URI: 
       # taz.de -- BSW bei der Bundestagswahl: Wagenknecht bleibt stur
       
       > Das BSW reicht Einspruch beim Bundestag ein: Es fordert eine
       > Neuauszählung der Wahl vom 23. Februar. Bis zu einer Entscheidung kann es
       > lange dauern.
       
   IMG Bild: Knappe Kiste: Die Co-Parteivorsitzende Amira Mohamed Ali mit Unterlagen für den Wahleinspruch
       
       Berlin taz | Am Mittwoch lud das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ die Medien zum
       Fototermin. Nicht Sahra Wagenknecht selbst, sondern Co-Parteichefin Amira
       Mohamed Ali legte am Mittag beim Wahlprüfungsausschuss des Bundestags
       offiziell Einspruch gegen das Ergebnis der Bundestagswahl ein. Sie reichte
       die entsprechenden Unterlagen dafür am letztmöglichen Tag ein – genau zwei
       Monate nach der Wahl.
       
       [1][Für das BSW war das Wahlergebnis vom 23. Februar sehr bitter.] Es kam
       auf 4,981 Prozent der Stimmen und scheiterte damit denkbar knapp an der
       Fünfprozenthürde. Nur 9.500 Stimmen fehlten, um in den Bundestag
       einzuziehen. Dort hatte das BSW zuletzt mit zehn Abgeordneten, die Ende
       2023 aus der Linkspartei ausgetreten waren, als Gruppe gesessen. Die Partei
       fordert eine Neuauszählung. [2][Das Bundesverfassungsgericht und das
       Verwaltungsgericht Hessen wiesen entsprechende Eilanträge jedoch ab.]
       
       Beim Bundestag sind bereits mehr als 880 Einsprüche gegen die Wahl
       eingegangen. Über diese Eingaben berät der Wahlprüfungsausschuss,
       anschließend stimmt der Bundestag ab. Sollte er den Einspruch des BSW
       ablehnen, kann die Partei beim Bundesverfassungsgericht noch eine
       Wahlprüfungsbeschwerde einlegen. Doch das Verfahren kann sich lange
       hinziehen, denn der Wahlprüfungsausschuss kann sich so lange Zeit lassen,
       wie er will – im Zweifel sogar bis zum Ende der Legislaturperiode.
       
       „Wir glauben nicht, dass wir betrogen wurden oder dass manipuliert wurde“,
       betonte BSW-Co-Chefin Mohamed Ali gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
       „Wir glauben, dass Fehler passiert sind.“ So geht das BSW davon aus, dass
       die Namensähnlichkeit mit der Kleinpartei „Bündnis Deutschland“ viele
       Wahlhelfer verwirrt habe, und dass unter den als ungültig gewerteten
       Stimmen auch viele „falsch gezählte BSW-Stimmen“ gewesen seien.
       
       ## Wagenknecht machte sich zuletzt rar
       
       Tatsächlich wurden dem BSW bei der Verkündung des amtlichen Endergebnisses
       nachträglich über 4.000 Stimmen zugesprochen, die zunächst übersehen und
       erst bei der Überprüfung der Wahlergebnisse aus den einzelnen Wahlbüros
       gefunden wurden. Solche Fehler kommen bei jeder Bundestagswahl vor. Doch
       das BSW ist überzeugt, die Fünfprozenthürde zu nehmen, wenn alle 95.109
       Wahlurnen und Briefwahlbezirke noch einmal ausgezählt würden. Das sei
       dringend geboten, meint BSW-Generalsekretär Christian Leye. „Noch nie“ sei
       eine Partei in Deutschland so knapp an der Fünfprozenthürde
       entlanggeschrammt. Das könne Zweifel an der Demokratie befördern.
       
       Wäre das BSW in den Bundestag eingezogen, hätte das gravierende
       Konsequenzen gehabt. Eine Regierung aus Union und SPD wäre nicht möglich
       gewesen. Friedrich Merz hätte einen weiteren Koalitionspartner suchen und
       wohl auf die Grünen zugehen müssen. Zugleich hätte sich zu AfD und
       Linkspartei noch eine dritte Oppositionspartei gesellt.
       
       Parteigründerin Wagenknecht hatte ihre politische Zukunft an den Einzug in
       den Bundestag geknüpft. Davon wollte sie nach dem knappen Ergebnis zwar
       nichts mehr wissen, dennoch macht sie sich seitdem rar. Schon am Wahlabend
       blieb sie der „Berliner Runde“ fern. Auch ihre Rede am „politischen
       Aschermittwoch“ sagte sie ab. Im Spiegel erklärte sie zuletzt, dass sie
       jetzt mehr Zeit für sich brauche und endlich wieder ein Buch lesen wolle.
       Besonders ambitioniert klang das nicht.
       
       Doch nun meldet sie sich wieder zu Wort. Wagenknecht fordert, zu den
       geplanten Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945 im
       Bundestag auch Vertreter Russlands einzuladen. [3][Russische Vertreter
       auszuschließen], wie es das Auswärtige Amt empfohlen habe, sei
       „geschichtsvergessen“, sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur
       (dpa). Das „schade dem internationalen Ansehen Deutschlands“, so die
       BSW-Parteichefin.
       
       23 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /BSW-verpasst-Einzug-in-den-Bundestag/!6071934
   DIR [2] /BSW-Eilantraege-abgelehnt/!6075690
   DIR [3] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundestag-weltkriegsgedenken-russland-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
   DIR BSW
   DIR Regierungsbildung
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Bundestag
   DIR Russland
   DIR Social-Auswahl
   DIR Kolumne Materie
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Thüringen
   DIR Brandenburg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Schicksal vom Bündnis Sahra Wagenknecht: Vielleicht werden wir das BSW schon bald vermissen
       
       In Ostdeutschland hat jeder Zehnte das Bündnis Sahra Wagenknecht gewählt.
       Wen wählen diese Menschen, falls die Partei bald untergehen sollte?
       
   DIR Streit um Umgang mit der AfD: Schwarz-Rot sucht nach gemeinsamer Linie
       
       Soll man AfDler als Ausschussvorsitzende zulassen? Union und SPD wollen
       sich über den Umgang mit der radikal Rechten Partei im Bundestag
       verständigen.
       
   DIR Machtkämpfe beim BSW: Thüringer Wirsing-Rochade
       
       Auf dem Thüringer BSW-Landesparteitag treten Anke Wirsing und Matthias
       Bickel gegen den aktuellen Vorstand an. Unterstützung kommt von ganz oben.
       
   DIR Lehrkräftemangel in Brandenburg: Non scholae sed vitae discimus
       
       Geht es nach SPD und BSW, müssen Lehrer*innen in Brandenburg künftig
       wöchentlich eine Stunde mehr unterrichten. Die GEW will das nicht
       hinnehmen.