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       # taz.de -- Marode A100 in Berlin: Verzögertes Anknabbern
       
       > Am Freitag sollten die ersten Brocken fallen, dann wurde noch umgeplant.
       > Trotzdem soll die Ringbahnbrücke der Berliner A100 in rasch Geschichte
       > sein.
       
   IMG Bild: Noch steht der „Knabberer“ still
       
       Berlin taz | Eigentlich sollte hier geknabbert werden – nicht Chips oder
       Kekse, sondern Stahlbeton. Aber beim Vor-Ort-Termin, zu dem die Autobahn
       GmbH des Bundes am Freitagmittag eingeladen hat, stehen die Kauwerkzeuge
       des riesigen „Knabberers“ noch still. Die Betonabbruchzange – so der
       korrekte Terminus – soll nun erst gegen 19 Uhr beginnen, [1][die marode
       Ringbahnbrücke der A100] Biss für Biss zu zerlegen.
       
       Sicherheit gehe eben vor auf der eilig eingerichteten Großbaustelle
       gegenüber dem ICC, erklärt Ralph Brodel, Sprecher für den Bereich Nordost
       der Autobahn GmbH, den enttäuschten PressevertreterInnen. Und nun habe man
       kurzfristig entschieden, das Umfeld der als erstes abzubrechenden Teilrampe
       noch weiter abzusichern.
       
       Schließlich donnern schon mal tonnenschwere Brocken zu Boden, sobald der
       Knabberer zum Einsatz kommt. Ein Stück entfernt vom Aussichtspunkt, den die
       Bauherrin am Freitag eingerichtet hat, dort, wo die Brücke die Trasse der
       Ringbahn überspannt, wurden zum Schutz des Gleisbetts Holzbohlen und
       Stahlplatten auf die Schienen geschichtet und darüber riesige Haufen Sand
       geschüttet.
       
       ## Abrissspektakel per Livestream
       
       Aber auch abseits dieser besonders heiklen Stelle hat die Autobahn GmbH
       über 20.000 Tonnen Sand als „Fallbett“ unter der Brücke aufgehäuft: Damit
       die Arbeiten reibungslos ablaufen können, musste das Terrain angehoben und
       geebnet werden. All das kann schon seit über einer Woche [2][per Livestream
       verfolgt werden].
       
       Trotz der kleinen Verzögerung am Freitag stehe der bisherige Zeitplan
       weiterhin, erklärt Ralph Brodel. Innerhalb von zwei Wochen soll die alte
       Brücke in 11.000 Tonnen Schutt zerlegt und abtransportiert werden, über die
       Autobahn selbst und das übrige Straßennetz. Auch bei rund vier Sattelzügen
       pro Stunde seien „keine erheblichen Verkehrsprobleme zu erwarten“, heißt
       es. Am 28. April soll der S-Bahn-Verkehr zwischen Halensee und Westend
       wiederaufgenommen werden. So der Plan.
       
       Damit das klappt, muss allerdings auch die von der Autobahn GmbH
       beauftragte DEGES ihren Teil leisten: Sie ist für den zeitgleichen Abriss
       der Westendbrücke zuständig, mit der weiter nördlich die Verschwenkung der
       Stadtautobahn über die Bahntrasse wieder endet.
       
       ## Alles ist „hochdynamisch“
       
       Die deutlich kürzere und flachere Brücke war zwar im Gegensatz zur
       Ringbahnbrücke nicht akut einsturzgefährdet, hat aber ihre Lebenserwartung
       auch längst erreicht. Ihr Ersatz ist ebenso wie der vieler anderer Bauwerke
       rund um das Autobahndreieck Funkturm längst in Planung.
       
       „Hochdynamisch“ sei der Ablauf der ganzen Maßnahme, betont Sprecher Brodel
       mehrfach. „Wir machen hier in sechs Wochen, was normalerweise sechs Monate
       dauert.“ Dankenswerterweise habe man alle notwendigen Ausnahmegenehmigung
       in Rekordzeit erhalten. Die braucht es schon deshalb, weil 50 Arbeiter und
       20 Ingenieure rund um die Uhr arbeiten werden – nachts erhellen starke
       Scheinwerfer die Fläche.
       
       Eine Frage kann Brodel am Freitag nicht beantworten: Wann und vor allem wie
       lange der S-Bahn-Verkehr erneut unterbrochen wird, wenn die neue Brücke
       errichtet wird. Da alles nach aktuellem Planungsstand in zwei Jahren über
       die Bühne gehen soll, wird das eher früher als später ein Thema werden, das
       viele bewegt.
       
       11 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Marode-Autobahn-in-Berlin/!6080851
   DIR [2] https://www.youtube.com/live/_IavCsnv6_o
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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