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       # taz.de -- Rechtsextreme Gesänge an der Nordsee: Ein Angriff auf die Freiheit anderer
       
       > Die Verfahren nach dem Party-Video von Sylt zum Teil einzustellen, gibt
       > ein fatales Signal. Rassismus wird eben nicht selbstverständlich
       > bestraft.
       
   IMG Bild: Antifaschistischer Protest vor dem Pony Club in Kampen auf Sylt im sommer 2024
       
       Vor knapp einem Jahr grölten junge Menschen ausgelassen auf Sylt
       rassistische Parolen auf einer Party, was per Video dokumentiert ist. Die
       Tatsache, dass die Ermittlungen gegen drei von vier Beteiligten jetzt
       eingestellt werden, ist zutiefst schockierend. Es sind Entscheidungen wie
       diese, die das gesellschaftliche Gift des Rassismus langsam, aber spürbar
       normalisieren.
       
       Wer auf offener Straße „Ausländer raus“ brüllt, begeht keine betrunkene
       Dummheit, sondern verbreitet eine Drohung – gegen Menschen, die hier leben,
       arbeiten und dazugehören.
       
       [1][Für viele von uns mit Einwanderungsgeschichte] ist das kein Einzelfall.
       Es ist Alltag, angegafft, beleidigt und ausgegrenzt zu werden. Und nun
       erleben wir, dass selbst solche Hetze straflos bleiben soll. Wer solche
       Sprüche hört, fragt sich: Bin ich hier noch sicher? Gehören Menschen wie
       ich überhaupt dazu? Es sind nicht nur Worte – es ist ein Klima der
       Einschüchterung, das entsteht. Ein Klima, das Türen verschließt, Chancen
       nimmt und Vertrauen zerstört. Wer davon nicht betroffen ist, spürt es kaum.
       
       Für uns aber wird es zum ständigen Begleiter. Es ist ein Irrglaube, solche
       Ausfälle unter Meinungsfreiheit zu verbuchen. [2][Rassistische Hetze] ist
       kein Ausdruck von Freiheit – sie ist ein Angriff auf die Freiheit anderer.
       Und ein Angriff auf die Werte, für die dieses Land steht.
       
       Wenn Verfahren eingestellt werden, wird nicht Deeskalation erreicht,
       sondern Ermutigung: für jene, die längst bereitstehen, ihre Feindseligkeit
       noch hemmungsloser auszuleben.
       
       Wer heute schweigt, [3][wenn auf Sylt gegrölt wird], wird sich morgen
       fragen müssen, warum offene Anfeindungen in der Öffentlichkeit wieder
       zunehmen. Demokratie und Menschenrechte sind nichts Selbstverständliches –
       sie müssen jeden Tag neu verteidigt werden. Die Einstellung der
       Ermittlungen mag juristisch nachvollziehbar sein. Politisch und
       gesellschaftlich ist sie hingegen eine Katastrophe. Denn sie sendet die
       falsche Botschaft zur falschen Zeit: Dass Rassismus auf deutschen Straßen
       eben doch geduldet wird.
       
       29 Apr 2025
       
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