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       # taz.de -- Probleme mit der Perimenopause: Mit Hokuspokus gegen das Hormonchaos
       
       > Frauen mit Zyklusproblemen kämpfen mit Symptomen, die nur wenige ernst
       > nehmen. Wer Hilfe sucht, braucht Geld, Geduld und manchmal eine
       > Wünschelrute.
       
   IMG Bild: Wenn nichts mehr hilft, was dann?
       
       Ich sitze im Wartezimmer einer Ärztin, die sich gut [1][mit Hormonen]
       auskennen soll. Vor mir steht ein Becher mit Kräutertee. „Schön, dass du da
       bist!“, lese ich auf dem Untersetzer und rutsche nervös auf meinem Sessel
       herum. Ich höre leise Stimmen aus dem Behandlungsraum, während ich an der
       Garderobe einen echten Pelzmantel entdecke.
       
       Ich bin hier, weil ich schon länger nach Hilfe suche. Wenn ihr euch fragt,
       was mir fehlt, könnte ich jetzt eine ganze Liste an Symptomen aufzählen, zu
       denen Stimmungsschwankungen, trockene Haut und Herzrasen gehören, ich
       könnte es aber auch kurz machen und sagen: Das Schlimmste daran ist, dass
       ich mich manchmal tage-, nein wochenlang nicht wie ich selbst fühle, aber
       dennoch funktionieren muss.
       
       Die Diagnose: [2][Perimenopause]. Nach landläufiger Meinung bin ich damit
       etwas früh, allerdings erwog jüngst eine US-Studie, dass deutlich mehr
       Frauen zwischen 30 und 45 unter Wechseljahresbeschwerden leiden könnten,
       als bisher gedacht. Aber selbst wenn die Studie falsch liegt, gibt es ja
       noch das gute, [3][alte Prämenstruelle Syndrom], von dem wir fast alle ein
       Lied singen können.
       
       Wenn ich darüber nachdenke, kenne ich eigentlich keine einzige Frau in
       meinem Alter, die nicht irgendwelche Probleme mit ihrem Zyklus hat. Die
       einen klagen über eine außergewöhnlich starke Periode, während andere ewig
       auf sie warten müssen, wieder andere berichten von Hüftschmerzen,
       Panikattacken, depressiven Verstimmungen, Brustschmerzen, Hitzewallungen
       oder Schlaflosigkeit, gegen die man bis vor Kurzem höchstens etwas
       Mönchspfeffer verschrieb.
       
       ## Lieber Kinderwunsch als Menopause
       
       Doch seit einiger Zeit tut sich etwas in puncto Frauengesundheit. Mit einer
       neuen, selbstbewussten Generation, die nicht mehr bereit ist, still vor
       sich hin zu leiden, wächst der Druck auf die Forschung. Die jahrelang
       verpönte Hormonersatztherapie gilt dank bioidentischer Hormone mehr oder
       weniger als rehabilitiert. Medfluencer teilen ihr Wissen und
       FemTech-Start-ups ersinnen immer neue Produkte, die gegen hormonelle
       Beschwerden helfen sollen.
       
       Diese Entwicklung ist Segen und Fluch zugleich. Denn nun gibt es zwar
       unzählige Hilfsangebote, aber wer hat schon das Fachwissen, um sie
       einschätzen zu können, oder genügend Zeit und Geld, um sich
       durchzuprobieren. Es hilft nichts: Eine Expertin muss her, aber da sich die
       Gynäkologie hierzulande fast schon zwanghaft auf Geburten fokussiert,
       dauert es meist ewig, bis man jemanden findet, der sich auskennt.
       
       Ja selbst die Endokrinologie, die auf Hormone spezialisiert ist, scheint
       sich lieber mit dem Kinderwunsch zu befassen als mit der Menopause. Und so
       werden bei einem diffizilen Problem ratzfatz Hormone von der Stange
       verschrieben, es sei denn, man zahlt privat, womit wir ganz eindeutig bei
       einer Zweiklassenmedizin sind, die eine Gesetzliche wie ich nur mithilfe
       einer – Achtung! – mütterlichen Finanzspritze überwinden kann, aber selbst
       damit ist nur das Basispaket leistbar.
       
       Aber lohnt sich das auch? Zumindest in meinem Fall ist es ein Erlebnis.
       Denn wer kann schon von sich behaupten, im Schein einer riesigen
       Salzkristalllampe gleichzeitig Coaching- und Hormontipps zu bekommen? Und
       etwas Hokuspokus ist es auch, als die Ärztin mit einer Art Wünschelrute
       über meinen Körper fährt.
       
       „Zu Hause machen Sie dann noch einen Hormonspeicheltest“, verordnet sie,
       der mir ein Fläschchen niedrig dosiertes Progesteron und ein ganzes
       Bataillon an Vitaminpräparaten beschert. Das Resultat: erstaunlich Positiv.
       Kostenpunkt: wollt ihr nicht wissen.
       
       25 Apr 2025
       
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