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       # taz.de -- Ruanda gedenkt des Völkermordes: „Fahrt zur Hölle“, sagt der Präsident
       
       > Zum Gedenken an den Völkermord an den Tutsi 1994 verbittet sich Präsident
       > Paul Kagame jede ausländische Kritik. Ruander müssen notfalls kämpfen,
       > warnt er.
       
   IMG Bild: Ruandas Präsident Paul Kagame und die First Lady entzünden die Gedenkflamme an der zentralen Völkermordgedenkstätte in Kigali
       
       Berlin taz | Zum Auftakt des Gedenkens an den Völkermord an Ruandas Tutsi
       1994 hat Präsident Paul Kagame am Montag seine Landsleute aufgerufen,
       keinem äußeren Druck nachzugeben. „Niemand darf euch vorschreiben, wie ihr
       euer Leben leben sollt“, erklärte er auf der [1][zentralen
       Gedenkveranstaltung] in der Hauptstadt Kigali. Direkter wandte er sich an
       ausländische Kritiker, die Ruanda Sanktionen androhen: „Ich werde jedem ins
       Gesicht sagen: Fahrt zur Hölle.“
       
       Kagames über weite Strecken sehr introspektiver Auftritt auf der relativ
       intim gehaltenen Gedenkveranstaltung wirkte fast wie ein Abschied des
       ehemaligen Tutsi-Guerillaführers, dessen RPF (Ruandische Patriotische
       Front) 1994 die Hutu-Regierung bezwang, die zuvor ab dem Abend des 6. April
       1994 über eine Million Menschen in einem organisierten [2][Völkermord an
       den Tutsi] umgebracht hatte. Die RPF regiert Ruanda bis heute, Kagame ist
       seit 2000 Staatspräsident; vergangenes Jahr wurde der mittlerweile
       67-jährige mit 99,2 Prozent der Stimmen [3][wiedergewählt].
       
       Die Welt erlebe eine „grausame Gegenwart“, in der nicht mehr Fakten
       zählten, sondern „das, was einem gerade Spaß macht“, konstatierte Kagame.
       Diese „grausame Gegenwart“ sei nicht zu trennen von der „dunklen
       Vergangenheit“ des Völkermords. „Man wird entweder zwischen beidem
       zerdrückt und hört auf zu existieren, oder man steht auf und kämpft. Wenn
       man aufsteht und kämpft, droht man vielleicht zu sterben. Aber wenn nicht,
       stirbt man auf jeden Fall“, erläuterte er: „Warum nicht im Kampf sterben
       statt sowieso sterben?“
       
       ## „Ihr gebt uns nichts, aber schlagt auf uns ein“
       
       Mehrere Länder haben die Zusammenarbeit mit Ruanda ausgesetzt, weil es
       Kongos Rebellenbewegung [4][M23 (Bewegung des 23. März)] unterstützt. Zu
       dieser Haltung sagte Kagame: „Ihr gebt uns nichts, aber schlagt für alles
       auf uns ein. Das ist die Welt zwischen dunkler Vergangenheit und grausamer
       Gegenwart.“
       
       Der Historiker und Minister Jean-Damascène Bizimana hatte zuvor in seiner
       Rede ausgeführt, die ehemalige Kolonialmacht Belgien habe Ruanda gezielt
       „zerstört“ und die Kolonialmächte insgesamt hätten Ruanda auch
       „verkleinert“: früher hätten die kongolesischen Distrikte Masisi und
       Rutshuru zu Ruanda gehört. Diese Gebiete sind heute M23-Territorium.
       
       Auf einer [5][internationalen Konferenz am Wochenende in Kigali] hatte es
       geheißen, die DR Kongo biete gesuchten Tätern des Völkermordes sowie ihrem
       Gedankengut Schutz. Nach Angaben der ruandischen Generalstaatsanwalt, die
       [6][die Tageszeitung New Times zitiert], hat Ruanda seit 2007 1147
       Haftbefehle gegen flüchtige Völkermordtäter in 33 Ländern ausgestellt; nur
       62 seien vor Gericht gekommen. 408 der 1147 befänden sich in der DR Kongo.
       
       In Ruanda beginnt jedes Jahr am 7. April ein 100-tägiges Gedenken an den
       Völkermord an den Tutsi 1994, dem nach offiziellen Angaben über eine
       Million Menschen zum Opfer fielen. Zum Auftakt des Gedenkens unter dem
       Motto [7][„Kwibuka“] entzündet der Präsident traditionelle eine Flamme an
       der zentralen Gedenkstätte in Kigali.
       
       7 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/live/W2a_aglYPRs
   DIR [2] /Schwerpunkt-Voelkermord-in-Ruanda/!t5013600
   DIR [3] /Wahlen-in-Ruanda/!6023542
   DIR [4] /Offensive-der-M23-Rebellen-in-Kongo/!6065298
   DIR [5] https://www.newtimes.co.rw/article/25455/news/kwibuka/rwanda-urges-global-action-against-genocide-denial-and-ideology
   DIR [6] https://www.newtimes.co.rw/article/25467/news/kwibuka/31-years-later-rwanda-remembers
   DIR [7] https://x.com/KwibukaRwanda
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Völkermord in Ruanda
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