URI: 
       # taz.de -- Keine Förderung mehr für Bikesharing: Am falschen Ende gespart
       
       > Der Berliner Senat will Bikesharing-Förderung auslaufen lassen. Das ist
       > schlecht für die Verkehrswende und für Menschen in den Randbezirken der
       > Stadt.
       
   IMG Bild: Instabile Verkehrswende: Berlins Senat will Leihrad-Förderung beenden
       
       Die weiten Strecken auf dem Fahrrad zurückzulegen, ist anstrengend in einer
       Großstadt wie Berlin – komplett darauf zu verzichten aber noch mehr. Gut,
       dass die Entscheidung gar nicht nötig ist, weil es schließlich Alternativen
       wie Bikesharing gibt: das kurzfristige Ausleihen von Fahrrädern in der
       Nähe.
       
       Ausgerechnet in Berlin wird das in Zukunft schwieriger, denn der Vertrag
       zwischen dem Leihradanbieter Nextbike und dem Senat läuft Ende Juni aus.
       Das Leihradsystem Nextbike mit Sitz in Leipzig gibt es weltweit in über 300
       Städten, in Berlin seit 2017. Es ist das einzige Leihradangebot, das vom
       Land gefördert wird – weshalb die Räder nicht nur in der Innenstadt,
       sondern auch in den weniger rentablen Außenbezirken ausgeliehen und
       abgegeben werden. Noch: Denn „vor dem Hintergrund der schwierigen
       Haushaltslage“ will die Verkehrsverwaltung den Wettbewerb um das
       öffentliche Fahrradverleihsystem nicht erneut ausschreiben.
       
       In den Außenbezirken spielt Bikesharig eine wichtige Rolle für die „letzte
       Meile“, die Strecke zwischen Wohnung und nächster Bahnstation. Hier muss
       Nextbike nach Förderende Stationen rückbauen und hat auch bereits
       angekündigt, die Fahrtkosten zu erhöhen. Bisher kostete eine Fahrt bis 15
       Minuten 1 Euro, zukünftig sind es 1,50 Euro. Besonders betroffen vom
       Sparkurs sind somit Menschen, die oft erst an den Stadtrand gedrängt
       wurden, weil das Wohnen dort noch bezahlbar ist.
       
       Kritik an der Sparpolitik des schwarz-roten Senats kommt etwa von den
       Grünen. Verkehrssprecherin Oda Hassepaß kommentiert: „Während die CDU
       erbittert um jeden Pkw-Parkplatz kämpft, hängt sie leichtfertig Tausende
       Menschen ab.“ Sie verweist auf die schleppenden oder gar fehlenden
       Radverkehrsprojekte in Berlin.
       
       Dabei sollte das Leitbild der autogerechten Stadt spätestens angesichts der
       Klimakrise doch der Vergangenheit angehören. Berlin als deutsche Hauptstadt
       müsste in Sachen nachhaltiger Stadt ähnlich wie Paris beispielhaft
       vorangehen: das Auto aus der Stadt verbannen. Hierdurch würden nicht nur
       Emissionen eingespart, sondern die Menschen profitierten auch von besserer
       Lebensqualität wie saubere Luft. Auch die Zahl der Verkehrstoten könnte
       sinken.
       
       Neben dem ÖPNV gehört dazu eben auch ein breit ausgebautes Radverkehrsnetz.
       Und zu beidem kann gerade Bikesharing einen wichtigen Beitrag leisten,
       indem zusätzliche Strecken abgedeckt und ans Bahnnetz angeschlossen werden.
       Im Innerstädtischen wiederum könnten problematische Strecken durchs
       kurzfriste Umsteigen aufs Fahrrad entlastet werden. Wer hier auf dem
       Fahrrad sitzt, überfüllt keine Bahn. Man muss kein großer Fahrradfreund
       sein, um das gut zu finden.
       
       Und selbst wer ausschließlich auf dem eigenen Rad fährt, profitiert davon.
       Denn Bikesharing kurbelt das Fahrradfahren in der Stadt an, was langfristig
       die Infrastruktur verbessert und Fahrraddiebstählen entgegenwirkt. Denn
       mehr Mobilitätsangebote senken den Bedarf und sicherere
       Abstellmöglichkeiten erschweren den Diebstahl.
       
       Subventioniertes Bikesharing ist in verschiedenen deutschen Großstädten –
       Hamburg oder Köln etwa – etabliert. In Hamburg gibt es das Stadtrad, in
       Köln Nextbike. Je nach Anbieter und Abo sind die ersten 30 Minuten
       kostenlos.
       
       Mit der Einsparung beim Bikesharing geht Berlin gegen den Trend. Dabei
       wurde das Angebot gut angenommen, wie die Mobilitätszahlen zwischen 2018
       und 2023 zeigen. Laut Fahrradverband ADFC hat sich die Zahl der
       Bikesharer:innen „mehr als verdoppelt“. Der Berliner Senat spart an
       Stellen, die die Gesellschaft nachhaltig und inklusiver gestalten würden,
       und sorgt damit für einen Rückschritt in der sozial-ökologischen
       Verkehrswende.
       
       2 May 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johanna Weinz
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Stadtland
   DIR Schwerpunkt Radfahren in Berlin
   DIR Förderung
   DIR Verkehrswende
   DIR Mobilität
   DIR Mobilitätswende
   DIR Nextbike
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
   DIR Nextbike
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Förder-Aus für Nextbike in Berlin: Radlos am Stadtrand
       
       Berlin stellt die Förderung von Nextbike ein. Die Folge: Das Angebot wird
       ausgedünnt und teurer. Für die VerfechterInnen der Mobilitätswende ein
       Desaster.
       
   DIR Fahrradleihsystem Nextbike: Der Stadtrand wird abgehängt
       
       Ab Juli will der Berliner Senat die Förderung für das Fahrradleihsystem
       Nextbike einstellen. Berlins Außenbezirke sind davon besonders betroffen.
       
   DIR Sparpläne in Berlin: Alles wieder zurecht gekürzt?
       
       Nach Protesten gegen die Kürzungen nimmt Schwarz-Rot einige
       Kürzungsvorhaben zurück. Doch die Finanzierung steht auf wackligen Füßen.
       
   DIR Kostenloses Leihradsystem: Eine extrem niedrig hängende Frucht
       
       Die Linken fordern, das Berliner Leihradsystem zu vergrößern und dabei
       kostenlos zu machen. Ein ebenso sinnvoller wie breit ignorierter Vorschlag.