URI: 
       # taz.de -- Peruanischer Bergführer gegen RWE: Kläger hält Gerichtsexperten für befangen
       
       > Eigentlich sollte am Montag ein Urteil im Klimaprozess gegen RWE fallen.
       > Nun gibt es aber Vorbehalte gegen den Gutachter des Gerichts.
       
   IMG Bild: Klimaklage: Der Bergführer Saul Luciano Lliuya klagt gegen das Energieunternehmen RWE
       
       Berlin taz | Am kommenden Montag sollte ein erstes Teilurteil im Prozess
       des peruanischen Bergführers Saúl Luciano Lliuya gegen den RWE-Konzern
       gesprochen werden. Nun hat das Gericht den Termin auf Ende Mai verschoben:
       Die Klägerseite hält den Gutachter des Gerichts für befangen und hat
       dementsprechend einen Befangenheitsantrag gestellt. Das teilte das Gericht
       am Mittwoch mit.
       
       Lliuya verklagt RWE, weil er den Konzern dafür mitverantwortlich macht,
       dass sein Haus von einer Überschwemmung bedroht ist. [1][Über seiner
       Heimatstadt] schwillt ein Gletschersee aufgrund der Erderhitzung an, die
       RWE durchs jahrzehntelange Kohle-Verbrennen mitverursacht hat. Sollte es zu
       einem Fels- oder Eissturz kommen, argumentieren Lliuyas Anwält*innen,
       könnte eine Flutwelle Lliuyas Haus beschädigen oder zerstören.
       
       Ob dieses Risiko tatsächlich besteht, [2][war vor wenigen Wochen Gegenstand
       zweier Verhandlungstage]. Das Gericht hatte einen Gutachter bestellt, den
       Darmstädter Geotechnik-Professor Rolf Katzenbach. In seinem Gutachten
       stellte er fest, dass eine Überflutung von Lliuyas Haus „praktisch
       unmöglich“ sei. Selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall fließe das Wasser
       langsam und mit höchstens 20 Zentimetern Höhe.
       
       Lliuyas Anwältin Roda Verheyen machte diese Einschätzung „fassungslos“:
       Katzenbach sei offensichtlich kein Experte fürs Hochgebirge. Er
       unterschätze die durch die Erderhitzung wachsende Gefahr durch Felsstürze
       und tauenden Permafrost. Das Gutachten der Klägerseite errechnet ein
       Flutrisiko von 30 Prozent in den nächsten 30 Jahren.
       
       ## Gutachter und Kläger wollen sich nicht äußern
       
       Von einer Befangenheit Katzenbachs war während der Prozesstage allerdings
       nicht die Rede. Was die Klägerseite Katzenbach vorwirft, ist nicht bekannt.
       Er wollte sich gegenüber der taz nicht zum Befangenheitsantrag äußern, auch
       die Klägerseite gibt keine Auskunft. Darauf hätten sich alle
       Prozessbeteiligten geeinigt, teilten Katzenbach und die NGO Germanwatch
       übereinstimmend mit. Germanwatch unterstützt die Klägerseite.
       
       Lliuya will, dass RWE für Schutzmaßnahmen in Huaraz bezahlt. Damit ist die
       Klage [3][die erste ihrer Art], weil es nicht um die Einhaltung von
       Klimazielen geht, sondern um konkreten Schadenersatz. Sollte Lliuya
       gewinnen, könnten auch andere Leute fossile Konzerne auf Schadensersatz
       verklagen. CO2 auszustoßen würde plötzlich sehr, sehr teurer.
       
       9 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ein-Bauer-gegen-RWE/!6075911
   DIR [2] /Klimaklage-gegen-RWE/!6076998
   DIR [3] /Mit-dem-Gesetz-gegen-die-Klimakrise/!6075902
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Klimaklage gegen RWE
   DIR Überschwemmung
   DIR Klimaschutzziele
   DIR Klimaklage
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Klimaklage in den Niederlanden: Milieudefensie gegen Shell – der nächste Akt
       
       Erneut geht die NGO gegen den Fossil-Giganten vor. Diesmal soll die
       Inbetriebnahme von 700 geplanten neuen Öl- und Gasfeldern verhindert
       werden.
       
   DIR Russisch gehaltene Immobilien in Tirol: Den Oligarchen gefällt es in Kitzbühel
       
       Mit Tricks schaffen es reiche Russen und Putin-Freunde, ihre Villen in
       Österreich trotz EU-Sanktionen zu behalten. Eine Rolle dabei spielt Zypern.
       
   DIR Klimaklage in Frankreich: Bündnis gegen Regierung
       
       Ein Bündnis verklagt die französische Regierung, damit diese mehr für die
       Anpassung an Klimafolgen tut. Es ist EU-weit der erste Prozess dieser Art.
       
   DIR Stromverbrauch explodiert durch Hitze: Erneuerbare auf Rekordhoch, Emissionen auch
       
       Erneut ist der Anteil erneuerbarer Energiequellen am weltweiten Strommix
       leicht gestiegen. Aber auch der Bedarf steigt, und mit ihm der CO2-Ausstoß.