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       # taz.de -- Marode Brücken: Sanierungsbedarf im dreistelligen Milliardenbereich
       
       > Viele Brücken in Deutschland sind in einem schlechten Zustand. Eine
       > Studie warnt, die Lage sei noch dramatischer als angenommen.
       
   IMG Bild: Mehr Brücken sind sanierungsbedürftig als angenommen: Abrissarbeiten an der maroden Berliner Westendbrücke
       
       Berlin dpa | Der Bund unterschätzt den Sanierungsstau bei den maroden
       Brücken in Deutschland einer Erhebung zufolge deutlich. Insgesamt sind
       [1][einer Studie der Organisation Transport & Environment (T&E)] zufolge
       rund 16.000 Brücken in Bundeshand baufällig. T&E ist ein europäischer
       Dachverband nichtstaatlicher Organisationen, die sich nach eigenen Angaben
       für nachhaltigen Verkehr einsetzen.
       
       „Wird die Sanierung dieser Brücken verschleppt, dann sind sie anfälliger
       für Verschleiß, was mittelfristig zu noch höheren Kosten führt“, teilte die
       Organisation mit. Auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene müssen nach
       T&E-Berechnungen bis zu 100 Milliarden Euro in den Ersatzneubau von Brücken
       investiert werden.
       
       Schon jetzt führt die überalterte Infrastruktur dazu, dass Bauwerke immer
       wieder kurzfristig gesperrt werden müssen. Jüngstes Beispiel ist die
       sogenannte Ringbahnbrücke auf der A100 im Westen Berlins. Sie ist seit
       Mitte März dicht, weil sich ein Riss im Tragwerk vergrößert hatte. Derzeit
       wird das Bauwerk von 1963 abgerissen – dann soll ein Neubau folgen. Wann
       die neue Brücke steht, ist offen. Die Ringbahnbrücke gehört zu einem der
       wichtigsten Verkehrsknoten in Deutschland – dem Autobahndreieck Funkturm.
       Auf kommunaler Ebene ist die Carolabrücke in Dresden der wohl prominenteste
       Fall. Die Brücke stürzte im September 2024 in Teilen in die Elbe.
       
       „Dass viele Brücken im deutschen Straßennetz in einem schlechten Zustand
       sind, war schon lange absehbar“, schreibt T&E in dem Bericht. „Viele
       Brücken, oft in den 1970er Jahren gebaut, sind ursprünglich auf eine
       geringere Belastung ausgelegt worden.“
       
       ## Vor allem in Stadtstaaten sind die Brücken in schlechtem Zustand
       
       T&E bemängelt vor allem, dass das Verkehrsministerium in seinem
       Brückenmodernisierungsprogramm von 2022 nicht das gesamte Autobahnnetz in
       den Blick nimmt. Dem Sanierungsplan des Ministeriums zufolge sollen in
       einem Zeitraum von zehn Jahren 4.000 Brücken im Kernnetz stark belasteter
       Autobahnen saniert werden. Langfristig sollten weitere 4.000
       Autobahnbrücken folgen.
       
       T&E kommt auf deutlich höhere Zahlen: „Insgesamt müssen 5.905 Brücken, 24
       Prozent der Brückenfläche im Bundesfernstraßennetz, ersetzt werden. Weitere
       10.240 Brücken sind so stark belastet, dass wahrscheinlich ein Ersatzneubau
       nötig ist, eventuell kann allerdings auch durch Verstärkung Abhilfe
       geschaffen werden.“
       
       Dabei sei der Zustand der Brücken nicht überall gleich schlecht. „Besonders
       betroffen sind [2][die Stadtstaaten Berlin], Hamburg und Bremen, in denen
       viele Brücken deutlich über ihre ursprüngliche Auslegung belastet sind.“ In
       Nordrhein-Westfalen sei der Anteil der Brückenfläche, die neu gebaut werden
       müsse, doppelt so hoch wie in Bayern. Die Brücken in den ostdeutschen
       Flächenländern seien hingegen „zu großen Teilen in den 90er Jahren
       errichtet und schon damals auf höhere Verkehrslasten ausgelegt“ worden.
       
       ## „Triage bei der Modernisierung von Straßenbrücken“
       
       „Wir wissen eigentlich genau, welche Brücke schnell saniert werden muss“,
       sagte Benedikt Hey von T&E Deutschland. „Doch das Verkehrsministerium hinkt
       den Notwendigkeiten so weit hinterher, dass die Autobahn GmbH inzwischen
       eine Triage bei der Modernisierung von Straßenbrücken durchführt. Das ist
       absurd und teuer, denn jede verschleppte Sanierung kostet in Zukunft noch
       viel mehr.“
       
       T&E [3][fordert von der künftigen Bundesregierung] unter anderem, dass
       Sanierung und Instandhaltung Vorrang vor dem Bau neuer Autobahnen und
       Bundesstraßen haben müssten. Zudem müssten Bund und Länder den Kommunen
       mehr Geld für die Infrastruktur geben. Grundlage der T&E-Berechnungen sind
       unter anderem Daten der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen.
       
       16 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.transportenvironment.org/te-deutschland/articles/t-e-warnt-vor-triage-bei-der-brueckensanierung?utm_source=T%26E+News&utm_campaign=12c8a2839b-EMAIL_CAMPAIGN_2025_04_15_04_00&utm_medium=email&utm_term=0_-12c8a2839b-380004071&mc_cid=12c8a2839b&mc_eid=bbfc4709b0
   DIR [2] /Marode-Infrastruktur-in-Berlin/!6071734
   DIR [3] /Infrastruktur-Sondervermoegen/!6073531
       
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