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       # taz.de -- Präsidentenwahl in Rumänien: Rechts außen ganz vorn
       
       > In Rumänien geht die vom Verfassungsgericht annullierte Präsidentenwahl
       > am 4. Mai wieder in die erste Runde. Chancen auf einen Sieg hat George
       > Simion.
       
   IMG Bild: Wiederholung der Wahlen in Rumänien: aussichtsreicher Kandidat ist George Simion, Vorsitzender der AUR
       
       Berlin taz | Das [1][Rennen um das höchste Staatsamt in Rumänien] ist
       eröffnet. Elf Kandidaten werden am 4. Mai auf den Wahlzetteln stehen. Eine
       Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten soll am 18. Mai stattfinden.
       Die besten Chancen, Präsident zu werden, hat der Kandidat der
       rechtsradikalen Allianz für die Vereinigung der Rumänen (AUR), George
       Simion. Umfragen zufolge würden für ihn etwa 40 Prozent der
       Wahlberechtigten stimmen.
       
       Im Dezember 2024 hatte das Verfassungsgericht [2][die zweite Runde der
       Wahlen annulliert] und den vorhersehbaren Sieg des parteilosen
       Rechtsextremisten Călin Georgescu verhindert. In der Begründung hieß es,
       Georgescu habe sich unlauterer Wahlkampfmethoden bedient und sei auf Tiktok
       von einer „fremden Macht“ unterstützt worden. Derzeit wird gegen ihn wegen
       Verschleierung der Wahlkampffinanzierung ermittelt. Seine erneute
       Kandidatur wurde abgelehnt.
       
       Nach der annullierten Wahl hatte AUR-Chef Simion verkündet, nur
       [3][Georgescu] als den legitimen Kandidaten des „souveränistischen“ Lagers
       zu unterstützen. Nachdem die Bewerbung Georgescus fehlgeschlagen war,
       entschloss sich Simion, als Kandidat anzutreten. Er hofft, nicht nur von
       Georgescus Wählern unterstützt zu werden, sondern auch von jenen aus dem
       Lager der rechtsradikalen Parlamentsparteien SOS-Rumänien und Partei der
       Jungwähler (POT).
       
       ## Simion ist Fan von Trump
       
       Rivalitäten prägen auch das ultrarechte Lager. Bezeichnend dafür sind die
       Stimmen jener, die den Anspruch Simions als alleinigen Vertreters der
       vaterländischen und ultrakonservativen Kräfte anzweifeln. Die schrillsten
       Gegner Simions gehören einer xenophoben Vereinigung mit dem Namen „Eminescu
       lebt durch uns“ an. Mit Berufung auf das geistige Erbe des rumänischen
       Nationaldichters Mihai Eminescu wird in der rechtsradikalen Szene seit
       Jahrzehnten antisemitisch und xenophob agitiert. Auch in einem Appell der
       Vereinigung, die Simion als eine „Gefahr für unsere Verfassung“ bezeichnet.
       
       Vertreter der Vereinigung „Eminescu lebt durch uns“ waren in den letzten
       Jahren durch antisemitische und antiisraelische Aktionen aufgefallen.
       Simion, heißt es in dem Appell, beabsichtige, 800.000 Israelis die
       rumänische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Dies stehe im Widerspruch zur
       Verfassung.
       
       Simion, der sich auf US-Präsident Donald Trump beruft, für
       protektionistische Maßnahmen plädiert und verspricht, gegen den
       bürokratischen Schraubstock der EU-Eliten aus Brüssel vorzugehen, hat unter
       seinen Mitbewerbern mehrere Nachahmer gefunden. Einer ist Victor Ponta, der
       von 2012 bis 2015 sozialdemokratischer Premier und wegen
       Korruptionsskandalen zurückgetreten war. 2018 gründete er seine eigene
       Partei. Später trat er erneut den Sozialdemokraten bei, wurde jedoch
       ausgeschlossen, nachdem er bekannt gab, als Unabhängiger bei den
       Präsidentschaftswahlen anzutreten.
       
       ## Sind Überraschungen zu erwarten?
       
       Als Trump-Fan ist Ponta jedoch nur eine weniger überzeugende Kopie
       Simions. Seine Unterstützer, etwa 20 Prozent, kommen aus dem Umfeld
       enttäuschter Sozialdemokraten. Diese stehen dem Bündnis der
       Regierungsparteien aus der Sozialdemokratischen Partei (PSD), der
       National-Demokratischen Partei (PNL) und dem Demokratischen Verband der
       Rumänienungarn (UDMR) skeptisch gegenüber. Der Kandidat dieser Allianz ist
       der Liberale Crin Antonescu – laut Umfragen bei etwa 15 Prozent.
       
       Wie Ponta und Simion lehnt er es ab, nach dem Krieg rumänische Soldaten zur
       Friedenssicherung in die Ukraine zu schicken. Gleichzeitig will er die
       Ukraine weiterhin „logistisch und politisch“ unterstützen, was das rechte
       Lager um Simion ablehnt. Mit einem nationalkonservativen Diskurs versucht
       Antonescu, Stimmen im „souveränistischen“ Lager zu fischen.
       
       Unter den elf Anwärtern befinden sich die Kandidatin der neoliberalen Union
       Rettet Rumänien (USR), Elena Lasconi, und der unabhängige Oberbürgermeister
       von Bukarest, Nicuşor Dan. Lasconi, die 2024 mit Georgescu in die zweite
       Runde der dann annullierten Wahl einzog, käme nur noch auf knapp 4 Prozent.
       In einer Kehrtwendung hat die USR der eigenen Parteichefin und Kandidatin
       die Unterstützung entzogen und erklärt, sich für Nicuşor Dan einsetzen zu
       wollen.
       
       Dan (bei etwa 17 Prozent) könnte eine der großen Überraschungen der
       Abstimmung werden. Falls sich die Umfragen bewahrheiten, stünden sich im
       zweiten Wahlgang entweder Simion und Dan oder Simion und Ponta gegenüber.
       
       13 Apr 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR William Totok
       
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