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       # taz.de -- Feministische Berliner Wochenvorschau: Die privat erlebte Gewalt ist politisch
       
       > Mit roten Schuhen will eine neue Initiative auf jeden Femizid in Berlin
       > reagieren. Aktuell bereiten sie Aktionen in Moabit und in Neukölln vor.
       
   IMG Bild: Rote-Schuhe-Aktion zum Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am Rathaus Tiergarten
       
       Berlin taz | Sie sind ein weltweites Symbol für Protest gegen Gewalt
       geworden: Rote Schuhe, die wie verlassen auf Plätzen oder vor Gebäuden
       stehen. Die mexikanische Künstlerin Elina Chauvet hatte 2009 in ihrer
       Installation „Zapatos rojos“ in Ciudad Juarez solche rot eingefärbten
       Schuhe zum ersten Mal aufgestellt – und es seitdem an vielen anderen Orten
       wiederholt. Für sie steht jedes Paar Schuhe symbolhaft für einen Femizid,
       also einen Mord an Frauen, weil sie Frauen sind.
       
       Das Symbol ist so stark, dass Chauvet inzwischen viele Nachahmer*innen
       gefunden hat, die nun ebenfalls mit roten Schuhen auf Partnerschaftsgewalt
       aufmerksam machen.
       
       In Berlin kündigt eine Initiative jetzt an, das verstetigen zu wollen: „Wir
       versammeln uns in Folge eines jeden in Berlin verübten Femizid“, schreibt
       das Netzwerk, in dem sich vor allem Mitarbeiter*innen von Berliner
       Antigewalt-Projekten zusammengefunden haben. Nach jedem Femizid wollen sie
       rote Schuhe auf die Treppe vor dem Rathaus aufstellen, kündigten sie an.
       Und zwar jeweils vor dem Rathaus in dem Bezirk, in dem der Täter die Tat
       begangen hat.
       
       Am Mittwoch will die Initiative an eine Frau erinnern, die die Polizei am
       10. April leblos auf dem Beifahrersitz eines Autos in Moabit gefunden
       hatte. Die Polizei verdächtigt den 49-jährigen Fahrer, sie getötet zu
       haben. Für 12 Uhr rufen die Aktiven zum Protest und Erinnern vor dem
       Rathaus Moabit auf.
       
       ## Das nächste Gedenken: Britz
       
       Die nächste Aktion des Bündnisses zeichnet sich bereits ab: Das Gedenken an
       eine 37-jährige Frau, die am 17. April in Britz schwer verletzt im Hausflur
       gefunden wurde und kurze Zeit später starb. Die Polizei nahm ihren
       Ex-Partner als tatverdächtig fest. Es war ihm untersagt gewesen, sich der
       Frau und ihrem Haus zu nähern.
       
       „Wir sind fassungslos“, schreiben die Mitglieder der Initiative angesichts
       dieser weiteren Femizide in ihrem Aufruf. Am 7. Mai wollen sie vor dem
       Rathaus Neukölln rote Schuhe aufstellen. „StoP Neukölln“, ein
       nachbarschaftliches Präventionsprojekt für „Stadtteile ohne Partnergewalt“,
       will Beiträge für die Aktion bei ihrem kommenden, monatlichen Kieztreffen
       am Dienstagabend ab 17 Uhr in der Emser Straße 15 planen.
       
       Für die Rote-Schuhe-Initiative geht damit ein geradezu tödlicher April zu
       Ende. Begonnen hatten sie mit ihrer ersten [1][Aktion Mitte des Monats in
       Spandau]. Dort war am 3. April eine 56-jährige Frau tot in ihrer Wohnung
       gefunden worden. Tatverdächtig ist ein 60-jähriger Mann, der auch ihr
       Lebenspartner war.
       
       Die Initiative hatte zu einer Kundgebung vor dem Spandauer Rathaus
       aufgerufen und dort rote Schuhe, Blumen, Kerzen und Forderungen
       aufgestellt. Ihre Hoffnung ist, die Gewalt damit herausholen zu können aus
       dem Verborgenen, raus aus der Privatsphäre. Sie wollen die Struktur hinter
       dem Frauenhass aufzeigen – dass dies keine Einzelfälle sind, für die
       Betroffene individuelle Lösungen finden müssen.
       
       Und sie fordern von der Politik, diese Strukturen anzugehen und Femizide zu
       verhindern. Damit aufgestellte rote Schuhe in der Zukunft aus dem
       öffentlichen Raum wieder verschwinden können.
       
       28 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Femizide-in-Berlin/!6079238
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
       ## TAGS
       
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