen. Der
       [3][US-Präsident hat seine Zölle auch mit angeblich unfairen EU-Gesetzen
       begründet].
       
       Mit dem Zollstreit und der Handelspolitik hätten die Bußgelder absolut
       nichts zu tun, betonte ein Kommissionssprecher. Es gehe einzig und allein
       darum, die Verbraucher vor Wettbewerbsverzerrungen im Internet zu schützen.
       Apple wird für seine restriktive Politik im firmeneigenen App Store
       abgestraft. Meta soll mit seinem Abo-Modell für Facebook und Instagram
       gegen EU-Regeln zum Datenschutz und zur Wahlfreiheit verstoßen haben.
       
       ## „Milliardenschwerer Zoll“
       
       Apple kündigte an, Beschwerde gegen die EU-Entscheidung einzulegen. Sie
       schade dem Datenschutz und der Sicherheit der Nutzer, hieß es am Apple-Sitz
       in Cupertino. Meta äußerte sich ebenfalls äußerst kritisch und deutete
       einen Zusammenhang mit den Einfuhrhürden an. „Es geht hier nicht nur um
       eine Geldstrafe. Die Kommission zwingt uns, unser Geschäftsmodell zu
       ändern, indem sie Meta einen milliardenschweren Zoll auferlegt.“
       
       Zufrieden zeigten sich dagegen Verbraucherschützer und Software-Experten.
       Tim Sweeney, Chef des Videospiele-Entwicklers Epic Games, bezeichnete die
       Entscheidung als „gute Nachricht für Software-Entwickler weltweit“. Epic
       Games hat Apple und Google wegen der Geschäftspraktiken ihrer App Stores
       verklagt. [4][In den USA war die Firma damit teilweise erfolgreich], nun
       punktet sie auch in der EU.
       
       Zustimmung kommt auch von Augustin Reyna, dem Chef des europäischen
       Verbraucherschutzverbands Beuc. Die Konsumenten hätten mehr Auswahl
       verdient, sagte er. „Apple und Meta hatten reichlich Zeit, sich an den DMA
       zu halten, haben dies jedoch hinausgezögert und versucht, die Regeln zu
       ihrem Vorteil zu verdrehen.“ Beuc hatte sich mehrfach über Meta beklagt und
       mehr Datenschutz gefordert.
       
       ## Ein Gesetz für alle
       
       Im Europaparlament sprachen sich Abgeordnete aller Fraktionen für härtere
       Maßnahmen gegen die US-Konzerne aus. „Nur wenn wir unsere Gesetze
       entschlossen durchsetzen, werden wir [5][Europas digitale Souveränität]
       sichern“, sagte Katarina Barley, die binnenmarktpolitische Sprecherin der
       Europa-SPD. „Auch die mächtigsten Digitalkonzerne stehen nicht über dem
       Gesetz“, erklärte ihr CDU-Kollege Andreas Schwab.
       
       Unklar ist, wie es nun weitergeht. Apple und Meta können die Zahlung der
       Bußgelder mit ihren Beschwerden hinauszögern. Doch was passiert, wenn sich
       Trump einschaltet und den DMA mit dem Zollstreit vermengt? Dann müsse die
       EU hart bleiben, meint Bernd Lange (SPD), der Chef des mächtigen
       Handelsausschusses im Europaparlament: „Die Einhaltung unserer Gesetze ist
       keine Verhandlungsmasse.“
       
       Allerdings ist die EU auch auf eine Lösung im Zollstreit angewiesen.
       [6][Trump hat Einfuhrgebühren gegen Aluminium, Stahl und Autos verhängt und
       weitere Aufschläge angekündigt]. Die EU-Kommission hat hingegen ihre
       bereits beschlossenen Gegenmaßnahmen zurückgestellt, um Verhandlungen zu
       ermöglichen. Bisher zeigt Trump der EU aber die kalte Schulter. Nun könnte
       eine Einigung noch schwerer werden.
       
       23 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Unabhaengigkeit-der-US-Zentralbank/!6083791
   DIR [2] /Digital-Markets-Act-und-Lobbyismus/!6042829
   DIR [3] /EU-Regeln-im-Visier/!6063404
   DIR [4] /Entscheidung-in-den-USA/!6041659
   DIR [5] /Reaktion-auf-US-Zoelle/!6077524
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       ## AUTOREN
       
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