# taz.de -- Pressefreiheit in der Türkei: Wieder zwei Journalisten festgenommen
> Zwei türkische Journalisten, die über die Verhaftung Ekrem İmamoğlus
> berichteten, wurden festgenommen. Der angebliche Grund: „Bedrohung und
> Erpressung“.
IMG Bild: Die türkische Polizei stellt sich gegen Demonstranten, die gegen die Verhaftung von Ekrem Imamoglu protestieren
Istanbul taz | In der Türkei sind am Donnerstagmorgen wieder zwei
oppositionelle Journalisten festgenommen worden. In einer dramatisch
einschüchternden Art und Weise wurden Timur Soykan und Murat Ağırel am
frühen Morgen von einem großen Polizeiaufgebot jeweils in ihren Wohnungen
aus dem Bett geholt. Timur Soykan ist Reporter der [1][Tageszeitung
Birgün], Murat Ağırel arbeitet für Cumhuriyet.
Beide sind bekannte Investigativjournalisten, die mehrfach über die
Vorwürfe gegen den seit nun mehr seit dem 19. März inhaftierten Istanbuler
Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu berichtet hatten. Offenbar sind sie
dadurch ins Fadenkreuz der Justiz geraten.
Der Istanbuler Generalstaatsanwalt, der auch schon [2][verantwortlich für
die Festnahme von insgesamt zehn anderen JournalistInnen] seit der
Verhaftung İmamoğlus verantwortlich zeichnet, wirft den beiden jetzt
festgenommen Journalisten „Bedrohung und Erpressung“ vor.
Im Zuge ihrer Festnahme wurden auch Computer, Kameras und anderes Gerät
beschlagnahmt. Beide Zeitungen, sowohl Cumhuriyet als auch Birgün erklärten
anschließend, es handele sich um falsche Vorwürfe als Vorwand für ihre
Festnahme. Begründet wurde die Festnahme mit Fluchtgefahr und der drohenden
Vernichtung von Beweisen. Beide können nun vier Tage in Polizeihaft
festgehalten werden, bevor sie einem Haftrichter vorgeführt werden müssen.
Sie wurden nach einer Untersuchung im Krankenhaus ins Hauptquartier der
Istanbuler Polizei gebracht.
## Justiz als Knüppel
Ihr Anwalt Enes Ermaner kritisierte die Festnahmen scharf. Er sagte, beide
Journalisten hätten bereits einen Termin bei der Staatsanwaltschaft gehabt,
wo sie freiwillig zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen Aussagen machen
wollten. „Die Festnahme von Menschen, die bereits einen Termin zu einer
Aussage vereinbart haben, ist nicht nur rechtswidrig, sondern zeigt auch
deutlich, dass hier eine Art Feindstrafrecht angewendet wird“, schrieb der
Anwalt auf X.
Auch Birgün und Cumhuriyet protestierten heftig gegen die Festnahmen ihrer
Kollegen. Birgün erklärte: „Unabhängig davon, welche Vorwände die Obrigkeit
vorbringt, wissen wir, dass der Hauptgrund für die Festnahme unserer
Freunde darin liegt, dass sie Schritt für Schritt die rechtswidrigen
Handlungen offengelegt haben, die seit der Festnahme İmamoğlus vollzogen
wurden“.
Der stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen CHP, Burhanettin
Bulut, sagte: „Das einzige Ziel derjenigen, die der Türkei die hässlichen
Bilder beschert und die Justiz als Knüppel benutzt haben, besteht darin,
Journalisten und die freien Medien einzuschüchtern“.
Die bislang seit dem Beginn der Proteste am 19. März [3][festgenommenen
JournalistInnen] sind mittlerweile alle wieder freigelassen worden, müssen
sich aber mehrfach in der Woche bei der Polizei melden und dürfen nicht
ausreisen. Gegen alle laufen weiter Ermittlungen.
10 Apr 2025
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## AUTOREN
DIR Wolf Wittenfeld
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